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613897_0139E_moskalskaja_o_i_deutsche_sprachges...doc
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58. Der komplexe Satz. Allgemeines

Schon die ersten althochdeutschen Sprachdenkmaler enthalten verschie­ne Typen komplexer Salze. Daraus kann man schlieЯen, dass der komple­Satz in den germanischen Sprachen bereits in der vorliteranschen Zeit istierte. Der Beginn der schriftlichen Tradition sowie die althochdeutsche riginaldichtung und die Ьbersetzung der lateinischen gelehrten und kleri-len Prosa mьssen zur weiteren Entwicklung der komplexen Satze heige­igen haben

Die Anzahl der Modelle von Satzverbindungen und Satzgefьgen ist im Ithochdeutschen natьrlich viel geringer als in der deutschen Gegenwarts-rachc; ihre Struktur ist weniger bestandig. Gerade dieses Teilgebiet der mlax ist in der Folgezeit durch rasche Entwicklung und standige Vervoll-imnung gekennzeichnet.

5°. Die Satzverbindung

Die Salzverbindung hat im Althochdeutschen ebenso wie in der Gegen-insspruche zwei Hauptmodelle:

l \ Die konjunktionslose Salzverbindung, deren Teilsдtze nur durch Into-Hion miteinander verbunden sind:

Sang uuas gisungan, fJutg uuas hiqunnan. Bluot skein in uuangon: Spilдdun ther Vrankan.

"Der Hymnus war gesungen, die Schlacht war begonnen, das Blut stieg die Wangen: die Franken kamen in Schwung'.

2) Die Satzverbindung mit konjunktionaler Verbindung der Teilsatze: Tlianдn thц Zacharias uuard gilruobit tlia-j sehenti. inti forhta anafiel uo.:/ inan Zacharias war verwirrt, das sehend, und Furcht ubertiel ihn'.

Die gebrauchlichsten Konjunktionen, die die Einzelmodelle der konjunk->nalen Salz Verbindung im Althochdeutschen kennzeichnen, sind inti 'und'. h und'. M>l 'auch', doh 'doch', abur 'aber', odo oder'.

Die Zahl der koordinierenden Konjunktionen ist im Althochdeutschen

noch ziemlich gering. Die Konjunktionen dienen hauptsдchlich zur Herstel­lung der anreihenden (kopulativen) und der entgegenstellenden (adversati­ven) Verbindung zwischen den Teilsatzen. Der Ausdruck kausaler und fina­ler Verbindungen zwischen den Teilsatzen der Satzverbindung (vgl. in der deutschen Gegenwartssprache: denn, folglich, daher, darum, infolgedessen u. a.) ist dem Althochdeutschen nicht eigen.

§ 60. Das Satzgefьge

Das Althochdeutsche besitzt Gliedsalze fьr alle Satzglieder, d. i Sub­jekt-, Objekt-, Prдdikativ-, Adverbial- und Attributsatze. Subjektsдtze

a) Der Gliedsatz umschreibt eine Person und wird durch das Relativpro- nomen ther. thiu, tka$ oder das unflektierte thie eingeleitet (im Hauptsat/ stehen oft die Korrelate: ther, thie, er u. a.):

Arstorbana sint thie thдr suohtun thes knehtes sela 'Gestorben sind (die­jenigen), die dem Knaben nach dem Leben trachteten'.

b) Der Gliedsatz hat generelle Bedeutung und wird durch das Relativ pronomen sц hwer sд 'wer' eingeleitet:

Sц hwer so sьganti farah forstilit inti thes giwuiuuin wirdit, gelte sol Hl "Wer ein saugendes Ferkel stiehlt und dessen ьberfuhrt wird, soll drei Sohdi bezahlen'.

c) Der Gliedsatz beschreibt ein Geschehen und wird durch die Konjunk tion thay 'dass' eingeleitet:

Uuas thц is giuuortan in anderemo samba^tage, tha$ her gieng in thie samanunga inti lerta 'Es geschah am nдchsten Sonnabend, dass er in eine Versammlung ging und dort lehrte'

Prдdikativsдtze

Prдdikativsдtze sind im Althochdeutschen nicht hдufig: sie werden durch das Relativpronomen ther. thiu, tha-, oder das unflektierte thiu eingeleitet:

IM3 ist, then sie zellent 'Das ist (derjenige), den sie nennen'.

Objektsдtze

a) Berichtende Objektsatze werden durch die Konjunktion tha^ 'dass' eingeleitet:

Thu weist, thay ih thih minnцn 'Du weiЯt, dass ich dich hebe'.

b) Fragende Objektsatze ohne Fragewort werden durch die Konjunktion oba 'ob' eingeleitet:

Oha her suntig ist ni HMJ Ob er sundig ist, weiЯ ich nicht'.

c) Fragende Objektsдtze werden auch durch Relativpronomen hwer 'wer', hwaj 'was', huuelih 'welcher' oder durch Relativadverbten eingeleitet:

Her fragen gtstuont fцhem uuortum, hwer sinfater wдri

Er begann mit wenigen Worten zu fragen, wer sein Vater gewesen sei Quдmun sie thд inti gisдhun uttдr her uuoneta 'Da kamen sie und sahen wo er lebte'.

Attributsдtze

a) Die meisten Attributsatze werden durch das Relativpronomen ther, thiu. tha$ oder das unflektierte ihie eingeleitet:

Inti sie ni forsluontun tha$ uuart, tha-, her sprьh zi in 'Sie verstanden nicht die Worte, die er zu ihnen sagte'.

b) Wenn das Bezugswort einen Gedanken, ein Gefьhl, eine ДuЯerung bezeichnet, wird der Attributsatz durch die Konjunktion tha$ eingeleitet:

Framquam gibot Jon themo abmalten keisure, fha$ gibrieuit vvurdi al tht w umbiuuerft 'Es wurde von dem allmдchtigen Herrscher der Befehl er­lassen, dass in der gesamten Gegend die Volkszдhlung vorgenommen wer­den sollte'.

Adverbialsдtze

I Temporalsдtze; sie werden durch temporale Konjunktionen thц, thar, sц. 'da', also 'als', mit thiu. 'als', 'wahrend', after thiu. 'nachdem' u. a. eingeleitet:

Thд Herцdes gtsah uuanta her bitmgan uuas, balg sih harto 'Als Hero-des sah. dass er betrogen war, wurde er sehr zornig'.

Sц tha-, uuard al gendiцt, korцn uualda sin god 'Als das alles beendet war. wollte Gott ihn prьfen'.

Inn after thiu her (5 al farlцs, uuard hungar strengi in them lantsceft "Und nachdem er alles durchgebracht hatte, begann in dieser Landschaft groЯer Hunger'.

2. Lokalsдtze: sie werden durch das Relativadverb thдr 'da' eingeleitet:

Farames thoh thдr er si 'Gehen wir (dorthin), wo er ist'. -V Kausalsдtze: sie werden durch die Konjunktionen uuanta weil', bi-"weif oder durch die Verbindung beider Konjunktionen - bithiu uuan-uuanta bithiu sowie durch die Konjunktionen mit thiu u. a. eingeleitet:

Bithiu sie ni habetun vvurzalun furthorretun 'Da sie (die Samen) keine irzeln hatten, verdorrten sie'.

4. Finalsдtze; sie werden durch die Konjunktionen Aflg 'dass' und so 15 'so dass' eingeleitet:

Mit hanton sinen ruorta thes betelдres ougon. tha-, er sid tnohti scouuцn •r berьhrte mit seinen Hдnden die Augen des Bettlers, damit dieser seit rserZeit sehen konnte'.

5. Bedingungssдtze; sie werden durch die Konjunktionen ibu, oba 'wenn' igeleitet:

Oba thд uuas mugis, hilf uns Wenn du etwas (tun) kannst, hilf uns'.

6. Vergleichssatze

a> Vergleichssatze der Gleichheit werden durch die Konjunktionen vovц. sц sama sц, sц selp sц "wie* eingeleitet:

Thiu ih sprihu. sцsц mir iher faxer quad, sц sprichu "Ich sage es so, wie mir der Vater es sagte';

b) Vergleichssдtze der Ungleichheit werden durch die Konjunktion dum ne 'als' eingeleitet:

Minnцst thь mih fdu mer. thunne thin gmo^ ander:' 'Liebst du mich um vieles mehr als deine anderen Genossen?'

7 Konzessivsatze; sie werden durch dte Konjunktionen doh doch', ob ouh 'wenn auch' u. a. eingeleitet:

Ni mag ih. thoh ih wolle 'Ich kann nicht, obwohl ich will'. Ob ih ouh irsturbi. nt uuas. ther mih bidulbi Wenn ich auch sterben wurde, gibt es niemanden, mich zu begraben'.

Entwicklung der subordinierenden Konjunktionen. Der Entwicklung stand des komplexen Satzes und die Tendenzen seiner Entwicklung kцnnen am System der althochdeutschen subordinierenden Koniunktionen beurteilt werden. Dieses System vereinigt in sich:

I) bestandige Elemente - eine Anzahl wohlentwickeltcr. sehr gebrauchli­cher Konjunktionen, die scharf umnssenc Satzmodelle prдgen, und 2) be­wegliche Elemente - neugebildele oder im Werden begriffene Konjunktio­nen, die miteinander konkurrieren, einander manchmal verdrangen und erst allmдhlich modellpragend werden.

Als Beispiele bestandiger Elemente im System der subordinierenden Koniunktionen seien hier genannt:

I Die Konjunktion tha-, dass'; es ist eine erlдuternde Konjunktion, die zahlreiche Objekt-, Subjekt- und Attnbutsatze prдgt. Sie bleibt in dieser Funktion auch in der deutschen Gegenwartssprache erhallen.

  1. Die Konjunktion der Bedingungssatze ibu, obe 'wenn' (wohl vom ahd. iba Zweifel', Bedingung'); obwohl sie in der neuhochdeutschen Zeit durch die Konjunktionen wenn, falls verdrangt wurde, besitzt sie im Althochdeut­schen alle Eigenschaften einer wohlentwickelten stabilen Konjunktion; sie hat eine scharf umnssene Bedeutung, ist sehr gebrauchlich, prдgt ein be­stimmtes Modell - das Modell der Bedingungssдtze.

  2. Die fragende Konjunktion oba ob' Sie stammt wahrscheinlich auch vom ahd iba 'Zweifel'. 'Bedingung', ist aber in althochdeutscher Zeit schon streng von der Konjunktion ibu. oba 'wenn' geschieden und prдgt einen bestimmten Modeilkreis: Objekt-, Subjekt- und Attributsдtze, die eine indi­rekte Frage enthalten

  3. Die temporalen Konjunktionen; im Althochdeutschen wie in der deut­schen Gegenwartssprache bilden sie ein System fьr sich, in dem verschiede­ne Typen zeitlicher Verhaltnisse einander gegenьberstehen. Nur ein Teil dieser Konjunktionen bleibt in der Gegenwartssprache erhalten: thц da' .also 'als'. er 'ehe', sц ofto sц sooft"

Viele althochdeutsche temporale Konjunktionen wurden in der Folgezeit h neue Konjunktionen verdrangt; doch liegen den neuen. \ie ablцsenden junktionen dieselben zeitlichen Korrelationen zugrunde. Vgl. ahd. mil - nhd. wдhrend, ahd. unzan - nhd. bis. ahd. цfter thiu - nhd. nachdem. Venden wir uns aber den beweglichen Elementen im Sysiem der alt-ideutschen subordinierenden Konjunktionen zu. so zeugen ihre Unhestan-;cil im Gebrauch sowie ihre Vieldeutigkeit davon, dass viele Gliedsatz-lypen noch im Werden begriffen sind

In verschiedenen althochdeutschen Sprachdenkmдlern werden hдufig in derselben Bedeutung verschiedene Konjunktionen gebraucht Es isl anzuneh­men, dass es Neubildungen einzelner Territorialdialekle sind, von denen keine einzige Neubildung allgemeinere Verbreitung gefunden hat. So ist die Kon­kretion mit thiu als . wahrend' sehr hдufig in der Ubersetzung des Evange­liums von Tatian. Sie wird in diesem Sprachdenkmal sowohl in ihrer Grund­bedeutung, d. h. als temporale Konjunktion, als auch in anderen Bedeutungen (k*usal konzessiv) gebraucht. In den Sprachdenkmдlern anderer Territorial-dialektc kommt diese Konjunktion dagegen Uberhaupt nichl vor; an ihrer Stel­le finden wir die temporalen Konjunktionen sц, sar. thц, thдr. ihanne.

Noch bezeichnender ist. dass in ein und demselben Sprachdenkmal oft verschiedene Konjunktionen ohne jeglichen Bedeutungsunterschied ge­hraucht werden. Das ist dadurch zu erklaren, dass der Entstehung eines Glied-«atzmodells Versuche vorausgingen, das betreffende Subordinationsverhalt-nis auszudrucken, und dass diese Versuche noch nicht zu einem definitiven Ergebnis geluhrt hatten.

Es konkurrieren ?um Beispiel die temporalen Konjunktionen der Gleich­zeitigkeit miteinander sц, also, sдr, thц, thдr. tltanne 'als', 'wдhrend', die h.juh e nebeneinander in einem Sprachdenkmal gebraucht werden

In den Kausalsдtzen konkurrieren die gleichbedeutenden Konjunktionen bi sinn und uuanta 'weil'. AuЯerdem konnten kausale Bedeutung die tempo­ralen Konjunktionen sц. also, nь, sit annehmen. In der Ubersetzung des Evan­geliums von Tab an wurde zum Beispiel die temporale Konjunktion mit thiu In kausaler Bedeutung gebraucht.

Das Schwanken im Gebrauch der Konjunktionen und die Konkurrenz der Konjunktionen fьhrte manchmal zur Verbindung beider Konjunktionen, die einander ergдnzten und prдzisierten. Es kam zum Beispiel oft die Ver­bindung zweier Konjunktionen bithtu uuanta oder uuanta bithiu vor. Auch die gleichbedeutenden Temporalkonjunklionen und sдr 'als', 'sobald' Wurden bald einzeln, bald in der Verbindung sдr sц gebraucht

An den althochdeutschen Sprachdenkmдlern kann man auch den Wer­degang neuer subordinierender Konjunktionen und somit neuer Satzmo-dcllc verfolgen.

I niversalisierung von Konjunktionen. Ein typischer Vorgang ist die Umversalisierung einzelner Konjunktionen mit abstrakter Bedeutung und die Verbreitung dieser Konjunktionen auf mehrere Gliedsatztypen. Es ent­wickelt sich zu einer universellen Konjunktion tha^ 'dass'. Dank ihrer ah-akten Bedeutung wird diese Konjunktion nicht nur als erlдuternde Kon­junktton in Subjekt-. Objekt- und Attributsдtzen, sondern auch in Final-. Kausal-. Konzessiv-und Bedingungssдtzen gebraucht Selbstverstдndlich ist die universelle Konjunktion mos 'dass" nicht imstande, den Typ der Subor­dination in jedem dieser Satztypen auszudrucken; sie dienl bloЯ zur Angabe der Subordination als solcher. Daher werden der Konjunktion ntflj dass in verschiedenen Satztypen mil der Zeit verschiedene Ergдnzungen angefьgt, a) in den Finalsдtzen wird neben dem einfachen ^5 die Konjunktion zi ihm Дtg gebraucht, die die Finale Bedeutung eindeutig zum Ausdruck brachte; b» in den Konsekutivsдtzen wird neben dem einfachen thtty die Konjunktion u'i ilur-, gebraucht, die bis heute erhalten geblieben ist.

Bedeutungswandel im System der Konjunktionen. Ein anderer Vor­gang ist die Entwicklung neuer Konjunktionen durch Bedeutungswandel Auf diese Weise entwickeln sich bei den alten temporalen und lokalen Kon­junktionen neue abstraktere kausale, konditionale und konzessive Bedeu­tungen. Es entstehen auf diese Weise auf der Grundlage der temporalen Kon-junktioncn eine Reihe kausalkonsekutiver Konjunktionen Die gebrauchlich sie kausale Konjunktion bi ihm war zum Beispiel ursprunglich eine tempo­rale Konjunktion. Wцrtlich bedeutete bi thiu dabei', gleichzeitig (mit et­was) . in den Kausalsдtzen aber bekam sie die Bedeutung weil". Zwei Ge­schehen wurden also als Ursache und Folge gekennzeichnet, indem man darauf verwies, dass sie gleichzeitig stattfanden.

Auf дhnliche Weise werden auch die temporalen Konjunktionen mit thiu wahrend", sц. also. als', das Adverb in dieser Zeit*, jetzt' zum Aus­druck kausaler Verbindung gebraucht

  1. Mit thiu thanne nah ferro uuas. ьtsah man sin fater "Als er noch fern war. sah ihn sein Vater' (Temporalsatz).

  2. Mit thiu her ni habeia uuannдn eultt. utbцt man ther herro zi forkouf-anne Da er nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn zu verkaufen (Kau salsatz).

Dieselben Temporaikonjunktionen werden auch mit konzessiver Bedeu­tung gebraucht:

Ьuo theser buohstabe uueiy. mit thiu er sie ni terneta? 'Woher kennt er die Buchstaben, obwohl er sie nicht lernte?"

Sд suachet tr mih heiyi 10h harto agaleiy?. ni hilft! nah thiu Ua Obwohl ihr mich so eifrig sucht, wird euch eure Eile nicht helfen*.

Die temporalen Konjunktionen sц. also "als*, in thiu als*, wahrend' werden auch parallel zu oba. wenn' (vgl. S. 137) zum Ausdruck der Bedin­gung gehraucht Auch hier dient als Ausgangspunkt der Hinweis darauf, dass zwei Geschehen gleichzeitig stattgefunden haben, so dass ein Gesche­hen als Bedingung fьr das zweite Geschehen aufgefasst werden konnte:

Sц thu r/105 thanne giduas sц uuehsit thir tha$ muas in munde iah in muate Wenn du das machen wirst, wirst du Nahrung fьr deinen Mund und deine Seele bekommen*.

fcs ist kennzeichnend, dass auch die neue temporale Konjunktion wenn. die seit der mittelhochdeutschen Zeit gebraucht wird, denselben Entwick­lungsweg durchgemacht hat und auch in der Gegenwartssprache beide Be­deutungen in sich vereinigt. Auch das Korrelat so, das den Hauptsatz mit dem Bedingungssatz in der Gegenwartssprache hдufig verbindet, geht auf die temporale Konjunktion ahd. zurьck.

Als produktiv erwies sich im Deulschen auch der Ausdruck der kausalen Verbindung durch Angabe der Gleichzeitigkeit der Geschehen. Die heutige Konjunktion weil entwickelte sich auch aus der temporalen Konjunktion die-weil wahrend', "solange' (< die Weile, ahd hwtla), die in dieser Bedeutung bis zum IS Jh gebraucht wurde

Auf die alten lokalen Konjunktionen geht das kausale da. ahd. thдr zu­rьck, das sich seinerseits aus dem Adverb thдr entwickelte. Dieses Adverb hatte lokale und temporale Bedeutungen, also 'dort' und "da*.

a) thдi als lokale Konjunktion:

..in dhea chicheiyssenun lantseaf dhдr honec endi miluh sprtnganl...'in ■M gelobte Land, wo Honig und Milch flieЯen'.

b) thдr als temporale Konjunktion:

Яitluu ntnduat sih Itter muat. thдr ih tu zellu dos gwW 'Warum offnen sich nicht ihre Herzen, da ich zu euch vom Guten spreche?'

Auch in der Gegenwartssprache vereinigen die Konjunktion und das Adverb da lokale und temporale Bedeutung. Die kausale Bedeutung von da konnte sich sowohl aus der temporalen Bedeutung (vgl S 140 f.) als auch aus der lokalen Bedeutung dort', unter diesen Umstдnden' entwickeln Der kausale Gebrauch von thдr da' kommt schon im Althochdeutschen vor und verbreitet sich im Mittel- und Frьhneuhochdeutschen weiter.

fi 61. Die Wortstellung im Gliedsatz

Die Freistellung des Prдdikats, die in der Gegenwartssprache eines der prдgenden Merkmale des Gliedsatzes ist, gilt im Althochdeutschen noch durch aus nicht als Regel Doch kam sie in den Gliedsдtzen schon hдufig vor

Thu weist. ;/wj ih thih nunnцn Du weiЯt, dass ich dich hebe'.

Die Stellung des Prдdikats im Gliedsatz ist jedoch noch ziemlich frei. Sie ist von der Stellung der anderen Satzglieder abhдngig, die ebenso wie im einlachen Satz vor allem von der kommunikativen Satzperspektive bestimmt wird Daher kцnnen verschiedene Satzglieder des Gliedsatzes die Schlьss­elung im Satz einnehmen, wahrend das Prдdikat ihnen vorangehl:

fk gihцrta dar seggen, dat sih urhettun .rnon muntin Hiltthrant enti Hadu-brant untar heriun tuem Ich habe sagen hцren, dass sich Hildebrand und Hadubrand einmьtig angesichts beider Heere zum Kampf erhoben'.

Inti mit thiu her uuard giuuortan zuelif iдro, gifulten tagun mit thiu sie heim wurbun 'Und als er zwцlf wurde, kam fьr sie die Zeit, in die Heimat zurьckzukehren'.

Da die Endstellung des Prдdikats mir in Gliedsдtzen vorkommt, wird sie

allmдhlich /um Prдgemittcl des Gliedsatzes.

Auch die Teile des zusammengesetzten Prдdikats haben noch keine feste

Stellung.

Das finite Verb kann wie in der deutschen Gegenwartssprache in absolu­ter Schlussstellung nach dem infiniten Verb stehen oder dem infiniten Verb vorangehen:

  1. Thц Herцdes gisah uuanta her bitrngan uuas. balg sih harto 'Als Hc-rodes sah. dass er betrogen war. wurde er sehr zornig'.

  2. So thaj uuard al gendiцt. korцn uuotda sin god 'Als das beendet war. wollte ihn Gott prьfen'.

Dass es im Althochdeutschen trotz der verhдltnismдЯig freien Stellung des Prдdikats bereits die Tendenz gibt, den Gliedsatz durch die Wortstellung zu prдgen, ist auch daraus zu ersehen, dass es in dieser Zeit bereits das Mo­dell des konjunktionslosen Gliedsatzes mit der Anfangsstellung des Prдdi­kats gibt:

Quimit he gisund »3. ih gdцnцn imoy. bilibit her thar mne. s memo kun nie 'Kommt er (vom Schiachtfelde) heil, werde ich ihn belohnen, fallt er (auf dem Schlachtfelde), (so belohne ich) sein Geschlecht'.