
- •§ 33. Der Gebrauch der Kasus 44
- •§ 34. Die Entwicklung des Artikels. Die Kategorie der Bestimmtheil
- •§ 36. Das Pronomen 100
- •I1pku1c iobhe
- •§ 1. Der Sprach wandel
- •§ 2. Spraehwandel und Sprachkontinuitдt
- •§ 3. Sprachexterne und sprachinterne Ursachen des Sprachwandels
- •§ 5. Gegenstand und Aufgaben der Sprachgeschichte
- •2 Paul h. Mittelhochdeutsche Grammatik. - Halle (Saale). 1953. Eggen h. Deutsche Sprachgeschichte - Reinbek bei Hamburg. 1963- 1969. - Bd. I - III; Bach a. Op. Cit.
- •1 Nach Engels f. Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates. - b.: Dietz-Verlag. 1964. - s. 160.
- •2 Engels fOp eil. - s. 161.
- •1 Engels f. Op. Eil. - s. 163.
- •§ 12. Die Sprachen der Germanen, I cji niianiM II
- •1 T» ist ein stimmhafter hilanialer Frikativlaut - ein stimmhafter interdentaler Frikativlaut, y und VI sind stimmhafte gutturale Frikativlaute. 3 ist Ul zu lesen.
- •3 Die ide. Bh, dh, #h sind nur im Allindischen erhalten. Im Griech. Ph. Th. Kh. Im
- •Verlieren - Verlust
- •I stwдonen: r« anKtSchk
- •§ 14. Die Integration der westgermanischen GroUstдmnu' im Frankenreich
- •§ 15. Das Werden der deutschen Sprache.
- •Ihre Existenzform im frьhfrдnkischen Reich
- •§ 16. Die Bildung des deutschen Staates und die weitere Konsolidierung der deutschen Nationalitat
- •§ 17. Die zeitlichen Grenzen der althochdeutschen Periode
- •§ 20. Die Sprachdenkmaler des Althochdeutschen
- •1 Moser h. Deutsche Sprachgeschichte der alleren Zeil. // Deutsche Philologie im Aufriss / Hng von w Stammler. - b.. 1952. - Bd. I. - s. 895
- •§ 22. Die Hauplcharaktcrzьgc des althochdeutschen phonologischen Systems
- •§ 24. Querschnitt durch das System der Vokalphoneme des Althochdeutschen im 9. Jahrhundert
- •§ 25. Die althochdeutsche Lautverschiebung
- •§ 26. Querschnitt durch das System der Konsonantenphoneme des Althochdeutschen im 9. Jahrhundert
- •§ 27. Die Bereicherung, des Wortschatzes in der althochdeutschen Zeit
- •8 28. Wortbildung der Substantive
- •§ 30. Wortbildung der Verben
- •2. Bint-isit) bint-et
- •3. Bint-I-t bint-a-nt
- •§ 32. Die Deklination der Substantive
- •§ 33. Der Gebrauch der Kasus
- •§ 35. Die Flexion der Adjektive
- •§ 36. Das Pronomen
- •§ 38. Starke Verben. Klassen der starken Verben
- •I. Ablautreihe
- •II. Ablautreihe
- •III. Ablautreihe
- •VII. Ablautreihe
- •1. Bint-u bint-a-mes
- •2. Bint-I-s(t) hau-,:
- •3. Bint-I-t bint-a-nt
- •Infinitiv Prдteritum Sg. Prдteritum pi. 2. Partizip 1.
- •Bitt-en bat- bдt-um gi-bet-an
- •2. Buni-I — bunt-ut
- •3. Bant- bunt-un
- •§ 43. Schwache Verben. Klassen der schwachen Verben
- •1 /Er7-u teil-e-mes
- •Teil-I-s(t) teil-it
- •Teit-it teil-e-nt
- •Offan-ц-m offan-ц-mes
- •Offan-ц-s(t) offan-ц-t
- •Offan-ц-t offan-ц-nt
- •Offan-ц-t-a
- •Offan-ц-t-os(t)
- •§ 45. UnregelmдЯige Verben
- •1. Teta tдtum (-un)
- •Tдti tдtut
- •Teta tдtun
- •Bim(-n) birum(-un)
- •Bist birur
- •Ist sint
- •Wittu wellemes
- •Will wellet
- •§ 46. Bildung des Konju nk l I V s
- •§ 47. Bildung des Imperativs
- •§ 48. Die grammatische Kategorie der Zeit
- •§ 49. Die grammatische Kategorie des Modus
- •§ 50. Ausdrucksmittel der Aktionsarten
- •§ 55. Die Stellung des Prдdikats
- •§ 56. Ansдtze zur Entwicklung der verbalen Klammer
- •§ 57. Infinitiv- und Partizipialgruppen im einfachen Satz
- •58. Der komplexe Satz. Allgemeines
- •5°. Die Satzverbindung
- •§ 60. Das Satzgefьge
- •§ 62. Anomalien im Hau der komplexen Sдtze
- •§ 64. Die Hauptcharakterzьge
- •1 Shirmunski V.M. Deutsche Mundartkunde - b., 1962. - s. 611.
- •§ 65. Der grammatische Bau des Altsдchsischen
- •6 66. Die zeitlichen Grenzen der mittelhochdeutschen Periode
- •§ 67. Die Erweiterung des Geltungsbereiches des geschriebenen Deutsch. Die ritterliche Dichtung
- •§ 70. Die Erweiterung des deutschen Sprachraiims durch die feudale Oslexpansion. Die mittelhochdeutschen lirrilorialdialeklc
- •§ 71. Die Entwicklungstendenzen der mittelhochdeutschen Territorialdialekte
- •§ 72. Die Existenzformen der Sprache in der mittelhochdeutschen Zeit
- •§ 73. Die Bereicherung des Wortschatzes in der mittelhochdeutschen Zeit
- •§ 74. Die Abschwдchung der unbetonten Vokale
- •§ 75. Die weitere Entwicklung des Umlauts. Neue Vokalphoneme
- •§ 76. Die Knlwicklune des Phonems [I]
- •§ 19. Querschnitt durch das phonologische System des Mittelhochdeutschen
- •Vokalphoneme
- •8 83. Flexion der Adjektive
- •Von zwei unbetonten Vokalen bleibt in der Flexion nur einer erhalten:
- •§ 85. Die Verbreitung des Umlauts in den Formen der starken Verben. Umlaut und Brechung als innere Flexion
- •§ 86. Prдsens und Prдteritum des Konjunktivs
- •III. Ablautreihe
- •Ich wil iueh lдyen hneren war umbe ich trьrec stдn.
- •Von holen miner vinde ich d.: vernomen hдn
- •§ 89. Die Entwicklung der Kategorie der Modi
- •8 9(1. Die Entwicklung des Satzbaus
- •§ 91. Die zeitlichen Grenzen der frьh neu hoch deutschen Periode
- •§ 94. Spruchliche Einimingstenderizen in der frьhneiihochdeutschen Zeit
- •§ 95. Der deutsche Kauernkrieg und die Reformation
- •1 Engels f. Der deutsche Bauernkrieg. - b.. 1955. - s. 28. "Ebenda.
- •3 Engels f Op eil. - s. 28.
- •1 Engels f. Dialektik der Vilm - b., 1952. - s. 9.
- •§ 97. Die Existenzformen der Sprache in der fruhneuhochdeutschen Zeit
- •§ 101. Wettere Ausdehnung der zweiten Lautverschiebung
- •§ 102. Sonstige Wandlungen der konsonantischen Phoneme
- •§ 105. Wandlungen im System des Ablauts bei den starken Verben
- •III. Ablдutreihe
- •IV Ablautreihe
- •V Ablaut reihe
- •VI. Ablautreihe
- •VII. Ablautreihe
- •§ 109. Die Ausgestaltung der attributiven Wortgruppe
- •§111. Die Entwicklung der verhulen klammer
- •§ 112. Der l bergang von der doppelten Negation zur Gesamtnegation
- •§ 113. Der komplexe Satz. Das Satzgefьge
- •§ 116. Die zeitlichen Grenzen
- •§ 117. Die Ausbreitung der ostmitteldeutschen Variante der Literatursprache in den 17.-18. Jahrhunderten
- •Der deutschen Literatursprache im 18. Jahrhundert
- •120. Die Sprachregelung und die Sprachtheorie im ih. Jahrhundert
- •1 Jellintk m Geschichie der neuhochdeutschen Grammatik von den Anfangen bis auf Adelung. - Heidelberg. 1913. - s. 331.
- •8 123. Die Sprachregelung auf dem Gebiet der Grammatik
- •§ 125. Die Regelung der deutschen Literatursprache in den im. Und 20. Jahrhunderten
- •1 Nerius d Op. Cit. - s. 63.
- •§ 126. Die Entwicklung der detitschen nationalen Literatursprache in den 19. Und 20. Jahrhunderten
- •Yneцiioc noeofme
- •5. Wцrterbьcher
58. Der komplexe Satz. Allgemeines
Schon die ersten althochdeutschen Sprachdenkmaler enthalten verschiene Typen komplexer Salze. Daraus kann man schlieЯen, dass der kompleSatz in den germanischen Sprachen bereits in der vorliteranschen Zeit istierte. Der Beginn der schriftlichen Tradition sowie die althochdeutsche riginaldichtung und die Ьbersetzung der lateinischen gelehrten und kleri-len Prosa mьssen zur weiteren Entwicklung der komplexen Satze heigeigen haben
Die Anzahl der Modelle von Satzverbindungen und Satzgefьgen ist im Ithochdeutschen natьrlich viel geringer als in der deutschen Gegenwarts-rachc; ihre Struktur ist weniger bestandig. Gerade dieses Teilgebiet der mlax ist in der Folgezeit durch rasche Entwicklung und standige Vervoll-imnung gekennzeichnet.
5°. Die Satzverbindung
Die Salzverbindung hat im Althochdeutschen ebenso wie in der Gegen-insspruche zwei Hauptmodelle:
l \ Die konjunktionslose Salzverbindung, deren Teilsдtze nur durch Into-Hion miteinander verbunden sind:
Sang uuas gisungan, fJutg uuas hiqunnan. Bluot skein in uuangon: Spilдdun ther Vrankan.
"Der Hymnus war gesungen, die Schlacht war begonnen, das Blut stieg die Wangen: die Franken kamen in Schwung'.
2) Die Satzverbindung mit konjunktionaler Verbindung der Teilsatze: Tlianдn thц Zacharias uuard gilruobit tlia-j sehenti. inti forhta anafiel uo.:/ inan Zacharias war verwirrt, das sehend, und Furcht ubertiel ihn'.
Die gebrauchlichsten Konjunktionen, die die Einzelmodelle der konjunk->nalen Salz Verbindung im Althochdeutschen kennzeichnen, sind inti 'und'. h und'. M>l 'auch', doh 'doch', abur 'aber', odo oder'.
Die Zahl der koordinierenden Konjunktionen ist im Althochdeutschen
noch ziemlich gering. Die Konjunktionen dienen hauptsдchlich zur Herstellung der anreihenden (kopulativen) und der entgegenstellenden (adversativen) Verbindung zwischen den Teilsatzen. Der Ausdruck kausaler und finaler Verbindungen zwischen den Teilsatzen der Satzverbindung (vgl. in der deutschen Gegenwartssprache: denn, folglich, daher, darum, infolgedessen u. a.) ist dem Althochdeutschen nicht eigen.
§ 60. Das Satzgefьge
Das Althochdeutsche besitzt Gliedsalze fьr alle Satzglieder, d. i Subjekt-, Objekt-, Prдdikativ-, Adverbial- und Attributsatze. Subjektsдtze
a) Der Gliedsatz umschreibt eine Person und wird durch das Relativpro- nomen ther. thiu, tka$ oder das unflektierte thie eingeleitet (im Hauptsat/ stehen oft die Korrelate: ther, thie, er u. a.):
Arstorbana sint thie thдr suohtun thes knehtes sela 'Gestorben sind (diejenigen), die dem Knaben nach dem Leben trachteten'.
b) Der Gliedsatz hat generelle Bedeutung und wird durch das Relativ pronomen sц hwer sд 'wer' eingeleitet:
Sц hwer so sьganti farah forstilit inti thes giwuiuuin wirdit, gelte sol Hl "Wer ein saugendes Ferkel stiehlt und dessen ьberfuhrt wird, soll drei Sohdi bezahlen'.
c) Der Gliedsatz beschreibt ein Geschehen und wird durch die Konjunk tion thay 'dass' eingeleitet:
Uuas thц is giuuortan in anderemo samba^tage, tha$ her gieng in thie samanunga inti lerta 'Es geschah am nдchsten Sonnabend, dass er in eine Versammlung ging und dort lehrte'
Prдdikativsдtze
Prдdikativsдtze sind im Althochdeutschen nicht hдufig: sie werden durch das Relativpronomen ther. thiu, tha-, oder das unflektierte thiu eingeleitet:
IM3 ist, then sie zellent 'Das ist (derjenige), den sie nennen'.
Objektsдtze
a) Berichtende Objektsatze werden durch die Konjunktion tha^ 'dass' eingeleitet:
Thu weist, thay ih thih minnцn 'Du weiЯt, dass ich dich hebe'.
b) Fragende Objektsatze ohne Fragewort werden durch die Konjunktion oba 'ob' eingeleitet:
Oha her suntig ist ni HMJ Ob er sundig ist, weiЯ ich nicht'.
c) Fragende Objektsдtze werden auch durch Relativpronomen hwer 'wer', hwaj 'was', huuelih 'welcher' oder durch Relativadverbten eingeleitet:
Her fragen gtstuont fцhem uuortum, hwer sinfater wдri
Er begann mit wenigen Worten zu fragen, wer sein Vater gewesen sei Quдmun sie thд inti gisдhun uttдr her uuoneta 'Da kamen sie und sahen wo er lebte'.
Attributsдtze
a) Die meisten Attributsatze werden durch das Relativpronomen ther, thiu. tha$ oder das unflektierte ihie eingeleitet:
Inti sie ni forsluontun tha$ uuart, tha-, her sprьh zi in 'Sie verstanden nicht die Worte, die er zu ihnen sagte'.
b) Wenn das Bezugswort einen Gedanken, ein Gefьhl, eine ДuЯerung bezeichnet, wird der Attributsatz durch die Konjunktion tha$ eingeleitet:
Framquam gibot Jon themo abmalten keisure, fha$ gibrieuit vvurdi al tht w umbiuuerft 'Es wurde von dem allmдchtigen Herrscher der Befehl erlassen, dass in der gesamten Gegend die Volkszдhlung vorgenommen werden sollte'.
Adverbialsдtze
I Temporalsдtze; sie werden durch temporale Konjunktionen thц, thar, sц. 'da', also 'als', mit thiu. 'als', 'wahrend', after thiu. 'nachdem' u. a. eingeleitet:
Thд Herцdes gtsah uuanta her bitmgan uuas, balg sih harto 'Als Hero-des sah. dass er betrogen war, wurde er sehr zornig'.
Sц tha-, uuard al gendiцt, korцn uualda sin god 'Als das alles beendet war. wollte Gott ihn prьfen'.
Inn after thiu her (5 al farlцs, uuard hungar strengi in them lantsceft "Und nachdem er alles durchgebracht hatte, begann in dieser Landschaft groЯer Hunger'.
2. Lokalsдtze: sie werden durch das Relativadverb thдr 'da' eingeleitet:
Farames thoh thдr er si 'Gehen wir (dorthin), wo er ist'. -V Kausalsдtze: sie werden durch die Konjunktionen uuanta weil', bi-"weif oder durch die Verbindung beider Konjunktionen - bithiu uuan-uuanta bithiu sowie durch die Konjunktionen mit thiu u. a. eingeleitet:
Bithiu sie ni habetun vvurzalun furthorretun 'Da sie (die Samen) keine irzeln hatten, verdorrten sie'.
4. Finalsдtze; sie werden durch die Konjunktionen Aflg 'dass' und so 15 'so dass' eingeleitet:
Mit hanton sinen ruorta thes betelдres ougon. tha-, er sid tnohti scouuцn •r berьhrte mit seinen Hдnden die Augen des Bettlers, damit dieser seit rserZeit sehen konnte'.
5. Bedingungssдtze; sie werden durch die Konjunktionen ibu, oba 'wenn' igeleitet:
Oba thд uuas mugis, hilf uns Wenn du etwas (tun) kannst, hilf uns'.
6. Vergleichssatze
a> Vergleichssatze der Gleichheit werden durch die Konjunktionen vovц. sц sama sц, sц selp sц "wie* eingeleitet:
Thiu ih sprihu. sцsц mir iher faxer quad, sц sprichu "Ich sage es so, wie mir der Vater es sagte';
b) Vergleichssдtze der Ungleichheit werden durch die Konjunktion dum ne 'als' eingeleitet:
Minnцst thь mih fdu mer. thunne thin gmo^ ander:' 'Liebst du mich um vieles mehr als deine anderen Genossen?'
7 Konzessivsatze; sie werden durch dte Konjunktionen doh doch', ob ouh 'wenn auch' u. a. eingeleitet:
Ni mag ih. thoh ih wolle 'Ich kann nicht, obwohl ich will'. Ob ih ouh irsturbi. nt uuas. ther mih bidulbi Wenn ich auch sterben wurde, gibt es niemanden, mich zu begraben'.
Entwicklung der subordinierenden Konjunktionen. Der Entwicklung stand des komplexen Satzes und die Tendenzen seiner Entwicklung kцnnen am System der althochdeutschen subordinierenden Koniunktionen beurteilt werden. Dieses System vereinigt in sich:
I) bestandige Elemente - eine Anzahl wohlentwickeltcr. sehr gebrauchlicher Konjunktionen, die scharf umnssenc Satzmodelle prдgen, und 2) bewegliche Elemente - neugebildele oder im Werden begriffene Konjunktionen, die miteinander konkurrieren, einander manchmal verdrangen und erst allmдhlich modellpragend werden.
Als Beispiele bestandiger Elemente im System der subordinierenden Koniunktionen seien hier genannt:
I Die Konjunktion tha-, dass'; es ist eine erlдuternde Konjunktion, die zahlreiche Objekt-, Subjekt- und Attnbutsatze prдgt. Sie bleibt in dieser Funktion auch in der deutschen Gegenwartssprache erhallen.
Die Konjunktion der Bedingungssatze ibu, obe 'wenn' (wohl vom ahd. iba Zweifel', Bedingung'); obwohl sie in der neuhochdeutschen Zeit durch die Konjunktionen wenn, falls verdrangt wurde, besitzt sie im Althochdeutschen alle Eigenschaften einer wohlentwickelten stabilen Konjunktion; sie hat eine scharf umnssene Bedeutung, ist sehr gebrauchlich, prдgt ein bestimmtes Modell - das Modell der Bedingungssдtze.
Die fragende Konjunktion oba ob' Sie stammt wahrscheinlich auch vom ahd iba 'Zweifel'. 'Bedingung', ist aber in althochdeutscher Zeit schon streng von der Konjunktion ibu. oba 'wenn' geschieden und prдgt einen bestimmten Modeilkreis: Objekt-, Subjekt- und Attributsдtze, die eine indirekte Frage enthalten
Die temporalen Konjunktionen; im Althochdeutschen wie in der deutschen Gegenwartssprache bilden sie ein System fьr sich, in dem verschiedene Typen zeitlicher Verhaltnisse einander gegenьberstehen. Nur ein Teil dieser Konjunktionen bleibt in der Gegenwartssprache erhalten: thц da' .also 'als'. er 'ehe', sц ofto sц sooft"
Viele althochdeutsche temporale Konjunktionen wurden in der Folgezeit h neue Konjunktionen verdrangt; doch liegen den neuen. \ie ablцsenden junktionen dieselben zeitlichen Korrelationen zugrunde. Vgl. ahd. mil - nhd. wдhrend, ahd. unzan - nhd. bis. ahd. цfter thiu - nhd. nachdem. Venden wir uns aber den beweglichen Elementen im Sysiem der alt-ideutschen subordinierenden Konjunktionen zu. so zeugen ihre Unhestan-;cil im Gebrauch sowie ihre Vieldeutigkeit davon, dass viele Gliedsatz-lypen noch im Werden begriffen sind
In verschiedenen althochdeutschen Sprachdenkmдlern werden hдufig in derselben Bedeutung verschiedene Konjunktionen gebraucht Es isl anzunehmen, dass es Neubildungen einzelner Territorialdialekle sind, von denen keine einzige Neubildung allgemeinere Verbreitung gefunden hat. So ist die Konkretion mit thiu als . wahrend' sehr hдufig in der Ubersetzung des Evangeliums von Tatian. Sie wird in diesem Sprachdenkmal sowohl in ihrer Grundbedeutung, d. h. als temporale Konjunktion, als auch in anderen Bedeutungen (k*usal konzessiv) gebraucht. In den Sprachdenkmдlern anderer Territorial-dialektc kommt diese Konjunktion dagegen Uberhaupt nichl vor; an ihrer Stelle finden wir die temporalen Konjunktionen sц, sar. thц, thдr. ihanne.
Noch bezeichnender ist. dass in ein und demselben Sprachdenkmal oft verschiedene Konjunktionen ohne jeglichen Bedeutungsunterschied gehraucht werden. Das ist dadurch zu erklaren, dass der Entstehung eines Glied-«atzmodells Versuche vorausgingen, das betreffende Subordinationsverhalt-nis auszudrucken, und dass diese Versuche noch nicht zu einem definitiven Ergebnis geluhrt hatten.
Es konkurrieren ?um Beispiel die temporalen Konjunktionen der Gleichzeitigkeit miteinander sц, also, sдr, thц, thдr. tltanne 'als', 'wдhrend', die h.juh e nebeneinander in einem Sprachdenkmal gebraucht werden
In den Kausalsдtzen konkurrieren die gleichbedeutenden Konjunktionen bi sinn und uuanta 'weil'. AuЯerdem konnten kausale Bedeutung die temporalen Konjunktionen sц. also, nь, sit annehmen. In der Ubersetzung des Evangeliums von Tab an wurde zum Beispiel die temporale Konjunktion mit thiu In kausaler Bedeutung gebraucht.
Das Schwanken im Gebrauch der Konjunktionen und die Konkurrenz der Konjunktionen fьhrte manchmal zur Verbindung beider Konjunktionen, die einander ergдnzten und prдzisierten. Es kam zum Beispiel oft die Verbindung zweier Konjunktionen bithtu uuanta oder uuanta bithiu vor. Auch die gleichbedeutenden Temporalkonjunklionen sц und sдr 'als', 'sobald' Wurden bald einzeln, bald in der Verbindung sдr sц gebraucht
An den althochdeutschen Sprachdenkmдlern kann man auch den Werdegang neuer subordinierender Konjunktionen und somit neuer Satzmo-dcllc verfolgen.
I niversalisierung von Konjunktionen. Ein typischer Vorgang ist die Umversalisierung einzelner Konjunktionen mit abstrakter Bedeutung und die Verbreitung dieser Konjunktionen auf mehrere Gliedsatztypen. Es entwickelt sich zu einer universellen Konjunktion tha^ 'dass'. Dank ihrer ah-akten Bedeutung wird diese Konjunktion nicht nur als erlдuternde Konjunktton in Subjekt-. Objekt- und Attributsдtzen, sondern auch in Final-. Kausal-. Konzessiv-und Bedingungssдtzen gebraucht Selbstverstдndlich ist die universelle Konjunktion mos 'dass" nicht imstande, den Typ der Subordination in jedem dieser Satztypen auszudrucken; sie dienl bloЯ zur Angabe der Subordination als solcher. Daher werden der Konjunktion ntflj dass in verschiedenen Satztypen mil der Zeit verschiedene Ergдnzungen angefьgt, a) in den Finalsдtzen wird neben dem einfachen ^5 die Konjunktion zi ihm Дtg gebraucht, die die Finale Bedeutung eindeutig zum Ausdruck brachte; b» in den Konsekutivsдtzen wird neben dem einfachen thtty die Konjunktion u'i ilur-, gebraucht, die bis heute erhalten geblieben ist.
Bedeutungswandel im System der Konjunktionen. Ein anderer Vorgang ist die Entwicklung neuer Konjunktionen durch Bedeutungswandel Auf diese Weise entwickeln sich bei den alten temporalen und lokalen Konjunktionen neue abstraktere kausale, konditionale und konzessive Bedeutungen. Es entstehen auf diese Weise auf der Grundlage der temporalen Kon-junktioncn eine Reihe kausalkonsekutiver Konjunktionen Die gebrauchlich sie kausale Konjunktion bi ihm war zum Beispiel ursprunglich eine temporale Konjunktion. Wцrtlich bedeutete bi thiu dabei', gleichzeitig (mit etwas) . in den Kausalsдtzen aber bekam sie die Bedeutung weil". Zwei Geschehen wurden also als Ursache und Folge gekennzeichnet, indem man darauf verwies, dass sie gleichzeitig stattfanden.
Auf дhnliche Weise werden auch die temporalen Konjunktionen mit thiu wahrend", sц. also. als', das Adverb nь in dieser Zeit*, jetzt' zum Ausdruck kausaler Verbindung gebraucht
Mit thiu thanne nah ferro uuas. ьtsah man sin fater "Als er noch fern war. sah ihn sein Vater' (Temporalsatz).
Mit thiu her ni habeia uuannдn eultt. utbцt man ther herro zi forkouf-anne Da er nicht bezahlen konnte, befahl der Herr, ihn zu verkaufen (Kau salsatz).
Dieselben Temporaikonjunktionen werden auch mit konzessiver Bedeutung gebraucht:
Ьuo theser buohstabe uueiy. mit thiu er sie ni terneta? 'Woher kennt er die Buchstaben, obwohl er sie nicht lernte?"
Sд suachet tr mih heiyi 10h harto agaleiy?. ni hilft! nah thiu Ua Obwohl ihr mich so eifrig sucht, wird euch eure Eile nicht helfen*.
Die temporalen Konjunktionen sц. also "als*, in thiu als*, wahrend' werden auch parallel zu oba. wenn' (vgl. S. 137) zum Ausdruck der Bedingung gehraucht Auch hier dient als Ausgangspunkt der Hinweis darauf, dass zwei Geschehen gleichzeitig stattgefunden haben, so dass ein Geschehen als Bedingung fьr das zweite Geschehen aufgefasst werden konnte:
Sц thu r/105 thanne giduas sц uuehsit thir tha$ muas in munde iah in muate Wenn du das machen wirst, wirst du Nahrung fьr deinen Mund und deine Seele bekommen*.
fcs ist kennzeichnend, dass auch die neue temporale Konjunktion wenn. die seit der mittelhochdeutschen Zeit gebraucht wird, denselben Entwicklungsweg durchgemacht hat und auch in der Gegenwartssprache beide Bedeutungen in sich vereinigt. Auch das Korrelat so, das den Hauptsatz mit dem Bedingungssatz in der Gegenwartssprache hдufig verbindet, geht auf die temporale Konjunktion ahd. sц zurьck.
Als produktiv erwies sich im Deulschen auch der Ausdruck der kausalen Verbindung durch Angabe der Gleichzeitigkeit der Geschehen. Die heutige Konjunktion weil entwickelte sich auch aus der temporalen Konjunktion die-weil wahrend', "solange' (< die Weile, ahd hwtla), die in dieser Bedeutung bis zum IS Jh gebraucht wurde
Auf die alten lokalen Konjunktionen geht das kausale da. ahd. thдr zurьck, das sich seinerseits aus dem Adverb thдr entwickelte. Dieses Adverb hatte lokale und temporale Bedeutungen, also 'dort' und "da*.
a) thдi als lokale Konjunktion:
..in dhea chicheiyssenun lantseaf dhдr honec endi miluh sprtnganl...'in ■M gelobte Land, wo Honig und Milch flieЯen'.
b) thдr als temporale Konjunktion:
Яitluu ntnduat sih Itter muat. thдr ih tu zellu dos gwW 'Warum offnen sich nicht ihre Herzen, da ich zu euch vom Guten spreche?'
Auch in der Gegenwartssprache vereinigen die Konjunktion und das Adverb da lokale und temporale Bedeutung. Die kausale Bedeutung von da konnte sich sowohl aus der temporalen Bedeutung (vgl S 140 f.) als auch aus der lokalen Bedeutung dort', unter diesen Umstдnden' entwickeln Der kausale Gebrauch von thдr da' kommt schon im Althochdeutschen vor und verbreitet sich im Mittel- und Frьhneuhochdeutschen weiter.
fi 61. Die Wortstellung im Gliedsatz
Die Freistellung des Prдdikats, die in der Gegenwartssprache eines der prдgenden Merkmale des Gliedsatzes ist, gilt im Althochdeutschen noch durch aus nicht als Regel Doch kam sie in den Gliedsдtzen schon hдufig vor
Thu weist. ;/wj ih thih nunnцn Du weiЯt, dass ich dich hebe'.
Die Stellung des Prдdikats im Gliedsatz ist jedoch noch ziemlich frei. Sie ist von der Stellung der anderen Satzglieder abhдngig, die ebenso wie im einlachen Satz vor allem von der kommunikativen Satzperspektive bestimmt wird Daher kцnnen verschiedene Satzglieder des Gliedsatzes die Schlьsselung im Satz einnehmen, wahrend das Prдdikat ihnen vorangehl:
fk gihцrta dar seggen, dat sih urhettun .rnon muntin Hiltthrant enti Hadu-brant untar heriun tuem Ich habe sagen hцren, dass sich Hildebrand und Hadubrand einmьtig angesichts beider Heere zum Kampf erhoben'.
Inti mit thiu her uuard giuuortan zuelif iдro, gifulten tagun mit thiu sie heim wurbun 'Und als er zwцlf wurde, kam fьr sie die Zeit, in die Heimat zurьckzukehren'.
Da die Endstellung des Prдdikats mir in Gliedsдtzen vorkommt, wird sie
allmдhlich /um Prдgemittcl des Gliedsatzes.
Auch die Teile des zusammengesetzten Prдdikats haben noch keine feste
Stellung.
Das finite Verb kann wie in der deutschen Gegenwartssprache in absoluter Schlussstellung nach dem infiniten Verb stehen oder dem infiniten Verb vorangehen:
Thц Herцdes gisah uuanta her bitrngan uuas. balg sih harto 'Als Hc-rodes sah. dass er betrogen war. wurde er sehr zornig'.
So thaj uuard al gendiцt. korцn uuotda sin god 'Als das beendet war. wollte ihn Gott prьfen'.
Dass es im Althochdeutschen trotz der verhдltnismдЯig freien Stellung des Prдdikats bereits die Tendenz gibt, den Gliedsatz durch die Wortstellung zu prдgen, ist auch daraus zu ersehen, dass es in dieser Zeit bereits das Modell des konjunktionslosen Gliedsatzes mit der Anfangsstellung des Prдdikats gibt:
Quimit he gisund »3. ih gdцnцn imoy. bilibit her thar mne. s memo kun nie 'Kommt er (vom Schiachtfelde) heil, werde ich ihn belohnen, fallt er (auf dem Schlachtfelde), (so belohne ich) sein Geschlecht'.