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613897_0139E_moskalskaja_o_i_deutsche_sprachges...doc
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§ 55. Die Stellung des Prдdikats

Die Stellung der Satzglieder, die in der Gegenwartssprache durch eine feste Stelle im Satz gekennzeichnet sind, ist im Althochdeutschen viel freier.

Die Zweitstellung des Prдdikats im Aussagesatz ist im Althochdeutschen durchaus noch nicht die Regel.

Trotzdem macht sich die Tendenz zur festen Stellung des Prдdikats im Satz schon sehr deutlich bemerkbar. Die Zweitstellung des Prдdikats im Aussagesatz ist wohl der hдufigste Fall:

Sunt editi man gieng in ferro lantscaf 'Ein Edelmann reiste in ein fernes Land*.

Er santa man manege mit uuдfanon garauue Er schickte viele bewaff­nete Menschen'.

Thor uuдrun steininu uua^ytrfa^ sehsu Dort waren sechs steinerne Gefas­se fьr Wasser'.

Sehr verbreitet ist aber auch die bereits erwдhnte Anfangsstellung des Prдdikats im Aussagesatz, die der Gegenwartssprache durchaus fremd ist:

Uuas in tagun Herцdes thes cumnges Judeno sumer btscof'iEs) lebte in den Zeiten des judischen Kцnigs Hemdes ein Priester*.

Araugta sih imo gutes engil '(Es) erschien ihm ein Engel Gottes". Quad thц zi imo thie engil '(Es) sagte ihm der Engel'.

Diese Wortstellung wiederholt oft die lateinische Wortstellung des Ongi-

Vg). lat Fuit in diebus Herodis regis Judee qitidam sacerdos. and. Utuis in tagen Herцdes thes cuninges Judeno sanier biseof. I.it Apparuit autem. Uli angelus domini ahd. Araugta sih inw gotes engil.

Doch ist die Anfangsstellung des verbalen Prдdikats in der Erzдhlung »welen indoeuropдischen Sprachen eigen. Sie kommt auch in den anderen ■rtlgermanischen Sprachen vor. z. B. in den auslдndischen Sagen. Auch im I Althochdeutschen kommt die Anfangsstellung des verbalen Prдdikats in ^Originaltexten vor:

Want her dц ar arme wuntane beuga '(Er) streifte dann vor der Hand I gewundene Ringe'.

Hinan kuning uueiz ih. heizsit her ffludunig Ich kenne einen Kцnig, (er) ■heiЯt Ludwig'.

Die Anfangsstellung des verbalen Prдdikats hat eine stilistische Funkti-l'Cri - sie verleiht der Erzдhlung die epische Gehobenheit. Meistens ist das I Prдdikat allein oder mit ergдnzenden Satzgliedern das Rhema des Satzes.

Das Subjekt, welches in solchen Sдtzen die zweite oder die dritte Stelle Ieinnimmt, kann verschiedenen kommunikativen Wert haben. Oft ist es ein I Honomen, das als Ausgangspunkt der Erzдhlung dient und daher manchmal I als schwach betontes Wort mit dem vorausgehenden Prдdikat verschmilzt:

Meistur, zelluh {< zellu ih) thir ein... 'Meister, (ich) erzдhle dir eins..*.

In anderen Fдllen kann das Subjekt zusammen mit dem Prдdikat das I Rhema im Satz sein Oft folgt es nicht unmittelbar auf das Prдdikat, sondern es steht an der dritten Stelle, am Satzende:

Araugta sih imo gutes engil '(Es) erschien ihm ein Engel Gottes*. Gieng thц zuo ein buoehцri '(Es) nдherte sich (ihm) ein Schriftgelehrter'. Uuard thц gitan mihhil stilnesst '(Est trat groЯe Stille ein'.

Die Anfangsstellung des Prдdikats im Aussagesalz weicht in der Folge-I zeit der Zweitstellung des Prдdikats.

Auch bei der Inversion des Subjekts gewinnen Satze mit sog. „gedeckter ■Anfangsstellung" das Ubergewicht.

I Vgl a.i Quam thц uuib von Samara* Steffen uua^yir. b) Thц quam boto fona gote.

  1. Quad thц zi imo thie engil.

  2. Thц ,/tu,tun zi imo sine bruoder

Von entscheidender Bedeutung fьr den Sieg der Zweitstellung des Prдdi-I kats im Aussagesatz ist im Althochdeutschen die bereits sehr deutliche Ten-den/ zur Differenzierung der Stellung des Prдdikats in verschiedenen Satz-Irypen In der deutschen Gegenwartssprache wurde zur Hauptfunklion der

festen Stelle des Prдdikats die Kennzeichnung verschiedener Salztypen nach der Aussageweise.

Diese Tendenz kommt deutlich heim Vergleich von Aussage- und Auf-fordcrungssatzen zum Ausdruck. Wahrend die Zweitstellung des Prдdikats im Aussagesatz die hei weitem hдufigste Wortstellung ist. haben Auffor­derungssatze regelmдЯig die Anfangsstellung des Verbs:

Gib mir trinkan 'Gib mir zu trinken'.

Fater, gib mir teil thero hehti thiit mir gibure 'Vater, gib mir den Teil des Vermцgens, der mir gebьhrt".

Faret ir in minan uuingarten 'Gehl in meinen Weingarten'.

Auch Fragesatze ohne Fragewort sind durch die Anfangsstellung des Prдdikats gekennzeichnet (die Partikel eno 'etwa' in solchen Sдtzen ist kein Satzglied)

Eno nist{< ni ist) these uuerementares sun ? 'Ist das etwa nicht des Hand­werkers Sohn?'.

Eno bin ih iz. metstar? 'Bin das ich etwa. Meister?'.

Trotz der Tendenz zur Zweitstellung des verbalen Prдdikats sind die Fal­le nicht selten, wo das Prдdikat an der dritten Stelle oder noch weiter am Satzende sieht (vgl. S. 124).