
- •§ 33. Der Gebrauch der Kasus 44
- •§ 34. Die Entwicklung des Artikels. Die Kategorie der Bestimmtheil
- •§ 36. Das Pronomen 100
- •I1pku1c iobhe
- •§ 1. Der Sprach wandel
- •§ 2. Spraehwandel und Sprachkontinuitдt
- •§ 3. Sprachexterne und sprachinterne Ursachen des Sprachwandels
- •§ 5. Gegenstand und Aufgaben der Sprachgeschichte
- •2 Paul h. Mittelhochdeutsche Grammatik. - Halle (Saale). 1953. Eggen h. Deutsche Sprachgeschichte - Reinbek bei Hamburg. 1963- 1969. - Bd. I - III; Bach a. Op. Cit.
- •1 Nach Engels f. Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates. - b.: Dietz-Verlag. 1964. - s. 160.
- •2 Engels fOp eil. - s. 161.
- •1 Engels f. Op. Eil. - s. 163.
- •§ 12. Die Sprachen der Germanen, I cji niianiM II
- •1 T» ist ein stimmhafter hilanialer Frikativlaut - ein stimmhafter interdentaler Frikativlaut, y und VI sind stimmhafte gutturale Frikativlaute. 3 ist Ul zu lesen.
- •3 Die ide. Bh, dh, #h sind nur im Allindischen erhalten. Im Griech. Ph. Th. Kh. Im
- •Verlieren - Verlust
- •I stwдonen: r« anKtSchk
- •§ 14. Die Integration der westgermanischen GroUstдmnu' im Frankenreich
- •§ 15. Das Werden der deutschen Sprache.
- •Ihre Existenzform im frьhfrдnkischen Reich
- •§ 16. Die Bildung des deutschen Staates und die weitere Konsolidierung der deutschen Nationalitat
- •§ 17. Die zeitlichen Grenzen der althochdeutschen Periode
- •§ 20. Die Sprachdenkmaler des Althochdeutschen
- •1 Moser h. Deutsche Sprachgeschichte der alleren Zeil. // Deutsche Philologie im Aufriss / Hng von w Stammler. - b.. 1952. - Bd. I. - s. 895
- •§ 22. Die Hauplcharaktcrzьgc des althochdeutschen phonologischen Systems
- •§ 24. Querschnitt durch das System der Vokalphoneme des Althochdeutschen im 9. Jahrhundert
- •§ 25. Die althochdeutsche Lautverschiebung
- •§ 26. Querschnitt durch das System der Konsonantenphoneme des Althochdeutschen im 9. Jahrhundert
- •§ 27. Die Bereicherung, des Wortschatzes in der althochdeutschen Zeit
- •8 28. Wortbildung der Substantive
- •§ 30. Wortbildung der Verben
- •2. Bint-isit) bint-et
- •3. Bint-I-t bint-a-nt
- •§ 32. Die Deklination der Substantive
- •§ 33. Der Gebrauch der Kasus
- •§ 35. Die Flexion der Adjektive
- •§ 36. Das Pronomen
- •§ 38. Starke Verben. Klassen der starken Verben
- •I. Ablautreihe
- •II. Ablautreihe
- •III. Ablautreihe
- •VII. Ablautreihe
- •1. Bint-u bint-a-mes
- •2. Bint-I-s(t) hau-,:
- •3. Bint-I-t bint-a-nt
- •Infinitiv Prдteritum Sg. Prдteritum pi. 2. Partizip 1.
- •Bitt-en bat- bдt-um gi-bet-an
- •2. Buni-I — bunt-ut
- •3. Bant- bunt-un
- •§ 43. Schwache Verben. Klassen der schwachen Verben
- •1 /Er7-u teil-e-mes
- •Teil-I-s(t) teil-it
- •Teit-it teil-e-nt
- •Offan-ц-m offan-ц-mes
- •Offan-ц-s(t) offan-ц-t
- •Offan-ц-t offan-ц-nt
- •Offan-ц-t-a
- •Offan-ц-t-os(t)
- •§ 45. UnregelmдЯige Verben
- •1. Teta tдtum (-un)
- •Tдti tдtut
- •Teta tдtun
- •Bim(-n) birum(-un)
- •Bist birur
- •Ist sint
- •Wittu wellemes
- •Will wellet
- •§ 46. Bildung des Konju nk l I V s
- •§ 47. Bildung des Imperativs
- •§ 48. Die grammatische Kategorie der Zeit
- •§ 49. Die grammatische Kategorie des Modus
- •§ 50. Ausdrucksmittel der Aktionsarten
- •§ 55. Die Stellung des Prдdikats
- •§ 56. Ansдtze zur Entwicklung der verbalen Klammer
- •§ 57. Infinitiv- und Partizipialgruppen im einfachen Satz
- •58. Der komplexe Satz. Allgemeines
- •5°. Die Satzverbindung
- •§ 60. Das Satzgefьge
- •§ 62. Anomalien im Hau der komplexen Sдtze
- •§ 64. Die Hauptcharakterzьge
- •1 Shirmunski V.M. Deutsche Mundartkunde - b., 1962. - s. 611.
- •§ 65. Der grammatische Bau des Altsдchsischen
- •6 66. Die zeitlichen Grenzen der mittelhochdeutschen Periode
- •§ 67. Die Erweiterung des Geltungsbereiches des geschriebenen Deutsch. Die ritterliche Dichtung
- •§ 70. Die Erweiterung des deutschen Sprachraiims durch die feudale Oslexpansion. Die mittelhochdeutschen lirrilorialdialeklc
- •§ 71. Die Entwicklungstendenzen der mittelhochdeutschen Territorialdialekte
- •§ 72. Die Existenzformen der Sprache in der mittelhochdeutschen Zeit
- •§ 73. Die Bereicherung des Wortschatzes in der mittelhochdeutschen Zeit
- •§ 74. Die Abschwдchung der unbetonten Vokale
- •§ 75. Die weitere Entwicklung des Umlauts. Neue Vokalphoneme
- •§ 76. Die Knlwicklune des Phonems [I]
- •§ 19. Querschnitt durch das phonologische System des Mittelhochdeutschen
- •Vokalphoneme
- •8 83. Flexion der Adjektive
- •Von zwei unbetonten Vokalen bleibt in der Flexion nur einer erhalten:
- •§ 85. Die Verbreitung des Umlauts in den Formen der starken Verben. Umlaut und Brechung als innere Flexion
- •§ 86. Prдsens und Prдteritum des Konjunktivs
- •III. Ablautreihe
- •Ich wil iueh lдyen hneren war umbe ich trьrec stдn.
- •Von holen miner vinde ich d.: vernomen hдn
- •§ 89. Die Entwicklung der Kategorie der Modi
- •8 9(1. Die Entwicklung des Satzbaus
- •§ 91. Die zeitlichen Grenzen der frьh neu hoch deutschen Periode
- •§ 94. Spruchliche Einimingstenderizen in der frьhneiihochdeutschen Zeit
- •§ 95. Der deutsche Kauernkrieg und die Reformation
- •1 Engels f. Der deutsche Bauernkrieg. - b.. 1955. - s. 28. "Ebenda.
- •3 Engels f Op eil. - s. 28.
- •1 Engels f. Dialektik der Vilm - b., 1952. - s. 9.
- •§ 97. Die Existenzformen der Sprache in der fruhneuhochdeutschen Zeit
- •§ 101. Wettere Ausdehnung der zweiten Lautverschiebung
- •§ 102. Sonstige Wandlungen der konsonantischen Phoneme
- •§ 105. Wandlungen im System des Ablauts bei den starken Verben
- •III. Ablдutreihe
- •IV Ablautreihe
- •V Ablaut reihe
- •VI. Ablautreihe
- •VII. Ablautreihe
- •§ 109. Die Ausgestaltung der attributiven Wortgruppe
- •§111. Die Entwicklung der verhulen klammer
- •§ 112. Der l bergang von der doppelten Negation zur Gesamtnegation
- •§ 113. Der komplexe Satz. Das Satzgefьge
- •§ 116. Die zeitlichen Grenzen
- •§ 117. Die Ausbreitung der ostmitteldeutschen Variante der Literatursprache in den 17.-18. Jahrhunderten
- •Der deutschen Literatursprache im 18. Jahrhundert
- •120. Die Sprachregelung und die Sprachtheorie im ih. Jahrhundert
- •1 Jellintk m Geschichie der neuhochdeutschen Grammatik von den Anfangen bis auf Adelung. - Heidelberg. 1913. - s. 331.
- •8 123. Die Sprachregelung auf dem Gebiet der Grammatik
- •§ 125. Die Regelung der deutschen Literatursprache in den im. Und 20. Jahrhunderten
- •1 Nerius d Op. Cit. - s. 63.
- •§ 126. Die Entwicklung der detitschen nationalen Literatursprache in den 19. Und 20. Jahrhunderten
- •Yneцiioc noeofme
- •5. Wцrterbьcher
§ 49. Die grammatische Kategorie des Modus
Das Althochdeutsche hat gleich der Gegenwartssprache drei Modi: den Indikativ, den Imperativ und den Konjunktiv.
I. Der Konjunktiv drьckl den Zweifel, die Unsicherheit, die Vermutung aus:
Diu sela stet pidungan, m uuecj mit uuiu pua~,e. 'Die Seele steht bedruckt, weiЯ nicht, wie sie (die Sьnden) bьЯen soll'
Herrn, forla^ in thi^ eina iдr, unzin ih inan umbigrabu inti mist zuogi-tuon. oba her thanna uuahsamon tuoe. 'Herr, lass ihn (den Baum) noch ein Jahr wachsen, ich werde ihn umgraben und ihm Mist geben, vielleicht wurde er dann Fruchte bringen".
Dieselbe Bedeutung hat der Konjunktiv in der indirekten Frage: Inti gruoya einan fori then scalcun inti fragela uuas thiu uuдrin 'Und grьЯte einen von den Dienern und fragte, was das wдre'.
Sehr vcrbreitel ist der Konjunktiv in Finalsдtzen und anderen Satztypen, wo es sieh um einen Wunsch, eine Mцglichkeit handelt:
hui saiua inan in sin thorf, flAflJ herfuotriti suuin. 'Und er schickt ihn in sein Dorf, damit er Schweine futtere'.
Quid nutiemo bruodere, r/1135 her teile mit mir erbi. 'Sage meinem Bruder, er solle mit mir das Erbe teilen*.
2. Der Konjunktiv drьckt die Irrealitдt aus:
Nist hui i/i«5 es beginne, thaj widar in ringe. *Es gibt kein Volk, das gegen sie (die Franken) den Kampf aufnehmen wurde'.
Dieselbe Bedeutung hal der Konjunktiv in der indirekten Rede:
Da, hnrtih rahhцn diu uueroltrehtuuison, , sculi der antuhrtsto mit Eliase pдgan 'Ich horte gelehrte Menschen sagen, dass der Antichrist sich mit Elias schlagen sollte'.
Inphieng thц antvvurti Jon themo heilagen geiste, tha>, her ni arsturbi, er thanne her gtsдhi Christ thruhtin. 'Er bekam von dem heiligen Geiste die Antwort, dass er nicht sterben wьrde, bevor er den Christus gesehen habe".
Prдsens und Prдteritum Konjunktiv haben gleiche modale Bedeutung. Die Wahl der Zeitform des Konjunktivs im zusammengesetzten Satz wird durch die Zeitfolge bedingt: nach dem Prдsens oder Imperativ des Hauptsatzes steht gewohnlich Prдsens Konjunktiv im Gliedsatz, nach dem Prдteritum im Hauptsatz Prдteritum Konjunktiv im Gliedsatz.
Doch macht sich schon im Allhochdeutschen die Tendenz zur Unterscheidung der modalen Bedeutung von Prдsens und Prдteritum Konjunktiv gellend. Prдsens hal eine spezielle Gebrauchssphare. die ihm auch in der Gegenwartssprache vorbehalten bleibt die optativische Bedeutung (realer Wunsch)
Gihalde inan truluin. 'Es erhalt« ihn Gott!'
Gab her imo dugidi, frцnisc githigini, stuol hier in Vrankцn. Sfi brдche her es lango! 'Gab er ihm (dem Konig Ludwig) Tugenden, ein glдnzendes Gefolge, den Thron hier im Frankenland. Soll er es lange genieЯen!'
§ 50. Ausdrucksmittel der Aktionsarten
Das Althochdeutsche besitzt folgende Ausdrucksmittel der Aktionsarten. Die Opposition „perfektiv - imperfektiv" tritt deutlich bei den Partizipien der intransitiven terminativen Verben zutage, z. B. ahd. alten allem'
Partizip altenti 'alternd' (imperfektiv)
Partizip gialtet 'gealtert' (perfektiv)
Bist also gialtet man. 'Du bist ein so alter (buchstдbl. gealterter) Mann' Auch bei den transitiven terminativen Verben ьberschneiden sich die
Oppositionen ..aktivisch - passivisch" und „perfektiv - imperfektiv", z. B.
ahd. leggen 'legen*:
1. Partizip leggenti 'legend' (imperfektiv, aktivisch)
2. Partizip gilegtt 'gelegt' (perfektiv, passivisch)
Ir findet kind mit mochum btwuntana^ inti gilegitay in crippa. Ihr findet das Kind, in ein Tuch eingewickelt und in die Krippe gelegt'
Die anderen Verbalformen haben an und fьr sich keine aspektmдЯige Bedeutung Manchmal wird zum Ausdruck der Perfektivitat das Prдfix gi-(nhd. ge-) gebraucht.
Vgl. folgen 'folgen*, 'verfolgen* -gi-folgen "verfolgen', 'einholen'; rinnan 'laufen', "flieЯen", 'rinnen' -gi-rinnan 'zusammenflieЯen", 'gerinnen';
stantan stehen", stillstehen' -gi-stantan stehen bleiben": "feststehen".
winnan "sich anstrengen", kдmpfen*, rasen' - gt-wtnnan durch Anstrengung erTeichen, erwerben, erobern, besiegen'.
Das Prдfix gi- kommt als Mittel der Perfcktivierung auch bei den Perso-nallormen des Verbs vor, z. B. ahd. sah sah' (Prдt. zu sehan sehen' - gi-sah 'erblickte'). Doch ist dieser Gebrauch nichl regelmдЯig.
$ 51. Die Entwicklung der analytischen Formen des Verbs
Яiverhale Wortgruppen. Zugrunde der beginnenden Entwicklung ana-Ktischcr Formen des Verbs liegen freie Wortverbindungen, und nдmlich biverbale prдdikative Wortgruppen, die im Althochdeutschen groЯe Verbreitung hatten.
Das Althochdeutsche hat folgende Typen von biverbalen Wortgruppen:
1. Vuas tho) folc heitonti Zahariam. 'Das Volk erwartete (buchslдbl. war wartend auf ) Zacharias'
Diese Wortgruppe drьckt ein dauerndes Geschehen aus. Im Englischen entwickelten sich aus дhnlichen Wortgmppen die „Continuous Tenses"; im Deulschen kamen sie aus dem Gebrauch.
2. hui nu uuirdist thь suigenti. Nun aber wirst du stumm (buchstдbl. wirst du schweigend)'.
Diese Wortgruppe hat inchoative Bedeutung, sie drьckt den Beginn eines Vorganges oder eines Zustandes aus; in der Folgezeit wurde sie zum Ausgangspunkt fьr die Entwicklung des Futurs (vgl. S. 224).
3. Argangana uuarun ahm daga. 'Es waren acht Tage vergangen'.
Diese Wortgruppe druckt einen resullativen Zustand aus; sie wurde zum Ausgangspunkt fьr die Entwicklung der analytischen Zeitformen der Vergangenheit.
4. Herrn, senu thin mna, thia ih haheta gihaltana in suei^duohhe Herr, da ist deine Mьnze, die ich im SchweiЯtuche verwahrt hatte*.
Diese Wortgruppe druckt einen Zustand aus (z. B. im Tuche verwahrt), der die Folge einer Handlung ist; sie diente ebenfalls als Ausgangspunkt fьr die Entwicklung der analytischen Zeitformen der Vergangenheit.
5. Thu scait heran cuum allawaltenden. 'Du sollst einen Allmachtigen
gebaren*.
Piдiu scai er in clent uuicsteti uunt ptvaltan Darum soll er auf dem Schlachtfeld mit Wunden bedeckt fallen*.
Diese Wortgruppe kundigt ein zukunftiges, zu erwartendes Geschehen an. Im Englischen entwickelten sich aus ahnlichen Wongruppen die Zukunfts-fornicn mit den Hilfsverben e. shall (d. sollen) und e. will (d. wollen); im Deutschen sind sie nicht grammatikalisiert, werden aber auch in der Gegenwartssprache gebraucht.
Die Entwicklung des Passivs. Als Grundlage fьr die Entwicklung des analytischen Passivs diente die Opposition von ..aktivisch - passivisch" bei den Partizipien der transitiven Verben.
Bereits in den ersten Sprachdenkmalern kommen sehr hдufig Verbindungen des 2. Partizips eines transitiven Verbs mit den Verben sin, wesan 'sein' und wenlan werden' vor.
Zuerst entwickeln sich die Verbindungen sin (wesan) + 2. Partizip:
tum gisentit zi thir. 'Ich bin zu dir gesandt'.
(tihцrit ist thin gibel. 'Dein Gebet ist erhцrt".
Brьtlaufti gitдno uuдrun. 'Es wurden Hochzeiten gefeiert*.
Obwohl diese Satze passivische Bedeutung haben, dьrfen die entsprechenden Wortgruppen noch nicht als Passivformen betrachtet werden, da das Modell sin (wesan) + 2. Partizip im Althochdeutschen wie auch in der deutschen Gegenwartssprache mehrdeutig ist. Sie kann sowohl passivische Bedeutung haben, als auch einen Zustand bezeichnen, der als das Passiv gedeutet werden kann oder einfach nominales Prдdikat sein:
Der uuarch ist kiuuajanit 'Der Ьbeltater ist bewaffnet'.
Entscheidend fьr die Herausbildung des analytischen Passivs war der Gebrauch des 2. Partizips vom transitiven Verb in Verbindung mit dem Verb werdan 'werden', der sich zur gleichen Zeil mit den oben beschriebenen Verbindungen sin (wesan) + 2. Partizip entwickelte:
Denne uuirdit untar in unk arhapan. Dann wird ein Kampf zwischen ihnen begonnen'.
Staun fielun nдh themo tiuege inti vvurdun furtretanu Einige i Samen) fielen nah am Wege und wurden zertreten'.
In solchen Sдtzen wird oft der Urheber des Geschehens genannt, was noch mehr zur Prдgung des analytischen Passivs beitragt:
Tha-y giscrib i, erist uuard gitдn in Synu Jon themo grauen Cyrine
'Die Zahlung wurde zuerst in Syrien von dem Statthalter Quirin durchgefьhrt.
Alle thie tha$ gihдrtun uuдrun tha$ vvuntorдnte intifon them thiu gique-tanu vvurdun zi int fon den hirtin. Alle, die das hцrten, wunderten sich darьber, was ihnen von den Hirten gesagt wurde*.
Am Ende der allhochdeutschen Epoche sind die Passivformen mit dem Verb werdan bereits ausgebildete und sehr gebrдuchliche analytische grammatische Formen, ein Bestand des Verbalparadigmas
Die Entwicklung des Perfekts und Plusquamperfekts. Diesen analytischen Formen liegen zwei Typen biverbaler Wortgruppen zugrunde.
1. Das Perfekt und das Plusquamperfekt mit hoben entwickelten sich aus folgendem Typ biverbaler Wortgruppen, der seit dem 8. /9. Jh in den Schriftdenkmдlern belegt ist:
Phigboum habeta sunt giflanzotan in sinemo uuingarten. .Ein gewisser (Mann! hatte einen Feigenbaum gepflanzt in seinem Weingarten. .
Das Verb haben ist hier ein selbstдndiges Prдdikat. Es bedeutet 'hatte', 'besaЯ' und regiert das Akkusativobjekt phigboum. Das 2. Partizip des transitiven Verbs phlanzцn.flanzцn pflanzen' - gipflanzцtan ist auch ein selbstдndiges Satzglied, ein Attribut zum Substantiv phigboum, es kongruiert mit dem Substantiv und drьckt den Zustand aus, der die Folge einer vorausgehenden Handlung ist.
In дhnlicher Weise wird neben haben auch sein Synonym eigan "haben", 'besitzen' gebraucht:
Si eigun mir gwomanan lioban druhtin min. 'Sie haben den mir genommenen meinen lieben Herrn (d. h sie haben mir... genommen)*.
Dass die Verben haben und eigan sowie das 2. Partizip in diesen und дhnlichen Sдtzen selbstдndige Worter und selbstдndige Salzglieder waren, ist daraus zu schlieЯen, dass die Verben haben und eigan anfangs immer in Verbindung mit einem Akkusativobjekt gebraucht wurden und den Besitz bezeichneten; das 2. Partizip war ein kongruierendes Attribut zum Akkusativobjekt lder gepflanzte Baum)
In den ersten Schriftdenkmдlern sind die Belege fьr solche Wonverhin dьngen noch seilen, im 10./11. Jh. aber sind sie schon sehr verbreitet und verwandeln sich aus freien Wortverbindungen in analytische Formen, d. h. in grammatische Formen eines Verbs Die Kennzeichen dieses Wandels sind, dass das Verb haben nunmehr auch ohne Objekt gebraucht wird, da seine ursprьngliche lexikalische Bedeutung verblassl ist; beim hдufigen Fehlen des Objekts wird das 2. Partizip jetzt in der flexionslosen Form gebraucht und geht eine immer engere Verbindung rnil dem Verb haben ein.
So wird die Verbindung des Verbs haben mit dem 2 Partizip zu einer neuen einheitlichen grammalischen Form geprдgt, die auch eine neue Bedeutung erhalt (s. darьber weiter unten).
Vereinzelt ist der neue Gebrauch der in Betracht kommenden Wortverbindungen bereits im 9. Jh anzutreffen;
Denne der patdet der gipuayyt hupet. Deshalb wird sich freuen, wer (seine Sunden) gebьЯt hat*.
GroЯe Verbreitung hat dieser Gebrauch in den Schriften Notkers gefunden (Ende des 10. - Anfang des II. Jh.):
Also dь nь vernomen habest. 'Wie du nun vernommen hast...' Also wir gesaget eigen...'Wie wir gesagt haben/ u. a.
Mit Zunahme solchen Gebrauchs werden die Verbindungen haben, ei-gan + 2. Partizip zum Modell einer neuen grammatischen Form, nach dem ahnliche Verbindungen mit den 2. Partizipien intransitiver kursiver Verben gebildet werden, die der anfanglichen Bedeutung dieser Verbindungen in keiner Weise entsprechen.
Vereinzelte Beispiele sind schon im y. Jh. (bei Olfhd) anzutreffen:
Sц wir eigun nu gisprochan. 'Wie wir schon gesagt haben'. Jene al eigun sus gidдn. 'Jene haben alle so getan.'
Hдufiger werden solche Beispiele bei Notker:
Wir eigon gisunddt 'Wir haben gesьndigt.' Habe ik keweinцt 'Ich habe geweint.* u. a.
In der mittelhochdeutschen Zeil nehmen das Perfekt und das Plusquamperfekt bereits eine feste Stellung im System der Zeitformen ein und behaupten im wesentlichen jenes Gebrauchsfeld, welches ihnen in der deutschen Gegenwartssprache zukommt (vgl. S. I8If).
2. Das Perfekt und das Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb sin entwickeln sich aus dem nominalen Prдdikat, das in seinem Bestand ein 2 Partizip vom intransitiven terminativen Verb hat:
Diu marlui ist farbrunnan. Das Land ist verbrannt ibuchstдbl. ist ein verbranntes).'
Arstorbana sint Oiie thar suohtun thes knehies sela. . Verstorben sind {buvhstдbl. verstorbene sind) diejenigen, die nach der Seele des Knaben trachteten '
In einigen Sprachdenkmдlern des S./9. Jh. erscheint in дhnlichem Gebrauch anstatt des Verbs sin. wesan sein' das Verb uuerdan werden":
Uuard quotnan 'kam.'
Vvurdun taga gifulta. thaj, siu bдh. 'Es kam die Zeit (buchstдbt. die Tage waren vollendet), da sie niederkommen sollte.*
Wie die Belege zeigen, wird das 2 Partizip auch hier in der flektierten Form gebraucht, indem es mit dem Subjekt des Satzes kongruiert.
Auf der Anfangsstufe ihrer Entwicklung drucken die in Betracht kommenden Verbindungen der 2 Partizipien mit den Verben haben, exgan. sin. wesan einen resullativen Zustand einer Person oder eines Gegenstandes aus. dem ein vorausgehendes Geschehen zugrunde liegt. Stehen die Verben haben, eigan, sin, wesan im Prдsens, so bezieht sich dieser resultalive Zustand auf die Gegenwart (vgl. diu rnarha ist farbrunnan). stehen sie aber im Prдte-rilum, so bezieht sich die ganze Aussage auf die Vergangenheit (vgl./>/»Ј-boum habeta sum giflanzцtan in sinetna uuingahen).
Im Laufe der weiteren Entwicklung des Perfekts und des Plusquamper fekts hatte die perfektive Bedeutung der 2 Partizipien nur geringen Einfluss auf die Bedeutung und auf den Gehrauch dieser neuen Zeitformen. Einerseits ist es darauf zurьckzufuhren, dass mil der Zeit auch die 2. Partizipien iniransitiver kursiver Verben, die keine perfektive Bedeutung hatten, immer hдufiger gebraucht wurden, andererseits, auch darauf, dass die Kategorie der Aktionsart im System der Verbidformen ьberhaupt eine schwache Kategone war. Jedenfalls verblasste die Schattierung der Perfekt i vital, die diesen I onnea anfanglich innewohnte, immer mehr, um schlieЯlich in einer rein zeitlichen Bedeutung der Formen aufzugehen.
DER SATZBAU DES ALTHOCHDEUTSCHEN
fi 52. Die Hauptcharakterzьge
des althochdeutschen Satzbaus
Der von den altgermanischen Sprachen aus dem Ide. ererbte Satzbau stand im Einklang mit dessen flektierendem morphologischem Sprachtyp.
Die meisten Charakterzuge dieses Satzbautyps leben in der deutschen Gegenwartssprache fort. Doch treten sie im Althochdeutschen klarer zum Vorschein, da sie in der Folgezeit von einigen im Laufe der Fortentwicklung der deulschen Sprache entstandenen Eigenheiten der syntaktischen Struktur uberdeckt waren Die ersten Ansдtze zur Herausbildung dieser Eigenheiten sind bereits im Allhochdeutschen sichtbar.
Im Rahmen dieses syntaktischen Typs weist das Althochdeutsche einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand der syntaktischen Ausgestaltung von Finzelsalz und Text auf, was auf den fцrdernden EinfluЯ des allhochdeutschen Schrifttums und dessen Charakter zurьckzufьhren ist.
Gemeinindovurnpдische Charakterzьge im althochdeutschen Satzbau. Die aus dem Ide ererbten Charaklcrzьge des althochdeutschen Satzbaus sind folgende:
1 Die vorherrschende Satzform isl der zweigliedrige Satz mil einer Sub->ekt-Prдdikat-Struktur:
Thц nam her skiid mdi sper 'Da nahm er das Schild und die Lanze*. Sunt man habeta zuuene sunt 'Ein Mann hatte zwei Sohne*.
2. Wie in allen flektierenden Sprachen sind Hauptausdrucksmitlel der syntaktischen Beziehungen zwischen den Wцrtern im Satz Kongruenz und Rektion.
Die Kongruenz ist ein Kennzeichen der syntaktischen Verbindung zwischen Adjektiv. IVonomen oder Partizip in attributiver bzw. in prдdikativer Funktion und dem Bezugssubstantiv:
Her wardgifullit heitages geistes 'Er war vom heiligen Geist erfьllt*. Sin sun was fdu siecher 'Sein Sohn war sehr krank*. Mine ferri inti paston sint arslaganu intialtu garuuu "Meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet und alle zubereitet*.
Die Rektion ist ein Kennzeichen des Satzgliedwertes von Substantiven und substantivischen Pronomen.
Der Nominativ kennzeichnet das Subjekt des Satzes. Er ist auch der Kasus des Prдdikatsnomens
Ther kuning reit kuono "Der Konig ritt kьhn'. Er ist min scalk 'Er ist mein Diener*.
Der abhдngige adnominale Genitiv kennzeichnet das substantivische Attribut:
Tot ist tliltibrani, Heribranдes suno 'Tot ist Mildebrand. der Sohn Heri-brands'.
Die vom Verb (oder vom Adjektiv) abhangigen obliquen Kasus kennzeichnen das Objekt:
TU nam her skitd indi sper "Er nahm das Schild und die Lanze*. Bim gisentit thisu dir sagen 'Ich bin gesandt, es dir zu sagen". Brust in thdr thes wt'nes 'Es mangelte ihnen an Wein'.
Die freien (absolut gebrauchten) obliquen Kasus kennzeichnen Adverbiale:
Dtiges inti nahtesfleij si thдr thes rehtes 'Tag und Nacht befleiЯigte sie sich ihrer Pflicht'.
Er uuas thionцnti thar gute filu manag iдr 'Er diente Gott viele Jahre Will mih dinu speru werpan "(Du) willst mich mit deiner Lanze niederschlagen*.
Auf дhnliche Weise kennzeichnen ein Objekt bzw. ein Adverbial die Prapositionalkasus:
Thц quad ther fater zt sinen scalcun "Dann sagte der Vater zu seinen Dienern'.
Nu uuirdist thu siu'gemi inti tu mahl sprehhun unzan then tag, in themu thisu uuerdent 'Nun wirst du verstummen und du wirst bis zu dem Tage nicht sprechen kцnnen, an dem dies geschehen wird".
3. Wie in allen flektierenden Sprachen ist die Wortstellung im Satz frei.
Da die deutsche Gegenwartssprache Elemente der freien und der festen Wortstellung in ihrem Satzbau vereinigt, stimmen die Regeln der Wortstellung im Althochdeutschen und in der Gegenwartssprache teils uberein. teils divergieren sie aber sehr stark. Zu den beweglichen Satzgliedern gehцren sowohl im Althochdeutschen als auch in der deutschen Gegenwartssprache Subjekt. Objekte und Adverbialien, deren Stellung im Satz sehr eng mit der kommunikativen Satzperspektive zusammenhдngt.
Emen Kontrast zur Wortstellung der deutschen Gegenwartssprache bilden im Althochdeutschen die freie Stellung des Prдdikats und die der Attribute. Das verbale Prдdikat kann im Althochdeutschen im Aussagesatz im Unterschied zur deutschen Gegenwartssprache sowohl an der zweiten Stelle als auch am Satzanfang und am Satzschluss stehen:
Am edili man gieng in ferra lantscaf'Ein Edelmann reiste in ein fernes Land' (Zweitstellung des Prдdikats).
Araugta sih imo gotes engit (Es) erschien ihm ein Engel Gottes* (Anfangsstellung des Prдdikats).
Atta thesa naht arbeitende mumh M giftengumes .Die ganze Nacht haben wir gearbeitet und nichts gefangen' I Endstellung des Prдdikats).
Frei ist auch die Stellung der Attribute. Adjektivische Attribute und alln butiv gehrauchte Pronomen kцnnen dem Bezugssubstantiv vorangehen bzw folgen oder auch letzteres umrahmen:
Sie xint guote theganne Sie sind gute Krieger*.
Hiltibranr fuetti min fatcr llildebrand hieЯ mein Vater' (vorangestellte Attribute).
цrдhtun imo man stumman Man hrachte zu ihm einen stummen Mann" Hluduuig. kuntng min. hilph minun iiutin "Oh, mein Kцnig Ludwig, hilf
meinen Leuten' (nachgestellte Attribute).
Vnsar bmt tagalihha^ gib uns hiutu Gib uns heule unser lagliches Brцl"
(Adjektiv und Pronomen umrahmen das Substantiv).
Sehr verbreitet isl die Voranstellung der Genitivattribute: frankцno kuntng der Kцnig der Franken', frankцno lant "das Land der Franken*, gotes *-on 'das Wort Gottes', gotes engil 'der Engel Gottes" u. a. m.
Neue Entwicklungstendenzen im althochdeutschen Salzbau. F.s las sen sieh bereits im Althochdeutschen einige neue Tendenzen in der Satzaus ecsiallung verfolgen, die in der Folgezeil die Eigenart des deulschen Salzhaus prдgten.
Die Tendenz zur Verbreitung der zweigliedrigen Satzstruklur auf den unpersцnlichen und den unbestimmt-persцnlichen Satz. Sie hatte die weite Verbreitung der formal zweigliedrigen Sдtze mit den Pronomen MMN und ff in der deutschen Gegenwartssprache zur Folge.
Die Tendenz zur Entwicklung der Elemente der festen Wortstellung im Satz, vor allem zur Bindung der Stelle des Prдdikats und zur Entwicklung der Umklammerung. Diese Erscheinungen bestimmten weitgehend die Eigenart der Salzausgestaltung in der deutschen Gegenwartssprache.
Die Bedeutung der epischen literarischen Tradition und des Schrifttums fьr die Entfaltung des Satzbaus. Die jahrhundertelange literarische Tradition der vorschriftlichen epischen Dichtung sowie die Aneignung dei lateinischen christlichen und philosophischen schriftlichen Quellen und deren Ьbertragung in die heimischen Temtorialdialekte in der althochdeutschen Zeit mussten sich auf den Entwicklungsstand des althochdeutschen Satzbaus auswirken. Es handelt sich natьrlich nicht um die formale Struktur des Satzes, die rein innersprachlichen Entwicklungstendenzen unterliegt, sondern um das wachsende Fassungsvermцgen des Satzes, seine Komplexitдt, um die Verbreitung von syntaktischen Konstruktionen, die die geschriebene Literatursprache bzw. die geschriebenen Literatur dialekte von der gesprochenen Alltagsrede auszeichnen. Die althochdeutschen Sprachdenkmдler geben davon eine klare Vorstellung Sie bewahrten tut uns sowohl Proben aus der Alltagsrede mit ihrem ungekьnstelten, uberkurzen schlichten Salz, als auch Musler der epischen Erzдhlung und des gelehrten Stils. Vgl. zum ersteren die bereits zitierten Gesprдchsbuchlein (s S. 66):
Uuerpistdь? Uuanu quimis? Vuay sдhtut? 'Wer bist du? Woher kommst du? Was habt ihr gesucht?'
Guane cumei ger, brothm? 'Woher kommt ihr, Bruder?' Gimer cherize. 'Gib mir eine Kerze!'
Einen Kontrast dazu bilden sowohl die Fragmente aus der epischen Dichtung als auch die gelehrte Prosa.
Vgl. die ebenfalls bereits zitierten Anfangszeilen aus dem „Hildebrandslied"
tk giharta dal seggen.
dal sih urhettun .man mualin.
Hiltibranl tnti Hadubrant untar herium tuem
Ich horte das sagen, dass sich Herausforderer einzeln trafen. Hildebrant und Hadubrant. zwischen zwei Heeren'
Vgl. auch eine Stelle aus der rheinfrankischen Ubersetzung des theologischen Traktats Isidors von Sevilla „Ьber den christlichen Glauben".
Dhazs sitohhant auur nь ithniuuues, huueo dher setba sii chibaran, nь so ist in dheru sineru hcilegun chiburdi sa dauagal fater chiruni. Dhazs ni saget apostolus nah forasaga m bifant nah angil gotes ni uuista nah einic chiuaft tu archemda. Danach suchen sie aber nun weiter, wie derselbe geboren sei. da nun doch in seiner heiligen Geburt ein so verhьlltes Geheimnis des Vaters ist. Das sagt kein Apostel, noch fand es ein Prophet, noch wusste es ein Engel Gottes, noch erkannte es irgendein Geschцpf .
In den nachstehenden Paragraphen werden das wachsende Fassungsvermцgen und die Komplexitдt des Satzes an zwei Beispielen veranschaulicht:
an den Infinitiv- und Partizipgruppen im Rahmen des einfachen Satzes;
am Entwicklungsstand des komplexen Satzes <s. § 59 und 60).
$ 53. Die Verbreitung der zweigliedrigen Satzstruktur
auf den unpersцnlichen und unbestimmt-persцnlichen Satz
Eingliedrige Sдtze sind im Althochdeutschen selten. Formell eingliedrig sind:
a) Subjektlose persцnliche Sдtze. Sie entsprechen meistens dem lateini- schen Originaltext:
Vgl. lat Respandit mulier et dixit: non habeo vinan.
ahd. Antuurtanii da-j uuib inti quad: ni habu gomman 'Das Weib antwortete und sagte: ..(Ich) habe keinen Mann".*
Die subjektlose Form des personlichen Satzes kommt auch in althochdeutschen Originaltexten vor. z. B. im ..Hildebrandslied":
Dii bist dir alter Hun. ummet spaher.
spenis mih mit dinem wortun. will mih dinu speru werpan 'Du bist ein sehr listiger alter Hunne. (du) lockst mich mit deinen Worten, willst mich mit deiner Lanze niederschlagen".
b) Subjektlose unbestimmt-persцnliche Sдtze. Auch sie entsprechen ge- wцhnlich dem lateinischen Text:
Vgl. lat. Et adducunt ei surdum et mtttum et deprecabantur eum ut inpo-nat Uli manum.
ahd. Vhц brdhtun zi imo toubtm mti stumman mit bдttoi in, tha$ her sina kant ana man legiti Und (man) brachte zu ihm einen Taubstummen und bat ihn. er mцge seine Hand auflegen'.
Bereits im Althochdeutschen tritt der Hang zum zweigliedrigen Bau der e sehr deutlich zutage.
Der Vergleich althochdeutscher Satzkonstruktionen mit dem lateinischen Originaltext zeigt, dass das fehlende Subjekt im persцnlichen Salz bei der Ьbersetzung oft eingeschoben wird.
Vgl. lat. Intertrigo vos...
ahd. Ih fragen iuuih 'Ich frage euch...'
lat. Ait Uli...
ahd. Her quad imo 'Er sagte zu ihm...' lat. Dixerunt ergo ei: quis es'?
ahd. Tin* qttдdun sie imo: wer bist thь thanne? 'Dann sagten sie ihm: „Wer bist du denn?"'
Auch die unbestimmt-persцnlichen Sдtze haben den Hang zum zweigliedrigen Bau. Daher entsprechen dem lateinischen eingliedrigen unbestimml-pcrsonlichen Satz im Althochdeutschen drei Satzlypen:
in wenigen Fдllen bewahrt das Allhochdeutsche den lateinischen subjektlosen Satzbau (Beispiele s. oben);
manchmal wird bei der Ьbersetzung ein passendes Substantiv eingeschoben:
lal. Quis est igitur iste deus? respondeant nobis. •* ahd Hutter ist dhanne dhese got? antuurdeen nu uns dhea unchilauben-'Wer ist denn dieser Gott? antworten uns nun die Unglдubigen' (die glдubigen - in den althochdeutschen Text eingeschoben);
c) bei der Ubersetzung wird das Substantiv ahd. man Mensch' einge- schoben, aus dem sich bereits in dieser Zeit sein Homonym, das unbestimm- te Pronomen man entwickelt:
Vgl. lal. Habetis bis aliquid quod mandueetur?
ahd. Habet ir hier «««> tha$ man e^ym megi? 'Habt ihr hier etwas, was man essen kцnnte?*
lat. Petit et dabitur vobis.
ahd. Bitet mti iu gibtt man. 'Bittet und man wird euch geben'.
Der unbestimmt-personliche Salz mit dem Pronomen man ist bereits im Althochdeutschen die vorherrschende Salzform. Sie kommt sehr oft auch in althochdeutschen Originaltexten vor:
Mit geru scal man geba infьhan 'Mit der Lanze soll man Geschenke empfangen".
Zi nuzze grebit man ouh thar er inti kuphar 'Erfolgreich gewinnt man dort auch Erz und Kupfer".
Obwohl die Aufforderungssalze in allen Penoden deutscher Sprachgeschichte eingliedrig sind, berьhrt auch sie im Althochdeutschen die allgemeine Tendenz zur zweigliedrigen Satzkonstniktion. Es entstehen zweigliedrige Aufforderungssatze:
Faret ir in tninan uuingart 'Geht (ihr) in meinen Weingarten'.
Sц uua$ sц her iu quede sц tuot ir 'Tut (ihr), was er euch sagen wird'
Als eigentliche eingliedrige Satze sind in vielen indoeuropдischen Sprachen die unpersцnlichen Sдtze geprдgt: russ. Benepeem C.uepKaemcM XanoцHo. lat. Pluit 'Es regnet*. Tonnt Es donnert'. Auch den altgermanischen Sprachen ist der eingliedrige Bau solcher Satze eigen, zum Beispiel dem Auslдndischen:
fiignir 'Es regnet'. Dagar Es tagt'.
Doch ist diese Art von Sдtzen im Althochdeutschen im Einklang mit der allgemeinen Tendenz zweigliedrig:
Ј5 дbandet 'Es wird Abend'. Ј5 nahtet 'Es wird Nacht'. Ј3 ist kalt Es ist kalt*. Ј3 ist spдti Es ist spдt'.
Subjektlos und eingliedrig sind nur die unpersцnlichen Sдtze mit dem Dativ/Akkusativ der Person:
Mih hungrtta inti ir gдbut mir e^ym Mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen*.
Jцh brast in thar thes wines Es mangelte ihnen dann an Wein'. Auch dieser Satztyp entwickelte in der Folgezeit eine zweigliedrige Parallelform mit dem formalen Subjekt es.
S 54. Wortstellung im einfachen Satz
Bewegliche Satzglieder - Subjekt. Objekte und Adverbialien sind im Althochdeutschen ebenso wie in der deutschen Gegenwartssprache beweglich; ihre Stellung im Satz hдngt auch in dieser Zeit aufs engste mit der kommunikativen Satzperspektive zusammen.
Das Subjekt erscheint meist als Ausgangspunkt des Satzes und nimmt in diesem Fall die erste Stelle ein (die gerade Wortfolge):
Sum man habeta zuuene suni 'Ein gewisser Mann hatte zwei Sцhne'. Ih wallцta sumaro enti wintro sehstic ur lante ' Ich wanderte sechzig Sommer und Winter auЯerhalb des Landes'.
Er flцh in tlta-j gibirgi 'Er floh ins Gebirge'.
Die invertierte Wortfolge ist durch die Nachstellung des Subjekts gegenьber dem Prдdikat gekennzeichnet. Das Subjekt nimmt die zweite oder dritte Stelle im Satz ein. Es ist entweder ebenso wie bei der geraden Wortfolge Ausgangspunkt der Mitteilung (das Thema) oder das Mitgeteilte (das Rhema).
Ungewцhnlich fьr die deutsche Gegenwartssprache ist die Zweitstcllung rs Subjekts im Aussagesatz. Im Althochdeutschen ist sie hдufig, da der ussagesatz oft mit dem verbalen Prдdikat beginnt:
rorn her цstar giweit, floh her Otaehres nid Einst reiste er ostwдrts, er h vor Odoakers Zorn*.
An die erste Stelle im Satz ruckt oft ein Objekt oder ein Adverbiale Dies schiebt zum Beispiel, wenn das Objekt oder das Adverbiale die Verhin-ng des Satzes zum vorausgehenden Satz herstellt und so den Zusammen-ig zwischen den Geschehnissen betont: meistens ist es ein lokales oder lporales Adverbiale, besonders thц 'da', 'dann':
Quam thц uuih fori Samariu Steffen u tut 55ar Thц quad iru der he Haut, mir trinkan. Tlxц quad imo uuib tha^ samantanisga Es kam da ein ib aus Samaria Wasser schцpfen. Da sagte ihr der Heiland: ..Gib mir zu .ken" Da sagte ihm das samaritanische Weib...'.
In theru ziti fuor Jesus in restitage after sдtum 'In dieser Zeit wanderte Jesus an einem Feiertage ein Saatfeld entlang'.
In diesen Beispielen sind das vorgeschobene Adverbiale sowie das an der dritten Stelle stehende Subjekt Ausgangspunkt der Erzдhlung, das Rhema sind das Prдdikat oder die abhдngigen Satzglieder, die sich nach dem Subjekt am Satzende befinden.
Das Objekt oder das Adverbiale werden an die erste Stelle auch zwecks der Inversion des Subjekts vorgeschoben: das Subjekt ruckt hinter das Prдdikat und wird als das Rhema hervorgehoben:
In dagon eines kuninges was ein ewarto 'In den Zeiten eines Kцnigs lebte ein Priester'.
Sus in uuege quam ein uuih 'Da kam des Weges ein Weib'
Sehr hдufig wird die Inversion und somit die Hervorhebung des Subjekts als das Rhema durch Voranstellung des Lokaladverbs thдr 'da', 'dort' oder des Temporal ad verhs thц 'da', 'dann* erreicht, deren Bedeutung infolge des hantigen Gebrauchs soweit verblasst ist. dass sie in erster Linie als Inversi-ommxtel dienen:
Thц quцdun zi imo sine hruoder Da sagten ihm seine Bruder".
Seno nu thц uuas man in Hierusalem 'Da lebte ein Mann in Jerusalem
Besonders hдufig dient zur Inversion des Subjekts das Adverb thдr in Vierbindung mit dem Verb wesan 'sein':
Thдr uuas ein man alter Da war ein alter Mann*, eigentlich: Es lebte ein aber Mann'
Thдr uuas ein man fruater toh edilthegan guater 'Da war (oder: Es lebte) ein weiser und edler Mann'
Weniger verbreitet ist im Althochdeutschen die Voranstellung des Subjekts als das Rhema:
Ther thц quad imo: din hruoder quam Der sagte ihm: ..Dein Bruder ist gekommen*".
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Vorangestellt werden manchmal auch die anderen Satzglieder, wenn sie im Satz das Rhema sind:
Einan kuning uuei^ ih 'Ich kenne einen Kцnig'. Tot ixt Hiitihrant 'Tot ist Hildebrand'.
Mit gern xcal man geba infдhen 'Mit einer Lanze soll man Geschenke empfangen'.
Die Voranstellung des Rhemas ist gewohnlich mit Lmphase verbunden. Sie kommt meistens in der direkten Rede vor und setzt wohl die Intonation eines Ausrufesatzes voraus (vgl. in der Gegenwartssprache: Ein Unglьck ist geschehen.1).
Wenn ein Objekt oder ein Adverbiale das Rhema des Satzes sind, stehen sie gewohnlich nach dem Prдdikat, mцglichst am Satzende: Thд nam her skilь uuii sper 'Da nahm er Schild und Lanze'. Thд tfuam her zi Nazareth 'Da kam er nach NazareьY. Thiti bruoder quam inti arsluog thin fater gifuotrit calb 'Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater schlachtete ein gemдstetes Kalb'.
Wenn im Satz mehrere Objekte vorhanden sind, gilt derselbe Grundsatz der Nachstellung des Rhemas:
Inti gibar ira sun erixthoranon inti biuuant inan mit tuochum 'Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Tucher'.