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613897_0139E_moskalskaja_o_i_deutsche_sprachges...doc
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§ 15. Das Werden der deutschen Sprache.

Ihre Existenzform im frьhfrдnkischen Reich

I m Rahmen des Prankenreiches begann die Entwicklung zweier eu­ropaischer Sprachen der Neuzeit des Franzцsischen und des Deutschen. Die linksrheinischen Franken, die sich in Gallien ansiedelten, vermisch­ten sich mit der einheimischen Bevцlkerung, eigneten sich die hoher entwickeile galloromanische Kultur an und verlauschten ihre germani­sche Sprache gegen die romanische Sprache Galliens, das werdende Altfranzцsisch. Die цstlichen Franken und die anderen germanischen Stamme, die das Frankcnreich zusammenfaЯte, sprachen ihre heimischen germanischen Dialekte, aus denen sich die werdende allhochdeutsche Sprache zu entwickeln begann. Die Dialekte der GroЯstamme, die sich im Frankenreich zusammengeschlossen halten, blieben vorerst schritt­los. Doch ьbte die Bildung eines mдchtigen fruhfeudalen Staates einen groЯen Einfluss auf die Existenzformen der Sprache aus. Deren erste Auswirkung auf die sprachliche Situation war der Einzug des Lateins als Sprache des katholischen Gottesdienstes, Gelehrvamkcitssprache und Amtssprache des Staates und die dadurch entstandene hierarchisch ge­schichtete Zweisprachigkeit sowohl im rechtsrheinischen als auch im linksrheinischen Teil des Reiches: das Latein als Kirchen- und Amts­sprache, germanische hzw. romanische Dialekte als Sprechdialekte der Bauern und des Adels.

Eine weitere Auswirkung der Herausbildung des Staates und der fort­schreitenden Feudalisierung war die Verwandlung der Stammesdialek­te der in das frankische Reich eingegliederten GroЯslamme in Territo­rialdialekte In dem MaЯe wie mit dem Ubergang zur Sesshaftigkeit und zur Dorfgemeinde (Markgenossenschaft) die Яlutbande der ehe­maligen Gens den nachbarschaftlichcn, d. i. territorial bedingten Be­ziehungen zwischen den Angehцrigen der Dorfgemeinde wichen (vgl. S. 40). wurde zur Grundlage der sprachlichen Gemeinschaft nicht die ethnische Zusammengehцrigkeit, sondern das Zusammenleben im Rah­men des Feudalstaates. Bereits die Volkerbewegungen und ethnische Mischung der vorausgehenden Volkcrwanderungszeit haben die Ver­wandlung der Stammesdialckte in Territorialdialekle vorbereitet Der frankische Staat schul die Voraussetzungen fьr die Vollendung dieses Prozesses.

Die einzelnen Temtonaldialekte stellten ein Kontinuum von Unler-dialekten dar. die von Dorfgemeinschatt zu Dorfgemeinschaft variierten und zugleich eine Gesamtheil gleicher Charakterzuge aufwiesen. Ein Gefьhl fьr die Zusammengehцrigkeit der Territorialdialekle der betref­fenden GroЯstamme als Dialekte einer Nationalitatssprache (der werden­den deutschen Sprache) muss bei den Sprechern dieser Dialekte in der truhfrankischen Zeit noch ausgeblieben sein, da in dieser Epoche bloЯ die ersten Voraussetzungen fьr deren kьnftige ZusammenschlicЯung zu einer Nationalitдt vorlagen.

§ 16. Die Bildung des deutschen Staates und die weitere Konsolidierung der deutschen Nationalitat

Die Grьndung des Ostfrankischen Reiches. I.in entscheidender Sehnt! zur endgьltigen Herausbildung der deutschen Nationalitдt war die Auflei lung des karolingisehen GroЯreiches unter den Enkeln Karls des GroЯen, die Trennung seines westlichen (franzцsischen) Teils von dem цstlichen (deut sehen) und die Abgrenzung in Sprachgmppen.

Durch den Vertrag von Verdun 843 entstanden drei Reiche.

1. Karl der Kahle erhielt das Westfrankische Reich (das spatere Frankreich):

  1. Ludwig der Deutsche erhielt das Ostfrankische Reich (das spatere Deutschland);

  2. Lothar erhielt das Mittelreich (Italien und das Gebiet zwischen dem Rhein, der Scheide und der Rhone, das spater nach ihm Lothanngien be­nannt wurde).

R

Reh Ktrli dei Kthkn

Kckb Ludwig« dei Ьeuiicbcn

eich Lothare

Teilung von Verdun 843

Von der sprachlichen Teilung, die sich nach der Aufspaltung des franki sehen Grobreiches vollzogen halle, gibt eine Vorstellung eines der frьhesten Schriftdenkmaler der deutschen Sprache, die sog. „StraЯburger Eide"

Dieses Dokument wurde 842 in StraЯburg abgefasst, als Ludwig der Deut­sche und Karl der Kahle wahrend des „Bruderkrieges", der der Aufteilung des frдnkischen GroЯreiches vorausging, ein Bьndnis gegen Lothar schlцs­sen. Es ist der Text des Eides, womit sie und ihre Heere ihre Bundesgenos­senschaft beschworen mussten. Wie alle Dokumente jener EpiK'he wurde er in lateinischer Sprache abgefasst. Damit aber beide Heere den Eid verstehen konnten, musste er in zwei heimische Sprachen ubertragen werden, und die beiden Konige leisteten den Eid vor den Heeren in der Landessprache des anderen. Ludwig der Deutsche sprach den Eid vor dem Heer seines Bruders romanisch (d. h altfranzosisch). Karl der Kahle entsprechend rheinfrankisch (d. i. in einer althochdeutschen Mundart); die Heere sprachen den Eid jedes in der eigenen Sprache.

Die weitere Konsolidierung der deutschen Nationalitдt im Zeitraum

vom °. Jh. bis zur Mitte des II. Jh. Das ostfrдnkische Keich. das nach der Teilung des karolingischen GroЯreiches entstanden war (s. o.|, war der Aus­gangspunkt zur Entstehung eines deutschen Staates. Im 10./II. Jh erwuchs auf seiner Grundlage ein starkes Kцnigtum. Bis zum Ausgang des 11. Jh. wur­de auch der Feudalisierungsprozess, der bereits im Frankenreich im n./8. Jh

begonnen hatte, vollendet- Die Klasse weltlicher und geistlicher Feudalherren erstarkte noch mehr. Freie Bauern, wo sie noch ihre Selbstдndigkeit bewahr­ten, wurden in verschiedene Formen feudale Abhдngigkeit gezwungen. Ne­ben der intensivierten Landwirtschaft entwickelte sich an Fronhofen und in Marksiedlungen ein spezialisiertes Handwerk. Das Land bedeckte sich mit einem Netz von Handelswegen. Auch Fernhandel wurde betrieben

Die ZusammensehlieЯung der Franken. Bayern, Alemannen. Thьringer. Sachsen, Friesen im Rahmen eines Feudalstaates und das Fortbestehen die­ses mehr oder weniger zentralisierten Staates trugen dazu bei. dass sich bei den Angehцrigen der einzelnen aus den GrцЯstammen der vorausgehenden Zeit erwachsenen Vцlkerschaften neben dem sog „Stammesbewusstsein" allmдhlich die Anfange des „Gemeinschaftsbewusstsems". eines Zusam­mengehцrigkeitsgefьhls entwickelten, dass sie sich ihrer Zugehцrigkeit zu einer Nationalitat immer mehr bewusst wurden Obwohl die Angehцrigen einzelner Vцlkerschaften sich noch immer gern als Franci, Alemanni usw. bezeichnen, drдngen sich seit dem 9. Jh allmдhlich die Benennungen Teuto­nia, teutonica lingua. diutisce. teutonice als alle Volkerschaften des deut­schen Reiches und ihre Sprachen umfassende Bezeichnung durch In den Quellen des 10 Jh werden sie immer hдufiger und setzen sich im ausgehen den 11 Jh endgьltig durch

Das Wort 'deutsch1. Der aus dem Ostfrankischen Reich hervorgegan­gene deutsche Staat wurde im 9. Jh. vorwiegend Teutonia ..das Teutonische Reich"" genannt. In vielen lateinischen Quellen finden sich in derselben Be­deutung auch die Bezeichnungen Germania, Germani. germanicus. Das Wort deutsch tritt zuerst 786 in lateinischer Form theodiscus als Bezeichnung der Sprache auf. Belegt ist um 800 auch der Ausdruck Teudisca lingua. Es heiЯt zuerst „volksmaЯig'. ..volksmaЯige Sprache" vom got piutto. ahd diot 'Volk' und bezeichnet eine beliebige germanische Sprache gegenьber dem Latein. Im Frankenreich bekommt es dann die eigentliche Bedeutung deutsch*, in­dem die zwei heimischen Sprachen des Reiches als Teudisca und Romana lingua einander gegenьbergestellt werden; es wird also zum Synonym von teutonicus Teutonisch'. Um 1000 trifft man schon im deutschen Text die Bezeichnung diu diutisca zunga und um 1100 auch die Bezeichnungen diu-nskiu Hute und diutiskiu lant. woraus im 15/16. Jh. die Zusammensetzung Teutschland, Deutschland entsteht.

ALTHOCHDEUTSCH