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30 2 Wortschatzkunde

In der Psychologie wird beim Auslösen von Emotionen eine Geschehensfolge

angenommen:

Ereignis h-> Informationsverarbeitung i-+ Bewertung i-> Emotion.

Beispielsweise könnten wir in einem kleinen Dorf unerwartet ein großes und hohes Haus vorfinden.

Dieses unerwartete Ereignis (Informationsverarbeitung) veranlasst zu einer ne­gativen oder positiven Bewertung, zum Auslösen von Emotionen, Erregung oder Lust bzw. Ruhe oder Unlust, die physisch (Tränen, erblassen, weglau­fen oder lächeln, erröten, näherkommen) und/oder verbal ausgedrückt werden können, so mit:

(19) a. Juchhe! (Freude)

b. Nanu! (Verwunderung)

c. Mist! (Verärgertsein)

Aus linguistischer Sicht können u. E. drei Gruppen von Wörtern mit emotiven Funktionen unterschieden werden: Gefühlswörter, Affektwörter und Bewer­tungswörter (Herrmanns, 1995):

— Gefühlswörter

Gefühlswörter sind Wörter zur Benennung und Deskription von Emotio­nen und Affekten (Stimmungen und Erregungen), ohne selbst expressiv zu sein. Da sie die Funktion der Diagnose bzw. der Distanzschaffung ha­ben können, sind sie auch psychologische Vokabeln: Liebe, Hass, Trauer, Eifersucht

- Affektwörter

Das sind Wörter und Wendungen zum Ausdrücken von Gefühlen und

Affekten.

Dies können sein:

  • Psychologische Vokabeln, die Gefühle und Gemütszustände benennen: Ich hasse dich!, Das freut mich aber!, Das tut mir aber Leid!

  • Empfindungswörter, Kosenamen, Schimpfwörter: Oh, Mausi, Esel

  • Affektive Adjektive, Substantive und Verben:

(Ist das aber) gemeinl, (Dieser) Lügnerl, (Er) säuftl

- Bewertungswörter

Wörter, die das Benannte zugleich bewerten: Köter, verrecken, Klassefrau

2.2 Grammatische Wortdefinition: strukturelle Wortbetrachtung

31

Wörter, die Emotionen und Affekte anzeigen, sind oft mehrdeutig. Der Kontext hebt dies dann allerdings auf. (vgl. (20)).

(20) Ach! (?)

Ach, du Armer! (Bedauern, Mitleid)

Ach, wenn es doch wieder so wäre! (Sehnsucht)

Fries (2000, S. 14) betont die pragmatische Komponente von emotiven Wör­tern, wenn er u.a. hervorhebt, dass der Ausdruck und das Verstehen von Ge­fühlen maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg kommunikativer Bemühungen habe. Außerdem kann nach ihm (Fries, 2000, S. 33) ein Wort wie Trauer auf drei unterschiedliche Phänomenbereiche verweisen:

- auf einen internen, introspektiv wahrnehmbaren Zustand: = subjektiv­ psychologischer Aspekt.

Ein Beispiel für diese Verwendung von Trauer: Laßt uns einfach unsre Trauer leben, denn damit verarbeiten wir das ganze. Katrin Zilch (url: http://www.lichterkette.net.ms 25.3. 2004)

- auf einen chemisch und physikalisch nachweisbaren Prozess (z.B. Tränen und Schlaflosigkeit): = physiologischer Aspekt.

Trauerarbeit [... ] Trauernde können bei ihrer Arbeit auch scheitern, krank werden, daran zerbrechen, weil sie ihr Leben nicht mehr leben können. (url: http://www.lichterkette.net.ms 25.3. 2004)

- auf Gegenstände und/oder Sachverhalte, die als gefühlsauslösend betrach­ tet werden: = sozialer Aspekt.

Wenn die Gondeln Trauer tragen Deutscher Titel eines Films

Zur Ausdrucksfunktion kann auch das Anzeigen der Beziehungsrelation (von Thun, 1981) gerechnet werden. Auch an der Wortwahl kann der Stand der Be­ziehung zwischen Kommunikationspartnern abgelesen werden. Wenn z. B. ein Mann seine Freundin Prinzessin nennt, kann dies heißen, dass er sie verehrt, sie anhimmelt, und ausdrücken will, dass er ihr Untertan ist. Es kann aber auch gemeint sein, dass sie verwöhnt ist.

Mit der explizit markierten Appellfunktion werden Absichten an den Hören­den mitgeteilt. Im Wort sind diese häufig mit einer Bewertungskomponente verbunden. Dies ist der Fall, wenn z.B. jemand als Jammerlappen (Heinz ist