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Deutsche Klassiker в содержание j.W.Goethe

I. Thematischer Wortschatz

  • zu den angesehensten Patrizierfamilien gehören – относиться к уважаемым, аристократическим семьям

  • wohlhabend – состоятельный, зажиточный

  • das Bürgertum – буржуазия

  • verschlossen – замкнутый

  • gewissenhaft – добросовестный

  • das Gegenteil – противоположность

  • anregen – побуждать, давать толчок к чему-либо

  • mildern – смягчать

  • verlassen – покидать

  • aufnehmen – принимать

  • abbrechen – прерывать

  • kennen lernen – знакомиться

  • rebellieren – бунтовать, восставать

  • der Fürst – князь

  • die Sturm-und-Drang-Bewegung – движение «Бури и натиска»

  • der Despotismus – деспотизм

  • die Persönlichkeit – личность

  • feudal – феодальный

  • die Unterdrückung – угнетение

  • die Verbindung – связь

  • das Ereignis – событие

  • kämpfen – бороться

  • fortschrittlich – прогрессивный, передовой

  • das Fragment – фрагмент

  • das Drama – драма

  • die Tragödie – трагедия

  • das Bühnenwerk – театральное произведение

  • das Jahrhundert – столетие

  • die Ballade – баллада

  • verbreiten – распространять

  • scharten – объединяться, собираться

  • die Vielseitigkeit – многосторонность, разносторонность

  • die Begabung – одаренность

  • auf dem Gebiet – в области ( напр. науки )

  • das Verständnis – понимание

  • allgemein – общий, всеобщий

  • die Entwicklung – развитие

  • das Schaffen – творчество

  • hervorragend – выдающийся

II.

1. Lesen Sie folgende Vokabeln richtig vor.

Der August, Frankfurt am Main, gehören, zu den angesehensten Patrizier -familien, wohlhabend, das Bürgertum, verschlossen, gewissenhaft, streng, das Gegenteil, blühend, begabt, lebensfroh, anregen, mildern, zunächst,

Lateinisch, Griechisch, Italienisch, Englisch , Französisch, unterrichten, versuchen, verlassen, aufnehmen, die Erkrankung, abbrechen, zurückkehren, studieren, die Universität, kennen lernen, berühmt, rebellieren, der Fürst, die Sturm-und-Drang-Bewegung, der Despotismus, die Befreiung, die Persönlichkeit, feudal, die Unterdrückung, fortschrittlich, entstehen, die Tragödie, die Zusammenarbeit, verbreiten, scharten, charakteristisch, die Vielseitigkeit, das Verständnis, die Nationalsprache, hervorragend.

Text 1 Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe, geadelt 1782 (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar; auch Göthe), ist als Dichter, Dramatiker, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann einer der bekanntesten Vertreter der Weimarer Klassik. Sein Werk umfasst Gedichte, Dramen und Prosa-Literatur, aber auch naturwissenschaftliche Abhandlungen. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter und ist eine herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur.

Johann Wolfgang Goethe

Johann Wolfgang von Goethe 1828, gemalt von Joseph Karl Stieler

Goethes Familie lebte in Frankfurt, im Haus am Großen Hirschgraben, dem heutigen „Goethe-Haus“. Johann Caspar Goethe (1710–1782), Goethes Vater, widmete sich der Zusammenstellung eines Naturalienkabinetts sowie der Sammlung von Gemälden und brauchte neben diesen Tätigkeiten und der Erziehung seiner Kinder keinen Beruf auszuüben, da er sich den Titel eines Kaiserlichen Rates gekauft hatte und repräsentativen Aufgaben nachgehen konnte.

Elterliches Wohnhaus im Großen Hirschgraben in Frankfurt

Der Vater Johann Caspar Goethe, Aquarellminiatur von Georg Friedrich Schmoll (1775)

Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731–1808), stammte aus einer alteingesessenen Patrizierfamilie. Die Tochter des Frankfurter Schultheißen (hier: Vorsteher des Justizwesens) hatte mit 17 Jahren den damals 38-jährigen Rat Goethe geheiratet. Der Sohn schrieb später:

Vom Vater hab' ich die Statur,

des Lebens ernstes Führen.

Vom Mütterchen die Frohnatur

und Lust zu fabulieren. [1]

Die Mutter Catharina Elisabeth Goethe, Porträt von Georg Oswald May (1776)

Diese spätere Selbststilisierung ist allerdings irreführend, denn Goethe war keine Frohnatur und sein Verhältnis zu den Eltern nicht frei von Konflikten. Außer der am 7. Dezember 1750 geborenen Schwester Cornelia Friderike Christiana starben alle anderen Geschwister früh. 1758 erkrankte Goethe an den Blattern (Pocken).

Die Schwester Cornelia Friderike Christiana, gezeichnet vom Bruder Johann Wolfgang Goethe um 1770

Goethe wurde, gemeinsam mit seiner Schwester und zeitweise seiner Mutter, von seinem Vater und durch Privatlehrer in allen damals üblichen Fächern und mehreren Sprachen (Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch und Hebräisch) unterrichtet. Auch erhielt er den seinen Kreisen gemäßen Unterricht im Tanzen, Reiten und Fechten. Er war eher ein Musterknabe als ein Raufbold, lernte leicht, wenn man seinem Spieltrieb freien Lauf ließ. Sein großes Vergnügen war immer Zeichnen, Musik dagegen war nicht seine Sache.

Eine wesentliche Rolle im streng lutherischen Haushalt der Goethes spielte die religiöse Erziehung der Kinder, wozu die tägliche Bibellektüre und der sonntägliche Gottesdienstbesuch gehörten. Für erste Glaubenszweifel sorgte die Nachricht des Erdbebens von Lissabon 1755, wo sich Gott, indem er die Gerechten mit den Ungerechten gleichem Verderben preisgab, keineswegs väterlich bewiesen hatte.[2] Der Religionsunterricht, den Goethe zunächst bei dem Frankfurter Senior Johann Philipp Fresenius, einem Freund der Familie, später auch bei seinem Onkel, dem Pfarrer Johann Jakob Starck erhielt, sagte ihm wenig zu, war doch der kirchliche Protestantismus, den man uns überlieferte, eigentlich nur eine Art von trockner Moral: an einen geistreichen Vortrag ward nicht gedacht, und die Lehre konnte weder der Seele noch dem Herzen zusagen. Einzig die Beschäftigung mit dem Alten Testament, vor allem den Geschichten um die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, regt seine Phantasie an. Seine Haltung zur Kirche und den christlichen Dogmen blieb auch später distanziert bis ablehnend. So charakterisierte er beispielsweise die Kirchengeschichte als „Mischmasch von Irrtum und Gewalt“.[3] und besonders die christliche Lehre von der Erbsünde entfernte ihn schon früh von der lutherischen Orthodoxie seiner Zeit.

Bereits als Kind begeisterte er sich für die Literatur, die er in der umfangreichen Bibliothek seines Vaters fand, wobei er sein Augenmerk zunächst auf Friedrich Gottlieb Klopstock und Homer richtete. Auch eine Begeisterung für das Theater wurde in jungen Jahren geweckt: im väterlichen Haus wurde alljährlich ein Puppentheater eingerichtet, das ihn faszinierte. Später schrieb er, er wünschte sich, „zugleich unter den Bezauberten und Zauberern“ zu sein.[4] Während der Besetzung Frankfurts durch französische Truppen 1759 besuchte er häufig das französische Theater im Junghof. 1763 erlebte er ein Konzert des damals 7 Jahre alten Mozart. Mit 14 Jahren bewarb er sich um die Mitgliedschaft in der tugendhaften Arkadischen Gesellschaft zu Phylandria, wurde jedoch wegen „Ausschweifung“ abgewiesen. 1764 wurde er auch Zeuge der Feierlichkeiten anlässlich der Krönung Josephs II. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, was er in Dichtung und Wahrheit ausführlich beschreibt.

Am 30. September 1765 verließ er Frankfurt, um in Leipzig das Studium der Rechte aufzunehmen.

Goethe-Denkmal in Leipzig

Anna Katharina Schönkopf, Goethes „erstes Mädgen“

Von 1765 bis 1768 studierte Goethe in Leipzig Jura; dieses Studium repräsentierte das Gegenteil seiner bisherigen Ausbildung und stieß ihn ab. Er hörte dort lieber die Poetikvorlesung von Christian Fürchtegott Gellert und nahm an dessen Stilübungen im sanften Stil der Zeit teil. Auch nahm er Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser, dem Direktor der Leipziger Akademie. Dort lernte er antike Plastik in Gipsabgüssen und zierlichen Gemmen kennen und wurde von Winckelmanns Ideen beeinflusst. Anfangs aufgrund seiner Herkunft belächelt, entwickelte er sich in wenigen Wochen zum Stutzer. Er verliebte sich in Käthchen Schönkopf und besang diese Liebe in für das Rokoko traditionellen Versen. 1770, als Goethe 21 Jahre alt war, erschien eine erste, anonyme Sammlung von musikalisierten Liedern im Druck (Gedichtzyklus Annette).

Bei einem Kupferstecher im Hause des Verlegers Breitkopf lernte er Stechen, Holzschnitt und Radieren. Seine eher kritiklose Verehrung vieler zeitgenössischer Poeten wich nun einer bewussten Hinwendung zu Lessing und Wieland. Bereits in dieser Zeit schrieb er sehr viel, eine Oper, ein biblisches Drama über Belsazar; fast alles hat er später vernichtet. Erhalten blieb hingegen die Komödie „Die Mitschuldigen“.

Auerbachs Keller und die dort beheimatete Sage von Fausts Fassritt 1525 beeindruckten ihn so sehr, dass er später Auerbachs Keller – neben der Erwähnung des Harzgebirges und den naheliegenden Gemeinden Schierke und Elend – als einzigen konkret existierenden Ort in sein Drama Faust I aufnahm. Ein Blutsturz zwang ihn, abzubrechen und Ende August 1768 „gleichsam als ein Schiffbrüchiger“ („Dichtung und Wahrheit“) nach Frankfurt zurückzukehren.

Johann Gottfried von Herder

Friederike Brion in Elsässer Tracht

Es folgte eine eineinhalbjährige, von manchen Rückfällen unterbrochene Genesungszeit, deren Dauer zu einer tiefgehenden Verstimmung mit dem Vater führte. Während der Rekonvaleszenz wurde er fürsorglich von der Mutter und seiner Schwester gepflegt. Während er sich noch auf dem Krankenlager langweilte, schrieb er eine freche Kriminalkomödie. Eine Freundin der Mutter, Susanne von Klettenberg, brachte ihn mit pietistischen Vorstellungen der Herrnhuter in Berührung. So beschäftigte er sich einige Monate lang eingehend mit Mystik, Alchemie und Seelenerforschung.

Im April 1770 verlor der Vater die Geduld, Goethe verließ Frankfurt, um in Straßburg sein Studium zu beenden.

Wieder aber kümmerte er sich wenig um die trockenen Repetitorien. Im Elsass blühte er auf; kaum eine andere Landschaft hat er später ähnlich liebevoll beschrieben wie jene Rheingegend. In der Tischgesellschaft seiner Pension lernte er mit dem armen Johann Heinrich Jung-Stilling eine Lebensgeschichte aus dem Volk kennen. Weitere Bekanntschaften waren Lerse und Lenz. Entscheidende Anregungen aber gab Herder, der sich wegen einer Augenoperation in Straßburg aufhielt und den der junge Mann ansprach. Herder war die erste überlegene Persönlichkeit, die Goethe kennen lernte. Seine Führung war unbarmherzig, er putzte die zierlichen Gemmen und die geliebte römische Dichtung als flache Kopien herunter und öffnete dem Jüngeren die Augen für die dramatische Gewalt Shakespeares. Er machte ihn mit den damals eben veröffentlichten Gesängen Ossians vertraut und erschloss ihm die Poesie der Völker. Nicht Stammbäume und Schlachten seien wichtig, sondern das Werden und Wesen der Völker, sichtbar in ihrer unverbildeten Dichtung: dem Alten Testament, Homer, Mythen und Sagen. Dieser ganzheitliche Ansatz kam Goethes Art zu denken nun sehr nahe und beeindruckte ihn zutiefst.

In Straßburg erlebte er zum ersten Mal altdeutsche Baukunst. Der Eindruck der gewaltigen Massen, die sich – „einfach und groß“ – gen Himmel türmen, führt wenig später zu der begeisterten Schrift „Von deutscher Baukunst D. M. Erwini a Steinbach“.

Auf einem der vielen Ausflüge kam er in dem Dorf Sesenheim in ein gastfreundliches Pfarrhaus und verliebte sich in eine der Pfarrerstöchter, Friederike Brion. Nach einem Jahr jedoch machte er Schluss (Lenz schrieb in diesem Zusammenhang von einem Menschen „welcher kam und ihr als Kind das Herze nahm“). Aus der Straßburger Zeit stammen Gedichte, darunter z. B. „Willkommen und Abschied“, „Sesenheimer Lieder“ und „Heideröslein“.

Ende August 1771 wurde Goethe in Frankfurt als Lizenziat zugelassen. Er wollte wohl im Sinne fortschrittlicher, humaner Rechtsprechung und eines humanen Vollzugs tätig werden. Bereits bei seinen ersten Prozessen ging er zu forsch vor, erhielt eine Rüge und verlor die Lust. Damit war nach wenigen Monaten seine Laufbahn beendet, auch wenn die Kanzlei noch einige Jahre existierte. Damals stand er in Verbindung mit dem Darmstädter Hof, wo man der Mode der Empfindsamkeit huldigte; aus diesem „Darmstädter Kreis“ sind Johann Georg Schlosser (sein späterer Schwager) und Johann Heinrich Merck hervorzuheben. Oft ritt oder wanderte er – auch im Schneesturm – von Frankfurt nach Darmstadt; sein Drang in die Natur war eine Trotzreaktion: Sturm und Drang.

Auch literarische Pläne verfolgte er wieder; dieses Mal hatte der Vater nichts dagegen, half sogar. Einem alten Buch entnahm Goethe die Lebensbeschreibung eines adeligen Wegelagerers aus der Zeit der Bauernkriege. Die Geschichte – kräftig umgewandelt – fügte er in wenigen Wochen zu einem bunten Bilderbogen (er selbst nannte sie in einem Brief „ein Skizzo“). Wie bereits in der Kindheit schuf er sich seine eigene Bühne, traf jedoch damit in das Herz seiner Zeitgenossen; das Stück wurde abgeschrieben, an Freunde gegeben. Die waren begeistert von der Geschichte des „Gottfried von Berlichingen mit der Eisernen Hand“. Wie mit der Würdigung altdeutscher Baukunst traf er auch hiermit einen Nerv seiner Zeit. Als Herder das Stück (das noch gar nicht für die Bühne gedacht war) kritisierte, wurde er von seinem Zögling abserviert. Merck trat als kritischer Förderer an seine Stelle.

Von unbezahlter Mitarbeit an einer literarischen Zeitschrift (herausgegeben von Schlosser und Merck) konnte er nicht existieren. Im Mai 1772 ging Goethe zur Vervollständigung der juristischen Ausbildung als Praktikant an das Reichskammergericht in Wetzlar. Das altehrwürdige, aber völlig verwahrloste Institut (einzelne Verfahren waren bereits seit über drei Generationen anhängig) wurde damals einer von Kaiser Joseph II. angeregten „Visitation“ (kritische Beurteilung) unterworfen. Gebildete junge Juristen, mit denen er sich im Gasthof „Zum Kronprinzen“ traf, waren dort tätig, darunter ein Hofrat Johann Christian Kestner. Dieser beschrieb ihn mit folgenden Worten: „…kam hier ein gewisser Goethe aus Frankfurt an, seiner Hantierung nach Dr. juris, 23 Jahre alt, einziger Sohn eines sehr reichen Vaters, um sich hier – dies war seines Vaters Absicht – in praxi umzusehen, die seinige aber war, den Homer, Pindar und andere zu studieren und was sein Genie, seine Denkungsart und sein Herz ihm weiter für Beschäftigungen eingeben würden… Er hat sehr viele Talente, ist … ein Mensch von Charakter, besitzt eine außerordentlich lebhafte Einbildungskraft… Von Vorurteilen frei, handelt er, wie es ihm einfällt, ohne sich darum zu bekümmern, ob es andern gefällt… Aller Zwang ist ihm verhasst… Er ist bizarr und hat in seinem Betragen… verschiedenes, das ihn unangenehm machen könnte. Aber bei Kindern, bei Frauenzimmern und vielen anderen ist er doch wohl angeschrieben…“. Es war dies die letzte neutrale Charakterisierung, bevor Goethe zum Objekt der Verehrung wurde.

In dem Briefwechsel mit Kestner erfuhr er von dem Suizid des Gesandtschaftssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem. Dies war für Goethe der Auslöser, seinen Roman Die Leiden des jungen Werthers zu schreiben. Darin verband er die eigenen Erlebnisse mit seiner Angebeteten Charlotte Buff mit dem Schicksal Jerusalems. In wenigen Wochen schrieb er sich von der Seele, was ihn bedrückt hatte, befreite er sich „von seiner Trunkenheit, seinem Rausch”, wie sein Kammerdiener und langjähriger Sekretär Philipp Seidel (1775-1788) sich erinnerte. Auch dieser Roman wurde ein großer Erfolg. Die Folge war eine europaweite Werther-Hysterie, sogar Selbstmorde nach dem Vorbild Jerusalems wurden gemeldet. Der Götz und der Werther – so verschieden sie auch sind – markierten den Beginn einer neuen deutschen Literatur. Der ruppige Stil des Götz wurde Mode bei den Dichtern des Sturm und Drang. Goethe aber galt von nun an als Genie, seine beiden ersten bedeutenderen Werke hatten ihm zu Weltruhm verholfen.

Das Elternhaus wurde zu einer Herberge für alle möglichen Interessenten, Schmeichler, jedoch auch ernstzunehmende Freunde, darunter Klopstock. Eine Fülle weiterer Arbeiten entstand: Fastnachtspossen im Stil von Hans Sachs, die Farce „Götter, Helden und Wieland“, das „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, er machte sich über das Treibhaus der Sentimentalität, die Darmstädter Naturschwärmer lustig. Daneben finden sich Pläne zu Dramen über bedeutende Gestalten der Geschichte: Mohammed („Mahomet“), Sokrates, Cäsar, Prometheus, Christus, den ewigen Juden Ahasver… All diese genialen Fetzen blieben Fragmente. Einen damals aufgegriffenen Stoff allerdings behandelte er später weiter: den „Faust“. Vollendet wurde das Drama „Clavigo“, in dem er mit Gefühl den Konflikt von Begabung und Charakter behandelte (die Anregung zu diesem Stoff stammte von Beaumarchais). Die Zeit schwankte unentschlossen zwischen Sentimentalität und Sturm und Drang, Klassizismus und beginnender Romantik. In ähnlicher Weise schwankt der Hauptdarsteller 1775 in Goethes Bühnenstück „Stella, ein Schauspiel für Liebende“ unentschieden zwischen zwei Frauen; die Handlung mündet in eine Doppelehe.

Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach; Goethes Freund und Landesherr war acht Jahre jünger als Goethe

Lili Schönemann

1774 unternahm Goethe mit seinen Freunden Basedow und Lavater eine Lahnreise nach Ehrenbreitstein. Im Dezember 1774 vermittelte ein Major von Knebel die Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Carl-August von Sachsen-Weimar, dem späteren Großherzog, der auf dem Weg zu seiner Kavaliersreise nach Paris war. Im selben Winter lernte er Elisabeth Schönemann (Lili), Tochter aus einem Frankfurter Bankiershaus, kennen. Sie wird geschildert als reizende, lebenslustige Blondine, gleichzeitig aber selbstbewusst, fein und ernsthaft. Diese junge Frau bestrickte ihn; es wurde eine verzehrende Leidenschaft. Lili war keine ungefährliche „Äbtissin“ wie seine ferne Brieffreundin Auguste von Stolberg oder bereits gebunden wie Lotte in Wetzlar. In seinen späten biographischen Notizen findet sich zwar nur die Wortreihe „Abenteuer mit Lili – Einleitung – Verführung – Offenbach”, in seinem Gedicht „Lilis Park“ erfährt man aber relativ unverschlüsselt, was dies zu bedeuten hatte. Es kam, trotz der familiären Hindernisse, zur förmlichen Verlobung, die jedoch nur ein halbes Jahr Bestand hatte.

Bevor es ernst wurde, flüchtete er wieder einmal: zusammen mit den Brüdern Christian zu Stolberg-Stolberg und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg sowie Christian Graf von Haugwitz unternahm er – in Werther-Uniform – eine Reise in die Schweiz (Mai bis Juli 1775), das Land der unverfälschten Sitten, der ehrlichen Landleute. Lavaters patriarchalischer Haushalt in Zürich entsprach durchaus dieser Vorstellung. Dort besuchte er auch den alten Johann Jakob Bodmer, von dem er nicht wusste, dass der vor Jahrzehnten versucht hatte, das Nibelungenlied herauszugeben. Mit dem jungen Jakob Ludwig Passavant reiste er weiter bis an den Gotthard-Pass. Das ersehnte Italien lag vor ihm – er aber kehrte um. Lili dagegen vergaß er zeitlebens nie und verewigte sie gleich in zweien seiner Werke: als Hauptfigur in Stella und als Dorothea.

Wieder in Frankfurt wurde Goethe von Carl-August (nunmehr Herzog von Sachsen-Weimar) aufgesucht, der in ihm einen geeigneten Berater für seine Regierungstätigkeit sah. Er lud ihn ein, als sein „Favorit“ nach Weimar zu kommen. Der reichsstädtisch gesinnte Vater war dagegen und riet zu einer Reise nach Italien. Goethe war bereits auf dem Weg dorthin; in Heidelberg holte ihn die weimarsche Kutsche ein, und Goethe gab seinem Leben eine völlig neue Wendung. Mit dieser Fahrt von Heidelberg nach Weimar brechen seine Lebenserinnerungen „Dichtung und Wahrheit“ ab.

Goethes Gartenhaus in Weimar

Goethes Wohnhaus in Weimar, das Haus am Frauenplan.

Heutiger Museumszugang links am Bildrand; die beiden Tore links und rechts des früheren Haupteinganges gestatteten Goethe eine Durchfahrt mit seiner Kutsche in den hinteren Wirtschaftstrakt zu Stallungen und Kutschenremise.

Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach Gemälde von J. E. Heinsius (1773)

Am 7. November 1775 traf er in Weimar (damals zusammen mit Eisenach, Jena, Neustadt und dem Amt Ilmenau als Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach) ein, einem der vielen verarmten Duodezfürstentümer im Reich. Die ersten Monate waren angefüllt mit Festen, Lustbarkeiten, Tollheiten aller Art und einem Besuch bei dem nunmehr verheirateten Käthchen Schönkopf (Frau Kanne) in Leipzig; im Frühjahr 1776 begann er, an einzelnen Sitzungen des Conseils (informell) teilzunehmen. Im Juni wurde er zum Geheimen Legationsrat mit Sitz und Stimme in diesem Ministerrat ernannt, gegen den Widerstand des Hofs, der Minister und Beamten. Doch früh hatte Goethe Verbündete gefunden in Wieland und der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach; mit dem jungen Herzog war er ohnehin bald eng befreundet.

Er wohnte sechs Jahre in seinem Gartenhaus am Park an der Ilm, das der Herzog ihm faktisch zum Geschenk machte. Der vermietete ihm, auch zu Repräsentationszwecken, dann 1782 ein großzügiges Haus am Frauenplan. Vom Herbst 1789 bis Sommer 1792 durfte Goethe mit Christiane Vulpius das Haus nicht bewohnen. Erst vom Sommer 1792 an war die Familie wieder im Haus am Frauenplan, das der Herzog Goethe 1794 mündlich schenkte, aber erst 1807 übereignete. Hier lebte Goethe bis zu seinem Tod; hier entstanden gleichfalls zahlreiche Werke.

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