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Zensur und Disziplinarverfahren

In seiner Stammkneipe „Lutter & Wegner“ hatte Hoffmann seinen Freunden vom vierten und fünften Kapitel des Meister Floh erzählt. Es sprach sich herum und wurde schließlich an Kamptz weitergetragen. Hoffmann wurde zwar noch gewarnt, aber sein Versuch, die zwei Kapitel aus dem längst beim Verleger in Frankfurt am Main liegenden Manuskript herausnehmen zu lassen, schlug fehl. Das Manuskript war bereits beschlagnahmt.

Es ist nicht auszuschließen, dass das preußische Polizeiministerium Hoffmann gar nicht hätte nachweisen können, dass er in der Figur des Knarrpanti den Ministerialdirektor Kamptz veralbert und lächerlich gemacht hatte, oder dass es zumindest Schwierigkeiten gehabt hätte, ihm aus dieser künstlerischen Verarbeitung „einen Strick zu drehen“. Aber Hoffmann hatte es nicht lassen können, seinem Peregrinus Tyß an anderer Stelle ein „mordfaul“ ins Tagebuch zu schreiben. Dessen nicht genug, ließ er Knarrpanti dieses ungewöhnliche Wort mehrfach dick mit Rotstift unterstreichen – wie in der Originalprozessakte durch Kamptz geschehen. Somit hatte Hoffmann einen Verstoß begangen, der keinem Richter gestattet ist: Er hatte die nicht öffentlichen Inhalte einer Prozessakte durch seine Erzählung öffentlich gemacht. An diese Pflichtverletzung knüpften seine Häscher problemlos an. Meister Floh erschien um mehrere Episoden im vierten und fünften Abenteuer zensiert; die unterdrückten Passagen wurden erst 1908 publiziert.[3]

Am 4. Februar 1822 schrieb der königlich preußische Staatsminister (InnenministerFriedrich von Schuckmann an den preußischen Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg einen Brief, in dem er Hoffmann als „pflichtvergessenen, höchst unzuverlässigen und selbst gefährlichen Staatsbeamten“ bezeichnete und die Verhängung disziplinarischer Maßnahmen gegen ihn vorschlug. Bei der Gelegenheit wärmte Schuckmann auch den Vorfall mit den Karikaturen in Posen wieder auf. Die Vernehmung Hoffmanns über sein Dienstvergehen verzögerte sich allerdings immer wieder, da Hippel für seinen Freund einen Aufschub erwirkte. HoffmannsLueserkrankung befand sich zu dieser Zeit bereits in ihrem Spätstadium (Neurolues). Durch die damit einhergehende fortschreitende Lähmung war der Patient ans Zimmer und an den Lehnstuhl gefesselt. Seine Verteidigungsschriften konnte er nur noch diktieren, da seine Hände bereits den Dienst versagten.

In der Folgezeit verfasste Hoffmann noch einige weitere Erzählungen, darunter Des Vetters Eckfenster, bevor er am Vormittag des 25. Juni 1822 auf Grund einer Atemlähmung starb.

Rezeption 

Hoffmanns heute bekanntes Werk ist in einer Zeitspanne von dreizehn Jahren entstanden. Dass er erst so spät das Bekenntnis zur Schriftstellerei wagte, ist seiner ursprünglichen Präferenz für die Musik zuzuschreiben, Hoffmann fühlte sich eher zum Komponisten berufen. Was vor 1809 an Novellen von ihm verfasst wurde, hatte er entweder nicht freigegeben oder sie sind verloren gegangen. In vielen seiner Werke blieb er dem Geschmack seiner lesenden Zeitgenossen treu: Erzählungen über unheimliche Begebenheiten, Begegnungen mit dem Teufel, schicksalhafte Wendungen im Leben eines Protagonisten, denen dieser sich nicht entgegenstemmen kann. Allerdings – und das unterscheidet Hoffmann von den unbekannt gebliebenen Autoren der ausklingenden „Sturm und Drang“-Zeit – verdichtete er seine Erzählungen virtuos zur unbeantwortet gebliebenen Frage, ob der geschilderte Spuk real stattgefunden oder sich vielleicht nur im Kopf der betroffenen Figur abgespielt hat. Viel Zeitnahes hat Hoffmann in seine Werke integriert, z. B. auch Ängste seiner Zeitgenossen vor technischen Neuerungen. Fasziniert waren sie und misstrauisch zugleich angesichts der Entwicklung von Automaten (die damals nicht mit dem maskulinen Artikel belegt worden waren, sondern entweder „die Automate“ oder „das Automat“ hießen). Folgerichtig ist das Schicksal einiger seiner Figuren in widriger Weise mit dieser neuen Errungenschaft verbunden (Der SandmannDie Automate).

Hoffmanns Vielseitigkeit, sein zeichnerisches Talent und auch seine Berufsausübung als Jurist haben ihn zu einem scharfen Beobachter werden lassen. Philistertum und Borniertheit karikierte er zeichnerisch und schließlich auch in Form der Gesellschaftssatire (z. B. Klein-Zaches, genannt Zinnober) – und wie Recht er mit seiner Einschätzung einiger Zeitgenossen behalten sollte, zeigen die hektischen Überreaktionen des Preußischen Polizeiministerium im Anschluss an die Beschlagnahmung des Manuskripts vom Meister Floh.

Hoffmanns Talente sind in ihren vielfältigen Ausdrücken nie scharf voneinander zu trennen gewesen, Musik und Schriftstellerei, beide oft verbunden mit Zeichnungen von Hoffmann, aber auch die Juristerei und das Schreiben bzw. das Zeichnen gingen häufig ineinander über. Zahlreiche seiner Erzählungen hat Hoffmann selbst illustriert. Und sogar auf dem Aktendeckel einer von Hoffmann bearbeiteten Justizakte befindet sich eine Karikatur, die zwei Amtsträger, auf Katze bzw. Hund reitend, aufeinander losgehen lässt.

Wirkung 

Im Urteil der Zeitgenossen wurde Hoffmanns Werk zwiespältig aufgenommen. Johann Wolfgang Goethe fand keinen Zugang hierzu, auch Joseph von Eichendorff verhielt sich ablehnend. Jean Paulschätzte ihn auch nur gering, nahm aber die Widmung der Phantasiestücke in Callots Manier an.Wilhelm Grimm fand an der Erzählung Nußknacker und Mausekönig zwar noch Gefallen, urteilte aber über dessen Gesamtwerk:

Dieser Hoffmann ist mir widerwärtig mit all seinem Geist und Witz von Anfang bis zu Ende“.

Hingegen verehrten Heinrich Heine und Adelbert von Chamisso ihn ebenso wie Honoré de Balzac,George Sand und Théophile Gautier. Einflüsse seiner Dichtkunst werden bei Victor HugoCharles BaudelaireGuy de MaupassantAlexander Puschkin und Fjodor Dostojewski, aber auch bei Edgar Allan Poe gesehen. Hoffmanns Erfolg im nichtdeutschsprachigen Raum war größer als in seiner Heimat.

Richard Wagner empfing lebhafte Anregung für eigene Werke durch Texte Hoffmanns. So beeinflussten v. a. Episoden aus den Serapionsbrüdern u. a. seine Pariser Novellen, die Meistersingerund Tannhäuser. Auch Der fliegende Holländer Wagners verdankt Hoffmann seinen mystisch-nachtschwarzen Charakter.

Von den deutschsprachigen Autoren der Gegenwart haben sich insbesondere Ingo Schulze und Uwe Tellkamp dazu bekannt, dass E. T. A. Hoffmann ihr Vorbild sei. In dem 2008 veröffentlichten Roman Der Turm beschreibt Tellkamp die Aufführung einer dramatisierten Fassung von Hoffmanns Der goldne Topf im Dresden der 1980er Jahre.

Seine Novellentheorie ist im Gegensatz zu der Goethes und Heyses bis heute selbst in der Fachwelt nur gering bekannt.

Der nach ihm benannte Literaturpreis der Stadt Bamberg, der „E.-T.-A.-Hoffmann-Preis“, wird seit 1989 alle zwei Jahre vergeben.

E. T. A. Hoffmann wurde ca. 30 Jahre nach seinem Tod und dem Erfolg seiner Werke in Frankreich von den französischen Autoren Michel Carré und Jules Paul Barbier zum Protagonisten des Schauspiels Les Contes d’Hoffmann gemacht. Sie wandelten drei seiner Geschichten so ab, dass er in jeder zur Hauptperson wurde und fügten einige Details aus seiner Biographie und anderen Erzählungen hinzu. Dieses Schauspiel sah der deutsch-französische Komponist Jacques Offenbach und schlug vor, daraus ein Libretto für eine Oper zu gestalten. Das tat Jules Barbier nach dem Tod von Michel Carré. Jacques Offenbach konnte den größten Teil seiner kompositorischen Arbeit vor seinem Tod im Oktober 1880 noch erledigen, hinterließ aber die Oper unvollendet. Die Contes d’Hoffmanngehören heute zum Standardrepertoire der Opernhäuser.

Werke 

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