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Theoretische Grammatik. Lektionen..doc
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Das Substantiv.

Das Wesen des Substantivs.

Das Substantiv ist neben dem Verb die wichtigste Wortart. Substantive machen mehr als die Hälfte unseres Wortschatzes aus und heißen deshalb auch «Hauptwörter». Die grammatische Bedeutung des Substantivs liegt im Ausdruck jedes Begriffs oder jeder Vorstellung als etwas Dinghaftes oder eine Substanz. Wenn ein Substantiv unmittelbar den Begriff eines Dinges bezeichnet, dann fällt die grammatische Bedeutung mit der lexikalischen zusammen. Wenn ein Substantiv den Begriff eines Prozesses, einer Eigenschaft bezeichnet, dann widerspricht lexikale Bedeutung Substantivs der grammatischen Bedeutung.

In funktionaler Hinsicht ist die Wortklasse Substantiv ebenfalls die wichtigste: ihre Elemente können im Satz in allen syntaktischen Funktionen auftreten:

als Subjekt und Objekt: Unser Staat gibt den Werktätigen viele Entwicklungsmöglichkeiten.

als Attribut: Das Haus des Vaters.

als Adverbiale: Eines Tages. Der Arzt kam nachmittags.

Von der funktionalen Wichtigkeit des Substantivs zeugt auch die Tatsache, dass jede beliebige nicht-substantivische Spracheinheit im Prinzip substantiviert werden kann. Am leichtesten erfolgt die Substantivierung der Adjektive und der Infinitive im Deutschen.

Die morphologische Struktur des Substantivs ist im Deutschen durch zwei Merkmale gekennzeichnet. Erstens wird das Substantiv dekliniert, also nach Kasus und Zahl verändert, wobei aber die Formen dieser grammatischen Kategorien sehr ungleichmäßig und zum Teil sehr unzureichend in der Struktur des Substantivs selbst bezeichnet werden. Als Folge dieser flexivischen Mangelhaftigkeit des Substantivs werden zweitens in breiterem Umfange die grammatischen Kategorien des Substantivs durch die Form anderer Wortarten wiedergegeben, die zur Gruppe des Substantivs gehören und mit ihm kongruieren (übereinstimmen) (das Prinzip der MONOFLEXION). Der Artikel hat einen wichtigen Anteil am Ausdruck aller grammatischen Inhalte des Substantivs (bei der Bezeichnung des grammatischen Geschlechts, bei der Individualisierung oder Generalisierung, bei der Bestimmtheit oder Unbestimmtheit).

die Kongruenz – formale Übereinstimmung von mindestens zwei Konstituenten, ausgedrückt durch morphologische Mittel. Mit dem Begriff Kongruenz wird in erster Linie die formale «Übereinstimmung» von Subjekt und Prädikat in Person, Numerus und Genus bezeichnet.

Die grammatischen Kategorien des Substantivs.

Das Substantiv hat 3 unbestrittene grammatische Kategorien und einige Erscheinungen, die mit der grammatischen Kategorie verwandt sind. Die unzweifelhaften grammatischen Kategorien sind: Numerus, Kasus, Genus. Zu den Erscheinungen, denen einige Züge der grammatischen Kategorie eigen sind gehören die Beziehung der Bestimmtheit und Unbestimmtheit des im Substantiv ausgedrückten Begriffs, die Hervorhebung des Umfangs, in welchem dieser Begriff gedacht wird, und die Angabe seines semantisch-grammatischen Charakters vom Standpunkt der Zählbarkeit und der Konkretheit.

O.I.Moskalskaja meint, dass das Substantiv im Deutschen noch eine Kategorie besitzt: die Kategorie der Bestimmtheit/ der Unbestimmtheit.

Die semantisch- grammatischen Arten des Substantivs

Innerhalt der Wortart SUBSTANTIV lassen sich einige semantisch-strukturelle Klassen auseinander halten, die sich voneinander durch semantische und grammatische Eigenschaften ihrer Elemente unterscheiden.

Es gibt mehrere Klassifikationsvorschläge:

Admoni Substantive werden zunächst in Konkreta und Abstrakta eingeteilt. Die erste Klasse wird weiter aufgegliedert in Eigennamen, Gattungsnamen, Kollektiva und Stoffnamen.

Stepanowa Substantive werden zunächst in Eigen- und Gattungsnamen eingeteilt. Die Eigennamen werden in belebte und unbelebte eingeteilt. Gattungsnamen – in Konkreta und Abstrakta. Konkreta weiter in: Individuativa, Kollektiva, Unika, Stoffnamen.

Moskalskaja Wie Admoni. Sie hält aber auch zählbare und unzählbare Substantive auseinander.

Gattungsnamen bezeichnen eine Gruppe gleichartiger Wesen und Dinge (Menschen, Tiere, Pflanzen, Dinge): das Tier, der Fluss, die Karte

Sammelnamen (die Kollektiva) fassen eine Mehrheit gleichartiger Dinge zusammen: das Gebirge, das Vie, das Gemüse, die Kleidung.

Stoffnamen bezeichnen eine Stoffmasse; jeder kleinste Teil wird ebenso bezeichnet wie das Ganze: (das) Gold, (das) Holz, (der) Wein, das Wasser.

Eigennamen bezeichnen ein bestimmtes Einzelnes. Dazu gehören Personennamen, geographische und andere Eigennamen: Alexander, die Elbe, das Schwarze Meer.

Das grammatische Geschlecht.

Das grammatische Geschlecht ist eine alternative grammatische Kategorie, d.h. sie stützt sich auf die grammatischen Verschiedenheiten der Substantive untereinander. Ihren formellen Ausdruck findet diese Kategorie nicht in der Struktur des Substantivs selbst, sondern in der Struktur der kongruierenden Glieder der Substantivgruppe, z.B. des Artikels: der Strauß, die Maus, das Haus. Die Form des Wortes selbst ist imstande, das grammatische Geschlecht nur in einem Falle ganz genau zu bezeichnen: wenn das Substantiv mit Hilfe eines solchen Suffixes gebildet ist, das mit einem grammatischen Geschlecht fest verbunden ist. (Von den wichtigeren Suffixen sind –ung, -heit, -keit, -schaft, -tät, -tion immer mit dem weiblichen Geschlecht, -ling, -ist, -ant, -ismus mit dem männlichen, -chen, -lein mit dem sächlichen verbunden).

Die Einteilung nach dem grammatischen Geschlecht der Wörter, die Lebewesen bezeichnen, weist einen Zusammenhang des grammatischen Geschlechts mit dem biologischen auf. Die überwiegende Mehrheit der männlichen Lebewesen sind Maskulina (der Mann, Knabe, Vater), die der weiblichen Lebewesen – Feminina (die Frau, Mutter, Tochter). Das war eben der Grund, weshalb man die betreffenden Bezeichnungen (Maskulinum, Femininum, Neutrum) für diese grammatischen Erscheinungen wählte und diese Kategorie überhaupt das grammatische Geschlecht nannte.

Aber ursprünglich war in den indoeuropäischen Sprachen die Einteilung nach den grammatischen Geschlechtern mit der Einteilung nach den natürlichen, biologischen Geschlechtern wahrscheinlich gar nicht verbunden. Einige Beispiele der Nichtübereinstimmung: Sehr viele Substantive, die leblose Wesen bezeichnen, sind Feminina oder Maskulina: die Bank, die Tür, der Stuhl. Eines der wichtigsten Wörter, das zur Bezeichnung der Frau verwendet wird, ist sächlichen Geschlechts: das Weib.

Die Verschiedenheit im grammatischen Geschlecht kann bei homonymen Substantiven zur Unterscheidung der Wortbedeutungen dienen und auf diese Weise die Homonymie beheben: der Hut (Kopfbedeckung) – die Hut (Vorsicht)… Bei einigen Substantiven schwankt das grammatische Geschlecht: der Liter – das Liter.

Die Beibehaltung des grammatischen Geschlechts ist im Deutschen durch das Vorhandensein einer ziemlich entwickelten Flexion bedingt. Im Englischen ist das grammatische Geschlecht bis auf ganz geringe Reste beseitigt. Außer seiner Hauptfunktion, der Organisierung des Substantivbestandes, erfüllt das grammatische Geschlecht im Deutschen noch eine Funktion – es dient zur Präzisierung der Beziehungen zwischen den Dingbegriffen in den Sätzen und größeren Redekomplexen, z.B.: Wieder führte der Pfad eine Weile durch das grüne Dunkel, bis er sich plötzlich wandte und der Kandidat das Landhaus in der Entfernung von wenigen Schritten vor sich erblickte (C.F.Meyer).

Die grammatische Kategorie der Zahl.

Unmittelbar gründet sich die Kategorie der Zahl beim deutschen Substantiv auf die Gegenüberstellung von Singular und Plural. Der Ausgangspunkt, die «normale» Form im Zahlensystem der Substantive ist der Singular. Der Plural wird durch eine Reihe von besonderen Hilfsmorphemen bezeichnet. Im Laufe der Sprachentwicklung haben sich diese Morpheme von anderen Funktionen befreit, die ihnen früher eigen waren (der Ausdruck der Stammzugehörigkeit und des Kasus). Im Gegensatz zu den Kasus, die in der Struktur des Substantivs selbst nur sehr mangelhaft ausgedrückt werden, wird also die Zahl in der Regel schon in der Form des Substantivs sichtbar. Hier kommt sowohl die äußere als auch die innere Flexion in Betracht.

Die pluralbildenden Morpheme sind:

-(e)n – bei allen drei Geschlechtern: Bär – Bären, Tafel – Tafeln, Auge – Augen;

-e – bei allen drei Geschlechtern: Berg – Berge, Kuh – Kühe, Werk – Werke;

-er – bei Maskulina und Neutra: Geist – Geister, Kind – Kinder;

-s – bei Fremdwörtern: Kerl – Kerls, Porträt – Porträts.

Die innere Flexion (der Umlaut) tritt entweder allein (Kasten – Kästen, Mutter – Mütter) oder im Anschluss an die äußere Flexion auf: Land – Länder, Gans – Gänse. Es gibt eine Anzahl von Substantiven, die in ihrer Struktur die Gegenüberstellung Singular – Plural nicht zum Ausdruck bringen. Es sind Maskulina und Neutra mit Grundmorphemen, die auf -er, -el, -en enden: der Jäger – die Jäger, das Mädchen – die Mädchen u.a. Bei solchen Substantiven übernehmen die syntaktischen Mittel die Aufgabe, die Einzahl von der Mehrzahl zu unterscheiden (Artikel und Personalendungen des Verbs): Der Jäger kommt – Jäger kommen.

Es gibt noch Singulariatanta, die keine Pluralform bilden, und Pluraliatanta, die nur die Form des Plurals besitzen (die Eltern, die Geschwister).

Die Deklinationstypen des Substantivs.

Eine wichtige Neuerung des deutschen Sprachbaus ist die Differenzierung der pluralbildenden Morpheme von den kasus- und stammbildenden Morphemen. Von dieser Tatsache ausgehen, betrachten die sowjetischen Germanisten die Deklinationsparadigmen des Substantivs als ein reines Kasussystem, das unabhängig von den verschiedenen Arten der Pluralbildung bestimmt werden kann.

Nach diesem System gibt es beim deutschen Substantiv drei Haupttypen der Deklination (stark, schwach und weiblich) und zwei Nebentypen: die Deklination der Eigennamen und ein Mischtypus, d.h. die Deklination einer kleinen Gruppe von Maskulina, welche dem schwachen Typus folgen, aber zusätzlich ein -s im Gen. Sg. erhalten: Buchstabe, Friede(n), Funke(n), Name(n) usw. auch das Neutrum Herz.

Die Anschaulichkeit und Übersichtlichkeit dieses Systems unterliegt keinem Zweifel. Doch werden auch gewisse Einwände, und nicht ohne Grund, gegen dieses System erhoben.

Es wird darauf hingewiesen, dass die Kasusendung -(e)n im Dativ Plural bei ehr vielen Substantiven mit dem Pluralmorphem –(e)n zusammenfällt: die Genossen – den Genossen, die Namen – den Namen, die Tafeln – den Tafeln. In allen diesen Formen gibt es tatsächlich, vom Standpunkt der heutigen Sprache aus, keinen formalen Unterschied zwischen Nominativ, Genetiv, Akkusativ Plural und Dativ Plural. Auch die Besonderheiten der Pluraldeklination mit dem Pluralmorphem -s werden in dem Schema nicht berücksichtigt.

Also, die Synthese der Kasusformen und Zahlformen wird im Dreitypensystem (stark-schwach-weiblich) nicht berücksichtigt. Die meisten in der traditionellen Grammatik aufgestellten Systeme der deutschen Substantivdeklination sind viel differenzierter und komplizierter als das Dreitypensystem, d.h. die Anzahl der Haupttypen bleibt gewöhnlich dieselbe, aber sie werden anders aufgefasst und in mehrere Unterabteilungen eingestellt. So, sondiert W.Jung die Deklination der Fremdwörter und Eigennamen aus. Die Deklination aller üblichen Substantive wird in starke, schwache und gemischte eingeteilt. Oft wird die Zahl der Unterabteilungen beträchtlich höher. So bringt L.Sütterlin bei den starken Substantiven 11 Deklinationsmuster, bei den schwachen 4 Muster, bei den gemischten 5 Muster. Im ganzen sind es also 20 Unterarten des Deklinationsparadigmas, die alle möglichen Kombinationen aller Variationen aller Kasus- und Zahlmorpheme darstellen.

Kasusbedeutungen und Kasusfunktionen.

Der Kasus dient dazu, die syntaktische Funktion des Substantivs und aller substantivischen und substantivierten Wörter in seiner morphologischen Struktur zum Ausdruck zu bringen. Aber die Zahl der Kasus ist viel geringer als die Zahl der syntaktischen Funktionen des Substantivs. Also sind sie homonymisch, aber sie bleiben doch vom Standpunkt der Semantik mehr oder weniger einheitlich. Anderseits können die Kasus synonymisch sein (z.B. Genitivadverbiale und Akkusativadverbiale: Ich gehe des Weges – Ich gehe den Weg).

Kasustheorien (L.Helmslev, R.Jacobson, S.Kaznelson, G.Helbig).

Die Forscher Paul Jackobson, Helbig, Kaznelson befassten sich mit mit Kasustheorie in der Grammatik. Der Forscher Helmsner führt folgende Haupttesen auf:

«Die Grammatik ist eine Theorie der Grundbedeutungen oder der Werte und der durch sie gebildeten Systeme. Um ihre Aufgaben zu lösen, muss man empirisch vorgehen.»

Aus dieser Formel hebt der Forscher 3 Kernprobleme hervor: Grundbedeutung, System und empirisches Verfahren. Zu der Grundbedeutung der Kasus meint er:

«Kasus wie Sprachform überhaupt bedeutet nicht verschiedene Dinge. Er bedeutet ein einziges Ding, er prägt ein einziges abstraktes Begriff, aus dem man die konkrete Verwendung ableiten kann. Jakobson unterstützt auch diese Position. Die Grundfrage, die sich der Forscher erhebt: Welches ist das objektive Verhältnis zweier grammatischen Kategorien, namentlich zweier Kasus in der Sprache.

Kaznelson vertritt eine andere Theorie über die Kategorie des Kasus: in jedem Einzelkasus schlagen sich als eine Häufung verschiedene Funktionen nieder, die sich im System der Kasus spezifisch kreuzen. Die Suche nach Gesamtbedeutungen der Kasus ist belanglos (незначительный). Die so genannten spezifischen Bedeutungen der Kasus sind in Wirklichkeit einzelne funktionale Einheiten, von denen jede durch das Sprachsystem bedingt ist und gesondert vermittelt werden muss. Helbig verteilt die primären und sekundären Funktionen unter den deutschen Kasus. Dabei nimmt er folgende Ansätze auf:

Scheidung von syntaktischen (grammatischen) und nicht syntaktischen (semantischen) adverbialen, lexikalen Funktionen, von denen die erste syntaktisch und die zweite denotativ genannt werden, um die Zugehörigkeit zu den Ebenen primär oder sekundär zu kennzeichnen.

Die Tatsache, dass nicht alle Kasus syntaktische und semantische Funktionen brauchen, dass jede dieser Funktionen dominant werden kann.

Die Scheidung von primären und sekundären Funktionen oder Verwendungsweisen, die sich nach Wichtigkeit und Häufigkeit des Vorkommens einer Sprache vergeben (распределяются).

Für Deutsche ergibt sich folgendes Bild:

Nominativ: primäre Funktion – Subjekt, sekundäre Funktion – Nennfall (denotativ), tertiäre – Prädikativ;

Akkusativ: primäre Funktion – direktes Objekt, sekundäre – Ort und Ziel;

Dativ: primäre Funktion – indirektes Objekt, sekundäre – freier Dativ;

Genetiv: primäre – Attributsgenetiv bei Subjekt oder Objekt, sekundäre – Objektsgenetiv, tertiäre – Ort und Zeit;

Dass im Deutschen jeweils die syntaktische Funktion primär ist, ist nicht zufällig, weil die konkreten Kasus mit primäradverbialer Funktion als selbstständige Kasus nicht existieren und in andere Kasus eingegangen sind (Lokativ, Instrumental, Ablativ).

empirisch – auf Erfahrung beruhend

Denotaion – Bedeutung einer sprachlichen Einheit, die vom jeweiligen Kontext und der Situation unabhängig ist.

Der Gebrauch und die Bedeutung des Nominativs.

Der Nominativ (der Werfall) nimmt einen ganz besonderen Platz im Kasussystem ein. Es ist der Kasus des grammatischen Subjekts. Es ist die Form, in welcher man den vom Substantiv bezeichneten Dingbegriff in ganz allgemeiner Form, von allen syntaktischen Bindungen losgelöst, bezeichnen kann. Seine allgemeinste Bedeutung ist eben die Benennung des Begriffs. Weshalb er oft durch den Ausdruck Nennfall verdeutscht wurde.

Die Anzahl der Funktionen des Nominativs ist sehr groß. Die wichtigste Besonderheit des Nominativs vom funktionellen Standpunkt aus besteht darin, dass er (in seinen Hauptfunktionen) syntaktisch unabhängig ist, währen alle anderen Kasus in der Regel als syntaktisch abhängig auftreten. Der Nominativ ist der direkte Kasus.

Syntaktisch unabhängig tritt der Nominativ in folgenden Funktionen auf:

Das grammatische Subjekt;

Der «Benennungsnominativ» (in den Wörterbüchern, Wortlisten usw.);

Der Vorstellungsnominativ: Bah, diese blaue, duftige Ferne, wie oft habe ich mich von ihr verlocken lassen (Raabe).

Der vokativische Nominativ (Karl! Karl, komm!)

Der «emotionale» Nominativ, als Ausdruck der Gemütsbewegungen gebraucht und sich den Interjektionen nähernd: Donnerwetter! Teufel!

Die Bildung der Existenzialsätze. Diese Sätze bestehen nur aus dem Nominativ (oder aus dem Nominativ mit seinen Attributen): Laue Wärme, kühle, tiefschwarze Nacht und helles Licht, Stimmen vorbei, Gestalten (J. Schlaf).

Die Bildung der Benennungssätze. Diese Sätze, die auch nur aus dem Nominativ (oder aus der attributiven Nominativgruppe) bestehen, sind im Gegensatz zu den Existenzialsätzen an den Kontext oder die Situation geknüpft: Welch ein Bild! Ein schönes Bild! Was für ein schönes Bild!

Der absolute Nominativ in zweigliedrigen Konstruktionen (oder sogar eingliedrig), die sich an einen Satz anlehnen: Dir ist der alte Müller bekannt, bettlägerig ins zwanzigste Jahr, der Geist noch kräftig, heiter und klar.

Doch wird der Nominativ in einigen Funktionen auch syntaktisch abhängig gebraucht. Diese Abhängigkeit besteht darin, dass der Nominativ als solcher infolge seiner Bezogenheit auf einen anderen Nominativ im Satz erscheint, und drückt sich in der Kongruenzangleichung im Genus und in der Zahl aus. Hier kommen folgende Funktionen in Betracht:

Das Prädikativ. Es richtet sich gewöhnlich nach dem Subjekt, wenn sie beide Personen bezeichnen: Ich bin Student – Wir sind Studenten; Er ist Student – Sie ist Studentin;

Das unselbständige und verselbständigte Attribut (die Apposition) in dem Falle, wenn das leitende Wort (Substantiv oder Pronomen) im Nominativ steht: Der Lehrer Schmidt; Schmidt, der Lehrer.

Das prädikative Attribut: Er arbeitet als Lehrer (в качестве кого?)

Die adverbiale Bestimmung: Er kämpft wie ein Löwe (как?)

Vokativ – z.B. das Griechische und das Lateinische kannten für die Anrede eine besondere Kasusform, den Vokativ, der im Deutschen durch den Nominativ ausgedrückt wird: Komm her, Fritz (mein Sohn)! (lat.: filius (= Nominativ, Sohn); filie (Anrede, Vokativ))

Das Problem des 'Gemeinschaftskasus'.

Man vergleicht ihn mit dem Nominativ. Er fällt formell mit dem Nominativ zusammen. In der Grammatik von Mensing wird dieser Kasus als allgemeine Kasus bezeichnet und man sieht ihn formelhaften artikellosen Verbindungen der Substantive, die von einer Präposition abhängen, z.B. Konstruktionen: Altersstufe zwischen Knabe und Jungling.

Der andere Forscher (Sitterling) sieht den Gemeinschaftskasus dort, wo kein Vergleich mit ähnlich gebauten, aber grammatisch ausdrucksfähigen Formen gebraucht wird, z.B.: ein Pfund Kirschen, Schulzws Beruf als Lehrer, Antrag Kanitz(s)

Moskalskaja verbindet diese Erscheinung mit dem Übergewicht der 0-Flexion in der Substantiv-Deklination. Sie weist auf das Fehlen des Artikels bei den entsprechenden Funktionen hin, z.B.: zwei Sack Mehl.

Brinkmann behandelt diese Erscheinung als Erstarrung der Gestalt des Substantivs, dazu zählt er auch Fügungen mit der Wortart und dem Wortstück, nicht nur bei Stoffnamen, z.B.: ein Stück Welt, eine Art Glück, eine Art Platz.

Manche Gebrauchsweisen des Nominativs, die zum Gemeinschaftskasus gezählt werden, sind in der Wirklichkeit mit den Hauptfunktionen des Nominativs als eines bestimmten Kasus verbunden, andere Gebrauchsweisen beruhen sich auf der Tendenz zur Monoflexion.

Es handelt sich um solche Besonderheiten im Kasusgebrauch, die den Substantiven nur als Gliedern einer Substantivgruppe eigen sind. Nur die Substantivgruppe kann einem oder einigem von ihrem Glieder die 0-Flexion oder die Nominativflexion statt der Kasusflexion aufzuzwingen, welche das Substantiv haben sollte, falls es allein in derselben syntaktischen Funktion wie die ganze Gruppe auftreten sollte. Die einzige Ausnahme ist der Gebrauch nach Präpositionen, z.B.: zwischen Affe und Mensch.

Es wäre wichtiger von den Ansätzen zu der Schaffung eines Kasus zu sprechen, der an eine Grammatik gebunden ist und keinen klaren grammatischen Bedeutungsgehalt enthält.

Die Bedeutung und die Hauptfunktion des Genitivs.

Die Hauptfunktion des Genitivs ist die des Attributs. Dementsprechend ist seine verallgemeinerte Bedeutung die der Beziehung eines dinghaften Begriffes zu einem anderen. Der Genitiv hat folgende Funktionen:

Das Attribut. Als Glied der Substantivgruppe ist der Genitiv in der Literatursprache trotz der Konkurrenz von Seiten des Präpositionalattributs und der Zusammensetzungen sehr verbreitet. In der Umgangssprache tritt er seltener auf. Man kann hier folgende Arten des Genitivattributs unterscheiden:

genitivus possessivus (Gehörigkeit): Annas Hand, Karls Heimat, die Arbeiter der Fabrik, das Bein des Stuhles;

genitivus qualitatis (Eigenschaft): Menschen guten Willens, ein Substantiv männlichen Geschlechts. Die Beispiele zeigen eine gewisse innerliche Verknüpfung der Begriffe. Es sind nicht zwei Dinge, die voneinander gerissen werden können, wie es z.B. bei dem possessiven Verhältnis der Fall ist.

genitivus objectivus: Entdeckung neuer Sterne (кого-чего)

genitivus partitivus (Ein Teil von etwas): einer meiner Freunde

Das Objekt: Ich bedarf deiner Hilfe. Ich erinnere mich seiner.

Die adverbiale Bestimmung. Dieser Gebrauch des Genitivs in der Gruppe des Verbs ist besonders stark zurückgetreten. Es werden jetzt nur einzelne zum Teil halb erstarrte formelhafte Wendungen gebraucht: des Weges (gehen).

Der adjektivbestimmende Genitiv: einer Heldentat fähig, des Erfolges würdig.

Die Genitivbestimmung bei den Interjektionen: Oh, des Esels!

Der präpositionale Genitiv: wegen des Diebstahls, infolge seiner Ankunft.

Das Prädikativ. Genitiv erscheint als ein unabhängiges und notwendiges Hauptglied des Satzes. Es erscheint fas ausschließlich bei dem kopulativen Verb sein: Dieses Substantiv ist männlichen Geschlechts.

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