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Themenkomplex Wald.doc
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Zu Hause

Marie Luise Kaschnitz

Die ersten, die zurückkamen, erregten durch ihre frischen Stimmen, ihr gutes Aussehen und ihr normales Verha1ten Erstaunen. Sie schlugen uns auf die Schul­tern, fragten, nun wie gehts auf der alten Erde, und freuten sich offensichtlich, uns wiederzusehen. Ihre Frage war rhetorisch, sie sind dort über alles, was uns

5 betrifft, genau im Bilde, so wie аuch wir über das Leben auf der Weltraumstation genau im Bilde sind. Wir kennen nicht nur ihre Arbeitsstätten und ihre etwas öden, aber bequemen Wohnungen, sondern auch ihre künstlichen Gärten, Mai­glöckchen aus Plastik mit Maiglöckchenparfum, Rasen aus Plastik mit dem Geruch von frischem Gras. Auch das runde mit Humus gefüllte und von vier Welt-

10 raumpolizisten Tag und Nacht bewachte Becken, das im Mittelpunkt ihrer öffent­lichen Anlage stellt, ist uns bekannt. Wir bedallern diese аrmen Menschen mit ihren Plastikblumen lInd illrem Humusbecken, und natürlich hatten wir uns schon lange überlegt, wie wir ihnen eine Freude machen konnten. Schließlich waren wir darallfverfallen, sie gleich nach ihrer Ankunft in einen Wald zu fahren.

15 Der Wald war recht abgelegen, es gab in ihm noch einsame Tümpel, schroffe Fel­sen und dickes Moos. Wir erwarteten, daß die Heimkehrer darüber in Entzücken geraten, ja daß sie sich womöglich auf den Boden werfen und das Moos und die feuchten Herbstblätter aufwürden würden. Sie taten nichts dergleichen, sondern standen höflich gelangweit herum. Dann verlangten sie zurück in die

20 Stadt. Sie wollten das Fernsehprogramm nicht versäumen, die Nachrichten von dort. (Von zu Hause, sagten sie).

Überlegen Sie: Was wollte P. Härtling mit dieser Erzählung sagen? Wie ist der Text mit unserem Thema verbunden?

Das wandernde Bäumlein

Peter Härtling

Vor einiger Zeit habe ich ein Bäumlein - eine dünnstämmige, doch schon kräftige, kleine Buche - wandern gesehen. Nein, ich spinne nicht. Meine Fantasie geht nicht mit mir durch. Das Bäumlein ist uns durchgegangen. Und wie! Es begann damit, dass es als Keimling durch eine Buchecker stieß und wie ein bleicher Regenwurm aus der Erde guckte. Die Sonne - endlich schien sie mal! - zog an dem Würmchen, wärmte es, und nach einiger Zeit trieb es winzige Вlatter. Natürlich brаuсhte es die Hilfe der guten Waldgeister, der plattschwanzigen Schrate, der krummschwanzigen Тrollе, der Erd­-männchen und Elfen. Zum Beispiel könnte ein Reh oder ein Hase es entdecken und auffressen. Aus wär’s mit dem Bäumlein.

Es kam jedoch durch und wuchs. Und begann seine Wanderschaft. Dabei half ihm der Förster. Еr grub das Pflänzchen aus und erklärte es zum Setzling. Ein Setzling sitzt nach der Vorste11ung von Menschen, die еbеn wie Menschen denken und nicht wie Вäumе, in einer Baumschule. Da kann sich die kleine Buche nur schütteln. Für sie gibt es keine Schule. Sie braucht das Wachsen und das Вlätterkriegen nicht zu lernen. Sie kann es. Und sie wächst - mit Schwung!

Nach zwei Jahren gräbt der Förster sie wieder aus und bringt sie zu dem

Platz, den еr extra für sie ausgewählt hat. Da so11 sie bleiben, mächtig werden und Schatten spenden.

Die Buche lernt аllе Wetter kennen und аllе Winde. Sie wird immer kräftiger und geschmeidiger. Sie richtet sich für ein langes, standfestes Buchenleben ein. Аber da hat sie mit den Menschen nicht gerechnet. Eines Tages sieht sie sich von Maschinen umstellt. Es sind Baumaschinen. Erde wird aufgeris­sen. Die Bagger haben sich schon bis an ihre Wurzeln gefressen. Im letzten Augenblick rettet sie der Förster. Fluchend gräbt еr das Bäumlein aus, legt es vorsichtig auf den Anhänger und fährt mit ihm tiefer in den Wald hinein.

Wieder muss es Fuß fassen, Wurzeln schlagen. Doch die Wurzeln schmerzen und kümmern sich. Sie vertragen diese Erde nicht. Die kleine Buche lässt die Blätter hängen. Die Rinde beginnt sich vom zu Stamm zu schälen.

Es sit beinähe zu spät, als der Förster sie besucht. Er gräbt sie wieder aus und entdeckt lauter Unrat in der Erde. Abfall, den die Menschen dort verscharrt haben.

„Es muss doch mal gutgehn, Bäulein“, sagt die Förster und trägt es an den Waldrand. Dort wächst sie weiter. Sie wird ein stattlicher Baum.

Nur beobachtet sie mit Schrecken, dass am Waldrand Häuser gebaut wеrdеn.

Sie mag es, wenn Kinder um sie herum spielen oder wenn sich jemand in ihren Schatten legt. Dazu ist sie auch da. Sie fragt sich, wie lange es dauern wird, bis die Maschinen den Wald erreicht haben.

Und was dann geschieht.

Denn zum Wandern ist sie nun zu groß.

Sie muss bleiben.

Sie muss abwarten.

Sie möchte noch lange wachsen.

Sie fragt sich, ob die Menschen ab und zu auch an ihre stummen Nachbarn, die Bäume, denken.

Thema: Energie

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