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1. Der erste Eindruck

Hören und lesen: Sagt Ihnen das Gedicht etwas? Welches Problem spricht das Gedicht an? Spricht es Ihre eigenen Probleme an? Was ist Ihnen besonders aufgefallen? Welche Erwartungen erweckt das Wort „Romanze“ in der Überschrift? Wie lässt sich „sachlich“ mit „Romanze“ in Verbindung bringen?

2. Die Thematik

Welche Fragen haben Sie zum Inhalt?

Versuchen Sie mit eigenen Worten die Aussagen des Gedichtes wiederzugeben.

2. Die Art der Darstellung

Wie ist die Situation dargestellt? Wird das Thema Schritt für Schritt entwickelt, oder erschließt es sich an einer „Schlüsselstelle“? Gibt es eine „Kernaussage“, um die sich die anderen Aussagen gruppieren? Wird direkt oder verschlüsselt, z.B. in Bildern, gesprochen? Aus welchen Bereichen stammen die Bilder? Wie lässt sich ihre Bedeutung erschließen? Was bleibt ungeklärt und unverständlich? Durchzieht ein Bild das ganze Gedicht? Handelt es sich um Einzelbilder? Welche Funktion hat der einzige Vergleich im Gedicht?

4. Sprachform – Klang, Rhythmus, Aufbau

Wie klingt das Gedicht? Haben Sie, als Sie das Gedicht zum ersten Mal hörten, einen bestimmten Klang entdeckt, eine Musikalität, die in der Sprache begründet ist? Durch welche sprachlichen Elemente wird der Klang erzeugt?

Reime am Ende der Zeilen eines Gedichts, d.h. gleiche Selbstlaute/Vokale und Mitlaute/Konsonanten der letzten betonten Silbe.

Die Anordnung von Reimen in diesem Gedicht: Kreuzreime.

Rhythmus. Klingt das Gedicht wie eine durchgehende Melodie, oder sind Wechsel, deutliche Unterbrechungen festzustellen? Wie lässt sich der Rhythmus im Gedicht kennzeichnen?

Aufbau. Wie ist das Gedicht aufgebaut? Ist es in einzelne Abschnitte, d.h. Strophen, gegliedert? Aus wie vielen Zeilen bestehen die Strophen? Sind sie gleich oder unterschiedlich lang? Welche Bedeutung hat die Länge der letzten Strophe von Erich Kästners Gedicht „Sachliche Romanze“?

5. Zusammenfassung der Interpretation

Vergleichen Sie das Ergebnis Ihrer Untersuchung mit dem ersten Eindruck, den das Gedicht auf Sie gemacht hat? Bestätigt sich der erste Eindruck? Konnten Sie klären, was Ihnen zunächst unverständlich vorkam? Wie „aktuell“ ist das Gedicht? Wie beurteilen Sie das Gedicht jetzt?

Was unterscheidet das Gedicht von einer Prosaerzählung ähnlichen Inhalts? Welche vergleichbaren Situationen und Probleme kennen Sie, und wie sprechen Sie darüber?

Heinrich Heine

  1. Lyrisches Intermezzo

Und wüssten's die Blumen, die kleinen,

Wie tief verwundet mein Herz,

Sie würden mit mir weinen,

Zu heilen meinen Schmerz.

Und wüssten's die Nachtigallen,

Wie ich so traurig und krank,

Sie ließen fröhlich erschallen

Erquickenden Gesang.

Und wüssten sie mein Wehe,

Die goldnen Sternelein.

Sie kämen aus ihrer Höhe

Und sprächen Trost mir ein.

Die alle können's nicht wissen,

Nur eine kennt meinen Schmerz:

Sie hat ja selbst zerrissen,

Zerrissen mir das Herz.

Erläuterungen

Das dargebotene Gedicht ist dem zweiten Zyklus des „Buches der Lieder“, dem „Lyrischen Intermezzo“, entnommen. Das Gedicht ist dem Thema der unglücklichen, unerwiderten Liebe gewidmet. Der Dichter äußert seine Gefühle in einer ausgesprochen volkstümlichen Form. Das architektonische Gepräge des Gedichts bestimmt der Parallelismus der drei ersten Strophen und der Kontrast der letzten Strophe zu den drei ersten. Jede der drei ersten Strophen besteht aus einem Satz bestimmter Struktur: es sind irreale Bedingungssätze, in denen der Nebensatz dem Hauptsatz vorangestellt ist. Der syntaktische Parallelismus wird durch die anaphorische Wiederholung der Konjunktion und sowie des Prädikats im Nebensatz verstärkt. Die erste Stelle in jedem der drei Hauptsätze nimmt das Subjekt ein, welches durch das Pronomen sie ausgedrückt ist.

Dank dem architektonischen Parallelismus der ersten drei Strophen wird die letzte Strophe wie ein Gegensatz zu dem ganzen Gedicht empfunden. Der Kontrast zwischen dem Gewünschten und der Wirklichkeit wird dadurch besonders stark betont. Der architektonische Parallelismus, die anaphorische Wiederholung einzelner Wörter und Wortgruppen ist eine verbreitete Erscheinung in der Volksdichtung.

Der Verstyp des Gedichtes – dreihebige Zeilen mit jambisch-anapästischen Versen, also mit Abwechselung von 1 – 2 Senkungen zwischen den Hebungen – wird oft als deutsche Volksliedstrophe bezeichnet. Charakteristisch für die Volksdichtung ist auch der Reimtyp in diesem Gedicht: gekreuzte Reime.

Der Dichter wendet sich in seinem Schmerz an die ihn umgebende Natur, an die Blumen und Nachtigallen. Das ist in der Volkspoesie wiederum ein traditionelles Mittel des Ausdrucks.

Das Gedicht ist vorwiegend im Konjunktiv geschrieben. Die Vermutungen des Dichters werden in diese verbale Form gekleidet und dadurch wird ein weiteres Mal das volkstümliche Gepräge verstärkt.

Die Form eines Gedichts bedingt einige Abschweifungen vom normativen Satzbau. In der jeweils zweiten Zeile der ersten und zweiten Strophen sind das Hilfsverb und die Kopula weggelassen. In der vierten Zeile der ersten Strophe ist die Wortfolge in der Infinitivgruppe verändert. Diese Besonderheiten tragen nicht nur zum Erhalten des Versmaßes und des Reimes bei, sondern auch zur nachdrücklichen Betonung derjenigen Wörter, die dieser Betonung bedürfen (verwundet, heilen, traurig, krank).

Demselben Zweck dient die Absonderung einzelner Satzglieder im Gedicht: die Absonderung des Attributs zum Worte die Blumen, die Wiederaufnahme des Subjekts in der dritten Strophe:

Und wüssten sie mein Wehe,

Die goldnen Sternelein.

Sie kämen aus ihrer Höhe…

Sonst ist der Aufbau des Gedichtes sehr schlicht. Fast jede Zeile trägt einen selbständigen (abgeschlossenen) Gedanken. Dort, wo dies nicht der Fall ist, wird auf die nächste Zeile entweder eine Prädikatgruppe oder eine Subjekt- bzw. Objektgruppe übertragen, also auch eine mehr oder weniger abgeschlossene Wortgruppe.

Ebenso schlicht ist die Lexik im Gedicht. Das Thema des Gedichts bestimmt die Wortwahl. Es sind hauptsächlich Wörter aus dem Alltagsleben eines Menschen: verwunden, das Herz, weinen, der Schmerz, traurig, krank usw.

Die Verkleinerungsformen der Substantive kommen häufig in Volksliedern vor. Die goldenen Sternelein ist eines der Elemente der Volkstümlichkeit im Gedicht.

Im Wortschatz des Gedichtes aber befinden sich einzelne Wörter, die den Dichter verraten, seine Stimme, seine Wortwahl. So z.B. erscheint in der zweiten Strophe das adjektivierte Partizip I erquickend, das nicht in die Umgangssprache gehört.

Die Hinwendung des Verfassers zum Leben in der Natur ermöglicht die starke Bildhaftigkeit des Gedichts. Diese wird erreicht durch die Personifizierung der Naturerscheinungen:

Die Blumen - Sie würden mit mir weinen,

Zu heilen meinen Schmerz.

Die Sterne - Sie kämen aus ihrer Höhe

Und sprächen Trost mir ein.

Aufgaben:

  • Besprechen Sie die Reimstellung im Gedicht.

  • Zeigen Sie den Unterschied im Wortgebrauch: das Weh – der Schmerz, wissen - kennen.

  • Bestimmen Sie, wie die Verkleinerungsform die goldenen Sternelein wirkt.

  • Erklären Sie, warum in der letzten Strophe nicht der Konjunktiv, sondern der Indikativ gebraucht wird.

  • Bestimmen Sie die Wortart und den stilistischen Wert des Wortes die am Anfang der vierten Strophe.

  • Erklären Sie, warum die Infinitivgruppe zu heilen meinen Schmerz veraltet wirkt.

Johannes Robert Becher

  1. Gras

(Aus „Volk, Im Dunkel wandelnd“)

Ich neige mich vor dir, dem Gras.

Lass mich zu dir, dem Grase, beten!

Verzeih mir, dass ich dich zertreten,

Und dass ich dich, das Gras, vergaß.

Ich neige mich vor dir, dem Gras.

Ich neige mich vor dir, dem Gras.

Sind wir auch noch so hoch gestiegen,

Wir kommen unter dich zu liegen.

Und nichts ist so gewiss als das:

Es wächst das Gras. Es wächst das Gras.

Ich neige mich vor dir, dem Gras.

Erläuterungen:

In diesem feinen lyrischen Gedicht erweist sich Becher als ein großer Meister der poetischen Form. Eine tiefe lyrische Entwicklung ist im Gedicht hauptsächlich durch zwei Mittel erzielt: durch Wiederholung und Lautmalerei.

Jede Strophe des Gedichts und das Gedicht im Ganzen sind durch die Wiederholung eines Satzes umrahmt, welcher den Hauptgedanken des Dichters ausdrückt:

Ich neige mich vor dir, dem Gras.

Eine besondere Bedeutung dieses Satzes wird auch durch seine Stellung am Ende jeder Strophe betont. Die letzte Zeile jeder Strophe steht abgesondert und kann wie ein eigenartiger Refrain betrachtet werden.

Bemerkenswert ist die mehrmalige Wiederholung des Wortes das Gras, des semantischen Kerns dieses Gedichts, in Form eines Nachtrags (die Absonderung eines Substantivs oder einer Wortgruppe in Endstellung, während ein Pronomen oder ein Adverb dem Substantiv vorangeht), durch den inneren Reim verstärkt:

Ich neige mich vor dir, dem Gras.

Lass mich zu dir, dem Grase, beten!

Verzeih mir, dass ich dich zertreten,

Und dass ich dich, das Gras, vergaß.

Diese Art der Wiederholung trägt zur Hervorhebung des Wortes Gras wesentlich bei.

Das ganze Gedicht ist eine schöne Nachahmung des stillen Rauschens des Grases. Lautmalerisch wirkt die Anhäufung des stimmlosen s und des Ich – Lautes. Eine besondere Schönheit des Klanges verleiht dem Gedicht auch der Gebrauch der Sonorlaute l und r.

Becher erscheint in diesem Gedicht als ein feinfühlender Naturdichter.

Aufgaben:

  • Bestimmen Sie, zu welchem Verssystem dieses Gedicht gehört. Analysieren Sie das Versmaß des Gedichts.

  • Erläutern Sie die Rolle der Personalpronomen im Gedicht.

  • Betrachten Sie die Besonderheiten der Satzstruktur in Verbindung mit der Rolle des Satzes in der Versstruktur:

Verzeih mir, dass ich dich zertreten,

Und dass ich dich, das Gras, vergaß.

  • Schätzen Sie den Ausdruckswert der Anrede im Gedicht ein.

  • Besprechen Sie die Lautinstrumentierung des Gedichts.

Bertolt Brecht

  1. Lernen - wozu?

Mein junger Sohn fragt mich: Soll ich Mathematik lernen?

Wozu, möchte ich sagen. Dass zwei Stück Brot mehr sind als eines

Das wirst du auch so merken.

Mein junger Sohn fragt mich: Soll ich Französisch lernen?

Wozu, möchte ich sagen. Dieses Rech geht unter. Und

Reibe du nur mit der Hand den Bauch und stöhne

Und man wird dich schon verstehen.

Mein junger Sohn fragt mich: Soll ich Geschichte lernen?

Wozu, möchte ich sagen. Lerne du deinen Kopf in die Erde stecken

Da wirst du vielleicht übrig bleiben.

Ja, lerne Mathematik, sage ich

Lerne Französisch, lerne Geschichte!

Aufgaben:

- Welche drei Antworten möchte der Vater seinem Sohn eigentlich geben?

  • ­Welche ( einzige ) Antwort gibt er ihm auf seine Fragen wirklich?

  • Warum gibt der Vater seinem Sohn wohl nur diese Antwort?

  • Welche Antwort würden die Eltern ihrem Sohn/ihrer Tochter heute geben?

  • Wie heißt der Zyklus (Reihe von Texten, die zusammengehören), zu dem dieses Brecht-Gedicht gehört?

  • Wo lebte Brecht zu der Zeit, über die das Gedicht spricht? Warum lebte er wohl dort?

  • Was hat das Gedicht mit diesem Wohnort und mit Deutschland zu tun?

  • Drückt das Gedicht eher Resignation oder Hoffnung / Mut aus?

  • Was soll der Sohn / der Leser lernen?

Johann Wolfgang von Goethe

  1. Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit seinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? –

Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?

Den Erlenkönig mit Krön und Schweif? –

Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. —

„Du liebes Kind, komm geh mit mir!

Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;

Manch bunte Blumen sind an dem Strand,

Meine Mutter hat manch gülden Gewand."

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,

Was Erlkönig mir leise verspricht? –

Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind;

In dürren Blättern säuselt der Wind. –

„Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?

Meine Töchter sollen dich warten schön;

Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,

Und wiegen und tanzen und singen dich ein."

Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort

Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –

Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:

Es scheinen die alten Weiden so grau. –

„Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;

Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt."

Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!

Erlkönig hat mir ein Leids getan!

Dem Vater grauset`s, er reitet geschwind,

Er hält in den Armen das ächzende Kind,

Erreicht den Hof mit Müh und Not;

In seinen Armen das Kind war tot.