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75. Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,

als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde

aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

unendlich sanft in seinen Händen hält.

76. Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762 - 1834) war ein Schweizer Dichter. Er hat eine Neigung zum Wehmütigen und schildert vor allem Ereignisse aus den Themenkreisen Natur und Heimat. Die Dichtungen von Salis-Seewis zeichnen sich durch Männlichkeit, Frische, Volkstümlichkeit sowie tieferer und wahrerer Sehnsucht aus. Franz Schubert hat viele Gedichte von Salis-Seewis wie „Abschied von der Harfe“, „Zum Rundtanz“ vertont. Als bekanntestes Werk des Dichters gilt heute das „Herbstlied“.

77. Herbstlied

Bunt sind schon die Wälder,

Gelb die Stoppelfelder,

Und der Herbst beginnt.

Rote Blätter fallen.

Graue Nebel wallen,

Kühler weht der Wind.

Wie die volle Traube

Aus dem Rebenlaube

Purpurfarbig strahlt!

Am Geländer reifen

Pfirsiche mit Streifen

Rot und weiß bemalt.

Sieh! Wie hier die Dirne

Emsig Pflaum und Birne

In ihr Körbchen legt,

Dort mit leichten Schritten

Jene goldnen Quitten

In den Landhof trägt!

Flinke Träger springen,

Und die Mädchen singen,

Alles jubelt froh!

Bunte Bänder schweben

Zwischen hohen Reben

Auf dem Hut von Stroh.

Geige tönt und Flöte

Bei der Abendröte

Und im Mondenglanz;

Junge Winzerinnen

Winken und beginnen

Deutschen Ringeltanz.

Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 - 1805) war ein deutscher Dichter, Philosoph und Historiker. Er gilt als der bedeutendste deutsche Dramatiker. Viele seiner Theaterstücke gehören zum Standardrepertoire der deutschsprachigen Theater. Auch als Lyriker war er erfolgreich: seine Gedankenlyrik wurde exemplarisch, seine Balladen zählen zu den beliebtesten deutschen Gedichten. Schiller gehört mit Wieland, Goethe und Herder zum Viergestirn der Weimarer Klassik. Während Goethe die harmonische Einheit des natürlichen Seins zu spüren glaubte, sah Schiller den Menschen in der Spannung zwischen Geist und Körper, Freiheit und Natur. Seine bedeutendsten Werke sind: Die Räuber. Kabale und Liebe. Don Carlos. Wallenstein. Maria Stuart. Die Jungfrau von Orléans. Wilhelm Tell.

78. Der Handschuh

Vor seinem Löwengarten,

Das Kampfspiel zu erwarten,.

Saß König Franz,

Und um ihn die Großen der Krone,

Und rings auf hohem Balkone

Die Damen in schönem Kranz.

Und wie er winkt mit dem Finger,

Auftut sich der weite Zwinger,

Und hinein mit bedächtigem Schritt

Ein Löwe tritt

Und sieht sich stumm

Rings um

Mit langem Gähnen,.

Und schüttelt die Mähnen

Und streckt die Glieder

Und legt sich nieder.

Und der König winkt wieder,

Da öffnet sich behend

Ein zweites Tor,

Daraus rennt

Mit wildem Sprunge

Ein Tiger hervor.

Wie der den Löwen erschaut,

Brüllt er laut,

Schlägt mit dem Schweif

Einen furchtbaren Reif

Und recket die Zunge,

Und im Kreise scheu

Umgeht er den Leu

Grimmig schnurrend,

Drauf streckt er sich murrend

Zur Seite nieder.

Und der König winkt wieder;

Da speit das doppelt geöffnete Haus

Zwei Leoparden auf einmal aus,

Die stürzen mit mutiger Kampfbegier

Auf das Tigertier;

Das packt sie mit seinen grimmigen Tatzen.

Und der Leu mit Gebrüll

Richtet sich auf — da wird's still;

Und herum im Kreis,

Von Mordsucht heiß,

Lagern sich die greulichen Katzen.

Da fällt von des Altans Rand

Ein Handschuh, von schöner Hand -

Zwischen den Tiger und den Leu’n

Mitten hinein.

Und zu Ritter Delorges, spottender Weis'

Wendet sich Fräulein Kunigund:

„Herr Ritter, ist Eure Lieb' so heiß,

Wie ihr mir's schwört zu jeder Stund',

Ei, so hebt mir den Handschuh auf!"

Und der Ritter, in schnellem Lauf,

Steigt hinab in den furchtbaren Zwinger

Mit festem Schritte,

Und aus der Ungeheuer Mitte

Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

Und mit Erstaunen und mit Grauen

Sehen's die Ritter und Edelfrauen,

Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.

Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,

Aber mit zärtlichem Liebesblick -

Er verheißt ihm sein nahes Glück —

Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.

Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:

„Den Dank, Dame, begehr' ich nicht!"

Und verlässt sie zur selben Stunde.