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59. Deutschland, ein Wintermärchen

( Auszug )

Ein neues Lied, ein besseres Lied,

O Freunde, will ich euch dichten!

Wir wollen hier auf Erden schon

Das Himmelreich errichten.

Wir wollen auf Erden glücklich sein,

Und wollen nicht mehr darben;

Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,

Was fleißige Hände erwarben.

Es wächst hienieden Brot genug

Für alle Menschenkinder,

Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,

Und Zuckererbsen nicht minder.

Ja, Zuckererbsen für jedermann,

Sobald die Schoten platzen!

Den Himmel überlassen wir

Den Engeln und den Spatzen.

Und wachsen uns Flügel nach dem Tot,

So wollen wir euch besuchen

Dort oben, und wir, wir essen mit euch

Die seligsten Torten und Kuchen.

Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929) war ein österreichischer Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker, Librettist sowie Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Er gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten des deutschsprachigen Fin de siècle und der Wiener Moderne. Seine Opernlibretti (wie zum Beispiel der »Rosenkavalier«) und seine Komödien erweisen sich bis heute als außerordentlich wirkungsvoll. Seine bedeutenden Werke: Das lyrische Drama "Der Tod des Tizian". "Der Thor und der Tod". Das Drama "Frau im Fenster". "Ein Brief". Das Trauerspiel "Der Turm". Das Drama "Der Schwierige".

60. Vorfrühling

Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

Er hat sich gewiegt,

Wo Weinen war,

Und hat sich geschmiegt

In zerrüttetes Haar.

Er schüttelte nieder

Akazienblüten

Und kühlte die Glieder,

Die atmend glühten.

Lippen im Lachen

Hat er berührt,

Die weichen und wachen

Fluren durchspürt.

Er glitt durch die Flöte

Als schluchzender Schrei,

An dämmernder Röte

Flog er vorbei.

Er flog mit Schweigen

Durch flüsternde Zimmer

Und löschte im Neigen

Der Ampel Schimmer.

Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

Durch die glatten

Kahlen Alleen

Treibt sein Wehn

Blasse Schatten.

Und den Duft,

Den er gebracht,

Von wo er gekommen

Seit gestern Nacht.

61. Die beiden

Sie trug den Becher in der Hand

- Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand —,

So leicht und sicher war ihr Gang,

Kein Tropfen aus dem Becher sprang.

So leicht und fest war seine Hand:

Er ritt auf einem jungen Pferde,

Und mit nachlässiger Gebärde

Erzwang er, dass es zitternd stand.

Jedoch, wenn er aus ihrer Hand

Den leichten Becher nehmen sollte,

So war es beiden allzu schwer:

Denn beide bebten sie so sehr,

Dass keine Hand die andre fand

Und dunkler Wein am Boden rollte.

Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770 - 1843) zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern. Sein Werk nimmt in der deutschen Literatur um 1800 eine selbständige Stellung neben Weimarer Klassik und Romantik ein. Obwohl Hölderlins hymnischer Stil in der deutschen Literatur einmalig geblieben ist, hat seine kürzere und fragmentarischere Lyrik tiefgehenden Einfluss auf die deutsche Poesie ausgeübt. Seine Werke: Der Tod des Empedokles. Hyperion oder Der Eremit in Griechenland.