Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:

Remarque_Erich_Maria_-_Die_Nacht_von_Lissabon

.pdf
Скачиваний:
51
Добавлен:
27.05.2015
Размер:
1.01 Mб
Скачать

nachts voll mit Sternen. Helen hatte eine Zeltplane besorgt, auf der wir unter trockenem Laub in dem zerstörten Klostergang lagen und auf die Geräusche der Nacht horchten. ›Wie kommt es, daß du so fortkannst?‹ fragte ich sie einmal. ›Und so oft?‹

›Ich habe eine Vertrauensstelle und etwas Protektion‹, erwiderte sie nach einer Weile. ›Du hast ja gesehen - ich bin auch manchmal im Dorf.‹

›Kannst du deshalb das Essen für mich bekommen?‹

›Ich bekomme es von der Kantine. Wir dürfen dort etwas kaufen, wenn wir Geld haben und solange es etwas gibt.‹

›Hast du keine Angst, daß jemand dich hier sehen könnte oder dich verraten würde?‹

Sie lächelte. ›Nur für dich. Nicht für mich. Was kann mir passieren? Ich bin ja schon im Gefängnis.‹

Am nächsten Abend kam sie nicht. Die Klagemauer löste sich auf, ich schlich heran, die Baracken lagen schwarz im schwachen Licht, ich wartete, aber sie kam nicht. Ich hörte die Nacht durch die Frauen, die zur Toilettenbaracke wanderten, ich hörte Seufzen und Stöhnen, und plötzlich sah ich die abgeschirmten Lichter von Automobilen auf der Straße. Tagsüber blieb ich im Walde. Ich war unruhig; irgend etwas mußte passiert sein. Eine Zeitlang dachte ich an das, was ich im Lager gehört hatte, und in einer sonderbar umgekehrten Weise wurde es mir zum Trost. Alles war besser, als daß Helen krank, abtransportiert oder tot war. Diese drei Möglichkeiten lagen so dicht beieinander, daß alle dasselbe bedeuteten. Und unser Leben war so ausweglos, daß es jetzt nur auf eines ankam: sich nicht zu verlieren, und irgendwann zu versuchen, aus dem Wirbel in eine stille Bucht zu flüchten. Vielleicht konnten wir dann noch einmal alles vergessen.

211

Man kann es nicht«, sagte Schwarz. »Nicht mit aller Liebe, allem Mitleid, aller Güte, aller Zärtlichkeit. Ich wußte das, und es war mir gleich, ich lag im Walde und starrte auf die schwebenden Leichen der bunten Blätter, die sich von den Zweigen lösten, und dachte nur: Laß sie leben! Laß sie leben, Gott, und ich will sie nie nach etwas fragen. Das Leben eines Menschen ist so viel größer als die Verstrickungen, in die er gerät, laß sie leben, nur leben, und wenn es ohne mich sein muß, so laß sie leben ohne mich, aber laß sie leben!

Helen kam auch nicht in der folgenden Nacht. Dafür sah ich abends wieder zwei Automobile. Sie kamen die Straße zum Lager herauf. Ich schlich in weitem Bogen herum und erkannte Uniformen. Ich konnte nicht sehen, ob es SSoder Wehrmachts-Uniformen waren, aber es mußten deutsche sein. Ich verbrachte eine entsetzliche Nacht. Die Wagen waren gegen neun Uhr gekommen und fuhren erst nach ein Uhr wieder ab. Die Tatsache, daß sie nachts gekommen waren, ließ es fast zur Gewißheit werden, daß es Gestapo war. Als sie abfuhren, konnte ich nicht erkennen, ob Leute aus dem Lager mitgenommen wurden. Ich irrte - ich irrte im buchstäblichen Sinne des Wortes - auf der Straße und um das Lager herum bis zum Morgen. Dann wollte ich noch einmal versuchen, als Monteur in das Lager zu gelangen, aber ich sah, daß die Wachen verdoppelt waren und daß ein Zivilist mit Listen dabeisaß.

Der Tag schien kein Ende zu nehmen. Als ich zum hundertsten Male an den Stacheldrähten vorbeistrich, sah ich plötzlich, etwa zwanzig Schritte davon entfernt, auf meiner Seite, ein Paket, das in eine Zeitung gewickelt war. Es enthielt ein Stück Brot und zwei Äpfel und einen Zettel ohne Unterschrift: ›heute abend‹. Helen mußte es herausgeworfen haben, als ich nicht da war. Ich aß das Brot auf den Knien, so schwach war mir plötzlich. Dann

212

ging ich zu meinem Versteck und schlief. Nachmittags wachte ich auf Es war ein sehr klarer Tag, gefüllt mit goldenem Licht wie mit Wein. Das Laub hatte sich jede Nacht stärker gefärbt. Jetzt standen die Buchen und eine Linde in der warmen Nachmittagssonne, die auf meine Lichtung fiel, so gelb und rot da, als habe ein unsichtbarer Maler während meines Schlafes sie in Fackeln verwandelt, die in einem völlig stillen Licht bewegungslos leuchteten. Nicht ein Blatt rührte sich.«

Schwarz unterbrach sich. »Bitte werden Sie nicht ungeduldig, wenn ich scheinbar unnötige Naturschilderungen mache. Die Natur war so wichtig in all dieser Zeit für uns, wie sie es für Tiere ist. Sie war auch das, was uns nie zurückwies. Wir brauchten keinen Paß und keinen Arierausweis für sie. Sie gab und nahm, aber sie war unpersönlich, und das war wie eine Medizin. An diesem Nachmittag regte ich mich lange nicht; ich fürchtete, ich könne überfließen wie eine Schale, randvoll mit Wasser. Dann sah ich plötzlich, in der vollkommenen Stille, ohne einen Hauch von Wind, Hunderte von Blättern von den Bäumen niederschweben, als hätten sie einem geheimnisvollen Kommando gehorcht. Sie glitten gelassen durch die klare Luft, und einige fielen auf mich nieder. In diesem Augenblick erkannte ich die Freiheit des Todes und ihren ungeheuren Trost. Ich wußte, ohne einen Entschluß zu fassen, daß ich die Gnade hatte, mein Leben beenden zu können, wenn Helen stürbe, daß ich nicht allein zurückzubleiben brauchte, und daß diese Gnade der Ausgleich ist, der dem Menschen gegeben ist für das Übermaß an Liebe, dessen er fähig ist und das über das Maß der Kreatur hinausgeht; - ich erkannte es, ohne zu denken, und während ich es erkannte, war es, in einem fernen Sinne, schon nicht mehr ganz notwendig, zu sterben.

213

Helen stand nicht in der Reihe der Klagemauer. Sie kam erst, als die andern fort waren. Sie trug ein Paar kurze Hosen und eine Bluse und reichte mir eine Flasche Wein und ein Paket durch den Draht. In dem ungewohnten Anzug erschien sie sehr jung.

›Der Kork ist gezogen‹, sagte sie. ›Hier ist auch ein Trinkbecher.‹ Sie schlüpfte leicht durch die Stacheldrähte. ›Du mußt fast verhungert sein. Ich habe in der Kantine etwas bekommen, was ich seit Paris nicht mehr gesehen habe.‹

›Eau de Cologne‹, sagte ich. Sie roch danach, frisch in der frischen Nacht.

Sie schüttelte den Kopf. Ich sah, daß ihr Haar geschnitten war; es war kürzer als vorher.

›Was ist nur passiert?‹ fragte ich, plötzlich ärgerlich. ›Ich habe geglaubt, man hätte dich abgeholt oder du wärest im Sterben, und du kommst wieder, als hättest du einen Schönheitssalon besucht. Hast du auch die Nägel manikürt bekommen?‹

›Ich habe es selbst getan.‹ Sie hob die Hände und lachte. ›Laß uns den Wein trinken!‹

›Was ist passiert? War die Gestapo da?‹

›Nein. Eine Kommission der Armee. Aber es waren zwei Gestapo-Beamte dabei.‹

›Haben sie jemand mitgenommen?‹ ›Nein‹, erwiderte sie. ›Gib mir zu trinken.‹

Ich sah, daß sie sehr erregt war. Ihre Hände waren heiß, und ihre Haut war so trocken, als müßte sie knistern.

›Sie waren da‹, sagte sie. ›Sie kamen, um eine Liste der Nazis im Lager zu machen. Sie sollen nach Deutschland zurückgeschickt werden.‹

214

›Habt ihr viele?‹

›Genug. Wir haben nicht geglaubt, daß es so viele wären. Manche haben es nie zugegeben. Eine war dabei, die ich kannte - sie trat plötzlich vor und erklärte, sie gehöre zur Partei, sie habe sich wertvolle Nachrichten verschafft, sie wolle zurück ins Vaterland, man habe sie hier abscheulich behandelt, man solle sie gleich mitnehmen. Ich kannte sie gut. Zu gut. Sie weiß -‹

Helen trank rasch und gab mir den Becher. ›Was weiß sie?‹ fragte ich.

›Ich kann es nicht mehr genau sagen. Es gab so viele Nächte, wenn man redete und redete. Sie weiß, wer ich bin -‹ Sie hob den Kopf ›Ich gehe nie zurück, nie! Ich bringe mich um, wenn sie mich holen wollen.‹

›Du wirst dich nicht umbringen, und sie werden dich nicht holen. Warum? Georg ist Gott weiß wo; er erfährt nicht alles. Und wozu sollte die Frau das verraten wollen? Was kann es ihr helfen?‹

›Versprich, daß du mich nicht zurückholen läßt.‹

›Ich verspreche es dir‹, sagte ich. Sie war zu erregt, als daß ich etwas anderes hätte tun können, als in meiner Ohnmacht Allmacht zu versprechen.

›Ich liebe dich‹, sagte sie mit ihrer heiseren, erregten Stimme. ›Ich liebe dich, und was immer auch passieren mag, das mußt du immer glauben!‹

›Ich glaube es‹, erwiderte ich und glaubte es und glaubte es nicht.

Sie lehnte sich erschöpft zurück. ›Wir wollen fliehen‹, sagte ich. ›Heute nacht noch.‹

›Wohin? Hast du deinen Paß?‹

›Ja. Jemand, der im Büro arbeitete, wo die Papiere der Internierten verwahrt wurden, hat ihn mir gegeben. Wer

215

hat deinen?‹

Sie antwortete nicht. Sie starrte eine Weile vor sich hin. ›Eine jüdische Familie ist hier‹, sagte sie dann. ›Mann, Frau und Kind. Vor wenigen Tagen gekommen. Das Kind ist krank. Sie traten mit vor. Sie wollen nach Deutschland zurück. Der Hauptmann fragte sie, ob sie nicht Juden wären. Sie wären Deutsche, sagte der Mann. Sie wollten zurück. Der Hauptmann wollte ihnen etwas sagen, aber die beiden Gestapoleute standen dabei. ›Sie wollen wirklich zurück?‹ fragte er noch einmal. ›Schreiben Sie sie auf, Hauptmann‹, sagte einer der Gestapoleute und lachte. ›Wenn sie soviel Sehnsucht nach der Heimat haben, wollen wir ihnen den Gefallen tun.‹ Sie wurden aufgeschrieben. Es ist nicht mit ihnen zu reden. Sie sagen, sie könnten nicht mehr weiter. Das Kind sei schwer krank. Die andern Juden hier würden ohnehin auch bald abgeholt; da sei es besser, sich vorher zu melden. Wir säßen in der Falle. Es sei besser, freiwillig zu gehen. Sie sind wie taube Maulesel. Du mußt mit ihnen reden.‹

›Ich? Was kann ich ihnen sagen?‹

›Du bist dagewesen. Du warst drüben in einem Lager. Du bist zurückgegangen. Und wieder geflohen.‹

›Wo soll ich es ihnen sagen?‹

›Hier. Ich hole den Mann. Ich weiß, wo er ist. Sofort. Ich habe es ihm gesagt. Man kann ihn noch retten.‹

Nach einer Viertelstunde brachte sie einen schmächtigen Mann, der sich weigerte, durch den Stacheldraht zu kriechen. Er stand auf der Lagerseite und ich auf der anderen, und er hörte mir zu. Ein wenig später kam die Frau. Sie war sehr blaß und sprach kein Wort. Man hatte die beiden und ihr Kind vor etwa zehn Tagen aufgegriffen. Sie waren getrennt in verschiedenen Lagern gewesen und

216

dann geflohen, und der Mann hatte die Frau durch ein Wunder wiedergefunden. Sie hatten überall auf den Straßensteinen und an den Häuserecken ihre Namen hinterlassen.«

Schwarz sah mich an. »Sie kennen die Via Dolorosa?«

»Wer kennt sie nicht! Sie reicht von Belgien bis in die Pyrenäen.«

Die Via Dolorosa war zu Beginn des Krieges entstanden. Nach dem Einbruch der deutschen Truppen in Belgien und dem Durchbruch der Maginotlinie hatte die große Flucht eingesetzt, zuerst mit Automobilen, beladen mit Hausrat und Betten, dann mit jeder Art von Vehikeln, mit Fahrrädern, mit Pferdekarren, mit Karren, die von Menschen gezogen wurden, mit Kinderwagen, und schließlich in endlosen Reihen zu Fuß, dem Süden zu verfolgt von Stuka-Bombern, durch den Hochsommer Frankreichs. Auch die Flucht der Emigranten, dem Süden zu, begann. Damals entstanden die Straßenzeitungen. An den Mauern der Straßen, an Häusern in Dörfern, an den Ecken der Kreuzungen wurden die Namen und Hilferufe von Menschen, die sich suchten, von ihnen angeschrieben, mit Kohle, mit Kreide, mit Farbe. Die Emigranten, die bereits seit Jahren flüchteten und sich vor der Polizei versteckten, hatten außerdem eine Kette von Stützpunkten, die von Nizza bis Neapel und von Paris bis Zürich reichte. Es waren Leute, die dort wohnten und Nachrichten vermittelten, Adressen austauschten, Rat gaben und bei denen man auch ein paar Nächte unterkommen konnte. Durch ihre Hilfe hatte der Mann, von dem Schwarz sprach, seine Frau und sein Kind wiedergefunden, etwas, was sonst schwieriger gewesen wäre, als die sprichwörtliche Stecknadel in einem Heuhaufen zu finden.

»›Wenn wir bleiben wollen, werden wir wieder getrennt‹, erklärte der Mann mir«, sagte Schwarz. »›Dies

217

ist ein Frauenlager. Wir sind zusammen eingeliefert worden, aber nur für ein paar Tage. Man hat mir schon mitgeteilt, daß ich anderswohin käme, in eines der Männerlager. Wir könnten es nicht ertragen.‹ Er hatte alles überlegt; es sei besser so. Fliehen könnten sie nicht; das hätten sie versucht. Sie wären fast dabei verhungert. Jetzt sei das Kind krank, die Frau erschöpft - und er selbst habe keine Kraft mehr. Es sei besser, freiwillig zu gehen; wir andern seien nur noch wie Vieh in den Hallen eines Schlachthofes. Man würde uns nach Bedarf und Laune holen. ›Weshalb hat man uns nicht gehen lassen, als es noch Zeit war?‹ sagte er zum Schluß, ein sanfter, schmaler Mann mit einem schmalen Gesicht und einem kleinen, dunklen Schnurrbart. Niemand hätte eine Antwort darauf gewußt. Man wollte uns zwar nicht haben, aber man wollte uns auch nicht gehen lassen - das war im Zusammenbruch einer Nation ein geringfügiges Paradox, dem wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde von denen, die es hätten ändern können.

Am folgenden Nachmittag kamen zwei Lastwagen die Straße herauf. Im gleichen Augenblick sah ich, wie der Stacheldraht lebendig wurde. Etwa ein Dutzend Frauen halfen einander beim Hindurchkriechen. Sie schwärmten in den Wald. Ich hielt mich versteckt, bis ich Helen bemerkte. ›Wir sind gewarnt worden von der Präfektur‹, sagte sie. ›Die Deutschen sind da, die abzuholen, die zurück wollen. Man weiß nicht, was sonst noch passiert; deshalb ist uns erlaubt worden, uns im Walde zu verstecken, bis sie weg sind.‹

Es war das erste Mal, daß ich sie am Tage sah, abgesehen von dem Augenblick auf der Straße. Ihre langen Beine und ihr Gesicht waren braun; aber sie war sehr dünn. Die Augen waren zu groß und zu glänzend, und

218

das Gesicht war zu schmal. ›Du gibst mir dein Essen und hungerst selbst‹, sagte ich.

›Ich habe genug zu essen‹, erwiderte sie. ›Dafür ist gesorgt. Hier -‹ sie steckte die Hand in die Tasche, ›da ist sogar ein Stück Schokolade. Gestern konnten wir Pate de foie gras und Sardinen in Büchsen kaufen. Aber kein Brot.‹

›Geht der Mann, mit dem ich gesprochen habe?‹ fragte ich.

›Ja -‹

Helens Gesicht zuckte plötzlich. ›Ich gehe nie zurück‹, sagte sie dann. ›Nie! Du hast es mir versprochen! Ich will nicht, daß sie mich fangen!‹

›Sie werden dich nicht fangen.‹

Die Wagen fuhren nach einer Stunde wieder ab. Die Frauen sangen. Verweht klang es herüber: Deutschland, Deutschland über alles.

In dieser Nacht gab ich Helen einen Teil des Giftes, das ich in Le Vernet bekommen hatte.

Einen Tag später wußte sie, daß Georg erfahren hatte, wo sie war.

›Wer hat es dir gesagt?‹ fragte ich. ›Jemand, der es weiß.‹

›Wer?‹

›Der Arzt des Lagers.‹ ›Woher weiß er es?‹

›Von der Kommandantur. Dort ist angefragt worden.‹ ›Hat der Arzt gesagt, was du tun sollst?‹

›Er kann mich ein paar Tage in der Krankenbaracke verstecken. Nicht lange.‹

›Dann mußt du aus dem Lager heraus. Von wem kam

219

gestern die Warnung, daß die von euch, die gefährdet seien, sich im Wald verstecken sollten?‹

›Vom Präfekten.‹

›Gut‹, sagte ich. ›Sieh zu, daß du deinen Paß und einen Entlassungsschein von hier bekommst. Vielleicht kann der Arzt dir helfen. Wenn nicht, dann fliehen wir. Mach fertig, was du mitnehmen willst. Sage niemand etwas. Niemandem! Ich werde versuchen, mit dem Präfekten zu sprechen. Er scheint ein Mensch zu sein.‹

›Tu es nicht! Sei vorsichtig! Um Gottes willen, sei vorsichtig!‹

Ich reinigte meinen Monteuranzug, so gut es ging, und verließ morgens den Wald. Ich mußte damit rechnen, deutschen Patrouillen oder französischen Gendarmen in die Hände zu laufen; aber damit mußte ich von jetzt an immer rechnen.

Es gelang mir, vor den Präfekten zu kommen. Ich bluffte einen Gendarmen und einen Schreiber, indem ich als deutscher Techniker auftrat, der Auskunft haben wollte über die Errichtung einer elektrischen Leitung für militärische Zwecke. Wenn man das Unvermutete tut, kommt man manchmal durch, das hatte ich gelernt. Als Flüchtling hätte mich der Gendarm sofort festgenommen. Diese Sorte Menschen reagiert am besten auf Anschreien.

Dem Präfekten sagte ich die Wahrheit. Er wollte mich zuerst hinauswerfen. Dann amüsierte ihn meine Frechheit. Er gab mir eine Zigarette und sagte, ich solle mich zum Teufel scheren, er wolle nichts gesehen und gehört haben. Zehn Minuten später erklärte er mir, er könne nichts tun, die Deutschen hätten wahrscheinlich Listen, und sie würden ihn verantwortlich machen, wenn jemand fehle. Er wolle nicht in einem deutschen Konzentrationslager verkommen.

220

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]